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vorgartenja, kann ja noch kommen oder hat was mit einer allgemeinen bft-müdigkeit zu tun (das wäre blöd für die nachfolger) – oder mit diesem hier im besonderen (könnte ich verstehen).
du jedenfalls bist ein held! wirklich toll zu lesen, wie du dich immer mehr in die musik hineinschreibst.
Danke für die Blumen! Bin grad aus „Duck Soup“ zurück und stecke tief in der Musik von Llareggub… daher nur kurz ein paar Dinge.
#1
vorgartendas freut mich! jedenfalls ist das definitiv nicht satie, sondern von jemandem, der kürzlich verstorben ist und den ich mit einem kleinen, sehr eigenartigen intro ehren wollte. ich wundere mich allerdings, dass dieses vielbesprochene album, aus dem wiederum dieser track ist, unter jazzleuten offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, noch nicht mal von leuten, die so auf dem grenzzaun zwischen handgemacht und bearbeitet ganz gerne sitzen (wie janPP und kory).
Das ist ja wie bekannt sein dürfte nicht mein Grenzzaun… aber ich lasse mir durchaus gerne hie und das was zuspielen, was ausserhalb meines abgesteckten Raumes liegt. Die Stimmung, dieses (nur scheinbar?) ziellos flanierende Piano, das sich quasi einen unvorhersehbaren Weg durch die ganzen Klänge hindurch schlängelt, das ist schon sehr nahe an Saties „Gymnopedies“ – hör sie Dir mal an, falls Du die Möglichkeit hast!
#2
vorgartendon byron hat ja mal erzählt, dass man sein eigenes spiel nicht mehr hört, wenn man peterson im rücken hat. eine besondere herrausforderung – aber die hommage an blakey ist doch sehr geglückt hier, oder? das abgestoppte crashbecken ist ja ein zitat!
Ja, das hier ist sehr toll gemacht, fraglos! (Hab übrigens die Ornette-CD noch nicht finden können.) Peterson ist wohl manchmal wirklich anstrengend, kann ich mir gut vorstellen. Er ist auch kein Drummer, den ich andauernd hinter mir haben möchte, aber manchmal ist das einfach genau das richtige!
#3
vorgartendas haus, genau. ich mag diese alben sehr gerne (genau genommen sind es drei, die erste ist allerdings ohne posaune) und dieser flötist trifft bei mir immer genau den kitschempfindlichen punkt (als guilty pleasure). aber eigentlich ist das sehr zeitgebundene musik und der versuch, m-base in wärmere, fusionnahe gefilde zu überführen.
Ja, hab ich gesehen, dass es drei gibt – und Deine Beschreibug passt auch schön, kann ich mir gut vorstellen, wie das in etwa klingen mag. Ob ich das regelmässig hören würde, weiss ich nicht. Und verdammt, das muss man doch nicht Kitsch nennen (oder man sollte den Kitsch mal rehabilitieren, den klebrigen Klauen Jeff Koons‘ entwinden).
#4
vorgartenich weiß nicht genau, von wem du im ersten absatz sprichst (dewey?) – aber insgesamt bist du ein wenig auf dem holzweg. das ist auf jeden fall ein freejazzer – free im ganz allgemeinen sinn! und dass du das mit dem anderen ensemble noch nicht gecheckt hast, ist nur noch eine frage von wenigen stunden, glaube ich.
Du sagtest, der Solist hier hätte mit dem anderen Solisten des BFT (des Pianisten, der eben nicht Jarrett ist) gespielt und gehöre zudem einer Combo an, die anderswo im BFT zu hören sei… oder hab ich da etwas vermischt? Dewey ist das nicht, oder? Ich hatte sogar mal kurz an ihn gedacht, aber ich komm immer noch nicht drauf, wer das ist…
#5
vorgartendie farbbestimmung finde ich großartig, sie trifft es ganz genau. ich finde auch, dass man gegen das bass-solo gar nichts sagen kann.
Dann sind das (Deine Anmerkung zu #10 unten) also doch Europäer? Mags Du schon soviel verraten? Musst Du nicht, kannst es gerne noch etwas länger offen lassen!
#6
vorgartendas kann gut sein, muss das mal nachschauen. ich kenne das art ensemble auch nur punktuell, finde aber jeden einzelnen von ihnen auch als einzelne stimme großartig (weil sie so herrlich individualistisch sind und das auch gar nicht verstecken).
Oh, ich liebe und verehre und hochschätze das Art Ensemble! Die waren grandios, sind es irgendwie auch als Rumpfband noch irgendwie… und Roscoe für sich ist sowieso ein Gigant!
Dass dazu genaueres vermerkt wäre in den Liners würde mich überraschen, ist ja eigentlich kaum je der Fall bei ihnen (und Bass-Sax ist fast immer mit aufgelistet).
#7
vorgartenich kann mir gut vorstellen, dass du den saxer (noch) nicht kennst. gene ammons würde ihn als referenz sehr auszeichen, ich lese das aber auch nicht zum ersten mal. das leicht trashige ist gewollt und ist eher als ‚volksnah‘ gedacht. hier geht es um die popmusik einer älteren generation. ich weiß nicht so richtig, wie du hörst oder was da im dateiumwandeln schief gegangen sein könnte – der akustische bass ist hervorragend aufgenommen, sehr trocken, voluminös und unverstärkt. eigenartig…
Ich weiss es nicht, ich höre über WinAmp (mit Equalizer komplett eingemittet) über den Verstärker und die Boxen und der Bass ist dort soweit wie möglich rausgeschraubt, weil sonst niemand mehr um mich herum schlafen könnte – dass der Bass dennoch so dröhnt, ist also recht eigenartig. Vielleicht wird bei der Auflösung klarer, in welche Richtung das gehen sollte… bin jedenfalls gespannt, erst recht jetzt, wo Du meinst, ich kenne den Saxer vielleicht nicht. Wenn Du „volksnah“ schreibst, werfe ich aber mal den guten Hans Dulfer in die Runde!
vorgartenich weiß das und frage mich, was ich falsches erzählt habe, das diese richtigstellung erfordert? dass alice coltrane keine hammond-orgel, sondern wurlitzer gespielt hat, ist doch hinlänglich bekannt…? du meinst wahrscheinlich, dass die wurlitzer keine richtige orgel ist? das müsste man mal fachleute fragen. das ist ja auch eine wurlitzer!
Nichts falsches, ich wollte bloss darauf hinweisen dass „ein Wurlitzer“ eigentlich nie eine Orgel meint (die’s von Wurlitzer in der Tat auch gibt) sondern fast immer das Wurlitzer E-Piano bezeichnet… kann auch sein, dass ich hier falsch liege, aber mir ist das bisher nur so begegnet (das mit Alice wusste ich nicht, bin aber auch nicht ihr grösster Fan).
Und es war ja keine Richtigstellung, nur eine besserwisserische Anmerkung (oder vielleicht doch eine erstere, als letztere deklariert? ;-))
#8
vorgartendas zitat war mir wiederum gar nicht aufgefallen. das stück ist, wie ich jetzt nachgelesen habe, übrigens herbie hancock gewidmet. das finde ich nicht so ganz nachvollziehbar… das ist hier übrigens NICHT KEITH JARRETT.
Ja, nicht Jarrett und darum wohl auch nicht Dewey oben… die Hancock-Widmung überrascht mich auch ziemlich, denn das ist wirklich eine ganz andere Art, das Piano zu bearbeiten. Ich dachte auch eher in die Byard/Hill-Schüler-Richtung (Moran, Iyer), aber von da kommt das eben auch nicht…
#9
vorgartenja, das ist eine harfe, aber nicht zeena parkins. und die elektronik greift hier wohl auch live die sounds der anderen auf, so dass alles noch mehr ineinander übergeht. der herr hier wirkt kein bisschen deppert in live-kontexten, im gegenteil, er ist für mich in seiner zurückhaltung immer der eigentliche star. aber er ist nicht der leader hier, um das ganz deutlich zu machen.
Da bin ich neugierig!
#10
vorgartendiebesgut und optisches gerät verstehe ich gerade wieder nicht. was deine georgrafischen vermutungen angeht, solltest du vielleicht mal die koordinaten tauschen…
Okay, werd ich mir mal überlegen… ich meinte die Diamanten und die skönen Oken, aber die sind’s wie gesagt nicht (der Herr, der ein unglaubliches Alt spielt und mehr Bass- als Bb-Klarinette und den Namen mit einem erz-konservativen Bassisten teilt).
#11
vorgartenein bisschen älter als 90er ist die aufnahme, aber die dame war schon über 70. sie hatte in den 30ern schon drei große hits.
Das soll Friedrich lösen
#12
vorgartener ist ja von columbia fallen gelassen worden wie eine heiße kartoffel, als sich die young-lions-dämmerung einstellte. ich fand auch, dass er damals überschätzt wurde, aber ich finde ihn einen verdammten beseelten und offen spieler und sein ton ist mir grundsätzlich sympathisch. dieses album hier finde ich wirklich wahnsinnig gut, aber es ist so gut wie unbekannt. keine ahnung, wie sich ausgerechnet diese drei gefunden haben, aber das ist viel spannender hier mit blythe als z.b. die platte mit bley. das ich hier das rockigste stück rausgesucht habe liegt einfach daran, dass ich es wirklich toll finde. die anderen sachen sind freier und von der stimmung her düsterer.
Blythe mit Bley? Fehlbesetzung, oder? Habe ich nie gehört… kenne von Blythe vier oder fünf Alben, alle mindestens ordentlich solide, etwas viel von diesem Post-Coltrane/Tyner-Power-Ding, aber eben auch immer ein Feuer, das wirklich brennt und nicht künstlich am Leben erhalten werden muss. Allein das ist schon mal rekommendabel!
#14
vorgartendas kann daran liegen, dass das eine trompeterkomposition ist – allerdings nicht von dem, der hier spielt. das original kenne ich gar nicht, aber hier hat das auch durch den leader einen anderen kontext. da der auch bereits nicht mehr lebt, werde ich immer ziemlich traurig, wenn ich das höre, aber das ist ja quatsch…
Ach nein, Quatsch und Kitsch sind schon gut! ferry hatte das ja in einem BFT ziemlich deutlich formuliert (dass ihm die meisten Stücke zu traurig vorkamen). Es gibt Musik, die öffnet das Herz, es gibt welche, die lässt uns jauchzen und es gibt eben auch welche, die zu Tränen rührt oder uns tief in Gedanken versinken lässt… ich glaub mir würde das bei diesem Stück hier nicht passieren, aber sowas ist ja meistens auch an Erinnerungen oder Situationen gebunden, irgendwas aus unserem persönlichen Raum-Zeit-Kontinuum, und es steht uns nicht an, diese Reaktionen anderer zu hinterfragen oder gar uns darüber lustig zu machen. (Na gut, mit Enya hätte ich auch meine liebe Mühe, aber ich würde aus dem Zimmer rennen, bevor ich losprusten würde!)
#15
vorgartensie machen das auf dem album noch zweimal, dass sie einfach nur das thema spielen. ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das ganze album nur daraus bestehen würde!
Die Reduktion auf die Essenz – schöne Idee eigentlich. Das hat Die Enttäuschung in ihrem Monk-Programm ja auch mit einigen Stücken gemacht. Das mit Standards zu machen ist natürlich sehr reizvoll! Lässt mich grad an Oscar Petersons Songbooks denken, in denen er sich sehr zurücknimmt und die Songs sprechen lässt, sich ihne quasi unterordnet, andient. Sehr schön, wenn man das kann – und man muss es eigentlich können, wenn man mit diesem Repertoire ernsthaft arbeiten will (es nicht bloss als Basis für sonstwas nutzen will – letzteres darf man auch, finde ich nicht per se falsch oder schlecht, aber es stellt sich ja schon oft genug die Frage, warum man dann genau dieses Thema gewählt hat, um am Ende was ganz anderes zu spielen).
vorgartendie antworten zu den letzten beiden fragen liegen wirklich total in der luft. so richtig schwer herauszufinden st eigentlich nur das stück mit elektronik und harfe…
Nunja… das stellt sich aus Deiner Warte wohl so dar
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba