Re: blind fold test #11: vorgarten

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vorgarten

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gypsy tail windNächste Runde also… schade, dass nur so wenige Rückmeldungen eingetroffen sind bisher!

ja, kann ja noch kommen oder hat was mit einer allgemeinen bft-müdigkeit zu tun (das wäre blöd für die nachfolger) – oder mit diesem hier im besonderen (könnte ich verstehen).

du jedenfalls bist ein held! wirklich toll zu lesen, wie du dich immer mehr in die musik hineinschreibst.

gypsy tail wind#1 – also was denn jetzt, Satie oder nicht? Da eine Satie-Doppel-CD zu meinen drei Klassik-CDs zählt: nachhören. — Nunja… ob da Satie gespielt wird kann ich beim besten Willen auf die Schnelle nicht sagen, aber dass starke Parallelen herauszuhören sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Track beginnt mir jedenfalls allmählich zu gefallen.

das freut mich! jedenfalls ist das definitiv nicht satie, sondern von jemandem, der kürzlich verstorben ist und den ich mit einem kleinen, sehr eigenartigen intro ehren wollte. ich wundere mich allerdings, dass dieses vielbesprochene album, aus dem wiederum dieser track ist, unter jazzleuten offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, noch nicht mal von leuten, die so auf dem grenzzaun zwischen handgemacht und bearbeitet ganz gerne sitzen (wie janPP und kory).

gypsy tail wind#2 – den habe ich ja zweifelsfrei identifiziert… das ganze macht Spass und wird von den Drums schön zusammengehalten, obschon Peterson ein ziemlich bashender Drummer ist, bei dem ich hie und da den Eindruck habe, er wisse selber nicht mehr so genau, was seine Extremitäten alles anstellen (das ist aber eher ein Eindruck aus einem Live-Konzert als vom Track hier). (Und was die bashenden betrifft: Louis Hayes ist ja auch einer von denen und den mag ich sehr gerne, das ist kein besonders negatives Kriterium bei mir.)

don byron hat ja mal erzählt, dass man sein eigenes spiel nicht mehr hört, wenn man peterson im rücken hat. eine besondere herrausforderung – aber die hommage an blakey ist doch sehr geglückt hier, oder? das abgestoppte crashbecken ist ja ein zitat!

gypsy tail wind#3 – das hier ist ja von vultureway schon identifiziert worden… kenne keine Scheibe vom Leader, müsste ich mich mal behutsam annähern, wenn das auf Album-Länge so klingt, würde ich mich wohl langweilen, aber der Track hier gefällt mir immer noch ziemlich gut!
Die angedeutete Gemeinsamkeit zu #2 ist demnach das Haus?

das haus, genau. ich mag diese alben sehr gerne (genau genommen sind es drei, die erste ist allerdings ohne posaune) und dieser flötist trifft bei mir immer genau den kitschempfindlichen punkt (als guilty pleasure). aber eigentlich ist das sehr zeitgebundene musik und der versuch, m-base in wärmere, fusionnahe gefilde zu überführen.

gypsy tail wind#4 – der Saxer hier gehört… zu einem anderen im BFT zu hörenden Ensemble dazu (auf dessen Stück er aber aussetzt) und spielt sonst auch mit Keef Jarrett? ;-)
Das ist kein Freejazzer, das ist klar… die Sprache seines Solos bleibt getragen – friedlich passt in der Tat auch als Beschreibung. Er bleibt ganz im Tonalen, in ausgetretenen Pfaden, die für meinen Geschmack vielleicht schon eine Spur zu ausgetreten sind (jemand wie Lovano hätte wohl ein paar kleine Ausreisser in weniger erforschtes Territorium eingestreut, ohne allerdings darüber aus dem Tonalen, dem harmonischen Rahmen ganz auszubrechen).

ich weiß nicht genau, von wem du im ersten absatz sprichst (dewey?) – aber insgesamt bist du ein wenig auf dem holzweg. das ist auf jeden fall ein freejazzer – free im ganz allgemeinen sinn! und dass du das mit dem anderen ensemble noch nicht gecheckt hast, ist nur noch eine frage von wenigen stunden, glaube ich.

gypsy tail wind#5 – das Stück ist wunderbar… Sclavis ist das auf keinen Fall, dazu ist die Stimmung zu… schwarz-weiss (Sclavis ist ocker, beige, orange, gelb, khaki… das hier ist allenfalls monochrom blau-schwarz oder grün-schwarz oder so…)

die farbbestimmung finde ich großartig, sie trifft es ganz genau. ich finde auch, dass man gegen das bass-solo gar nichts sagen kann.

gypsy tail wind#6 – also Roscoe, Don und Malachi? Interessant! Bin grad dran, fehlende frühe AEC-Sachen zusammenzusuchen (die haben in der kurzen Zeit in Paris verdammt viel gemacht!) und von Mitchell bin ich eh immer wieder enorm fasziniert! Der Groove ist schon verdammt geil – und er kommt demnächst aus dem Township, ja? Kenne die Scheibe leider nicht…
Ich tendiere übrigens eher zum Bass-Sax, wegen der Sonorität und auch wegen dem Grundton, zu dem die Linie ganz zu Beginn immer wieder zurückkehrt. Und was danach folgt, so ab 0:30 geht tiefer, als das Bari runterkommt, glaube ich (müsste meins mal rasch auspacken, um das zu überprüfen, bin mir aber schon ziemlich sicher).

das kann gut sein, muss das mal nachschauen. ich kenne das art ensemble auch nur punktuell, finde aber jeden einzelnen von ihnen auch als einzelne stimme großartig (weil sie so herrlich individualistisch sind und das auch gar nicht verstecken).

gypsy tail wind#7 – Hm, also kein E-Bass? Was denn? Ein völlig deppert übersteuert aufgenommener Kontrabass vermutlich? Krass, wie man das Ding beim Aufnehmen kaputt kriegen kann… kein Instrument hat so unter mangelndem Verständnis von Ton-Ingenieuren zu leiden wie der Kontrabass… der Groove des Saxers, die Phrasierung, klingt enorm vertraut verdammt! Bei 1:26, dieses leichte, flächige Vibrato… einer, der sich in die grosse Ahnenreihe einordnet, Ammons und anderes klingt an, aber dann sind da diese verschrummelten schnellen Passagen, in denen alles ziemlich unsauber wird aber dennoch perfekt passt… und dieses Singende, das mich momenteweise an Jim Pepper denken lässt (den ich nie mit Orgel gehört habe). Und das hier ist in der Tat irgendein billiges Yamaha-Teil mit dem Orgel-Knopf gedrückt, ja? Einen Leslie sucht man hier auch vergebens… aber irgendwie gefällt’s mir beim Wiederhören sehr viel besser, entwickelt einen eigenen Charme, der irgendwie cheap und trashig ist und das grossspurige, vielleicht etwas pathetische Tenorsax sehr schön ergänzt, konterkariert, auf den Boden zurückholt. Die Drums sind auch toll, es ist bloss der Bass, der mich richtig schmerzt… klingt irgendwie so in der Art, wie ich mich an die wenigen von MMW gehörten Tracks erinnere. Aber verdammt, mir scheint wirklich ich kenn diesen Saxer und komm nicht drauf!

ich kann mir gut vorstellen, dass du den saxer (noch) nicht kennst. gene ammons würde ihn als referenz sehr auszeichen, ich lese das aber auch nicht zum ersten mal. das leicht trashige ist gewollt und ist eher als ‚volksnah‘ gedacht. hier geht es um die popmusik einer älteren generation. ich weiß nicht so richtig, wie du hörst oder was da im dateiumwandeln schief gegangen sein könnte – der akustische bass ist hervorragend aufgenommen, sehr trocken, voluminös und unverstärkt. eigenartig…

gypsy tail windEine kleine besserwisserische Anmerkung an den Herrn Gastgeber: spricht man von Wurlitzer (oder Wurli) meint man im Jazz meist diese Dinger (ich war mal an einem Dave Douglas Konzert mit Taborn und Saft, der eine spielte ein Fender Rhodes, der andere ein Wurlitzer – mann war das ein geiler Sound!) – Miles hat die Dinger bei seinen ersten Gehversuchen (ab Ende 1967) verwendet.

ich weiß das und frage mich, was ich falsches erzählt habe, das diese richtigstellung erfordert? dass alice coltrane keine hammond-orgel, sondern wurlitzer gespielt hat, ist doch hinlänglich bekannt…? du meinst wahrscheinlich, dass die wurlitzer keine richtige orgel ist? das müsste man mal fachleute fragen. das ist ja auch eine wurlitzer!

gypsy tail wind
#8 – Hab keine Ergänzungen zu machen, bloss dass ich mir inzwischen recht sicher bin, dass das wirklich nicht Jarrett ist – hattest Du das schon klar geäussert, vorgarten? dann Entschuldigung, ich verliere langsam den Überblick über die Andeutungen und (nicht-)aufgelösten Rätseleien.
Jedenfalls saugt mich das Stück auch jetzt wieder ein, fesselt mich, lässt mich in einen Strudel aus Tönen versinken… und die Monk-Andeutung („Misterioso“, ca. 4:07-4:18) höre ich grad auch zum ersten Mal so richtig heraus.

das zitat war mir wiederum gar nicht aufgefallen. das stück ist, wie ich jetzt nachgelesen habe, übrigens herbie hancock gewidmet. das finde ich nicht so ganz nachvollziehbar… das ist hier übrigens NICHT KEITH JARRETT.

gypsy tail wind#9 – Hier die kleine Anmerkung, dass ich mich gar nie gefragt hatte, ob Elektronik im Spiel ist oder nicht. Spielt für mich bei solcher Musik letztlich keine so grosse Rolle, ob die Klänge auf rein akustischem Wege erzeugt werden oder nicht (nur können die Elektroniker in der Live-Situation, die ich mir hier ja wünsche, manchmal ganz schön deppert wirken). Gibt’s hier eine Harfe? Zeena Parkins?

ja, das ist eine harfe, aber nicht zeena parkins. und die elektronik greift hier wohl auch live die sounds der anderen auf, so dass alles noch mehr ineinander übergeht. der herr hier wirkt kein bisschen deppert in live-kontexten, im gegenteil, er ist für mich in seiner zurückhaltung immer der eigentliche star. aber er ist nicht der leader hier, um das ganz deutlich zu machen.

gypsy tail wind#10 – Das war also wie es scheint zusammen mit #5 für mich, nicht für Friedrich ;-) – gefällt mir ganz wunderbar, und ich glaub ich hab hier auch eine Spur… Diebesgut und optisches Gerät? Hm, nein, da gibt’s nicht passendes und den Holzbläser von da hab ich auch noch nie als „überschätzt“ tituliert gesehen – das wäre auch eine grosse Impertinenz! Im Gegensatz zu #5 höre ich das hier eher als europäisch (kann aber täuschen und auch irgendwo aus der NY-Ecke kommen – die selbe Art Täuschung wie bei einigen der Tracks in Friedrichs BFT).

diebesgut und optisches gerät verstehe ich gerade wieder nicht. was deine georgrafischen vermutungen angeht, solltest du vielleicht mal die koordinaten tauschen…

gypsy tail wind#11 – Die Sängerin ist klasse! Ganz grosses Kino hier… aber ich komm nicht drauf. Die ist ein gutes Stück älter als die meisten Leute hier, ja? Also jüngere Aufnahme (90er wohl) einer älteren Dame?

ein bisschen älter als 90er ist die aufnahme, aber die dame war schon über 70. sie hatte in den 30ern schon drei große hits.

gypsy tail wind#12 – Das hier ist ja inzwischen klar… war bisher allerdings zu faul, das genaue Album rauszukriegen. Bin mit Blythe mal warm, mal weniger, ein toller Musiker, der irgendwie selten ganz einlösen kann, was er einst zu versprechen schien („Lenox Avenue Breakdown“!)
Und jetzt rausgesucht… und doch noch eine kleine Überraschung! Den Drummer kenne ich kaum, den Cellisten noch sehr schlecht (ich hatte natürlich mit Ron DeVaughn gerechnet). Gefällt mir gut und ich kann mir wie gesagt vorstellen, dass Blythe live ganz fantastisch rüberkommt, würde ihn gerne mal hören!

er ist ja von columbia fallen gelassen worden wie eine heiße kartoffel, als sich die young-lions-dämmerung einstellte. ich fand auch, dass er damals überschätzt wurde, aber ich finde ihn einen verdammten beseelten und offen spieler und sein ton ist mir grundsätzlich sympathisch. dieses album hier finde ich wirklich wahnsinnig gut, aber es ist so gut wie unbekannt. keine ahnung, wie sich ausgerechnet diese drei gefunden haben, aber das ist viel spannender hier mit blythe als z.b. die platte mit bley. das ich hier das rockigste stück rausgesucht habe liegt einfach daran, dass ich es wirklich toll finde. die anderen sachen sind freier und von der stimmung her düsterer.

gypsy tail wind
#14 – Das Ding klingt inzwischen für meine Ohren so, als hätte ich’s schon immer gekannt! Bin mir zwar recht sicher, dass ich die Aufnahme nicht kenne, weil der Latin-Teil nicht vertraut klingt, aber der Beginn, diese klagende Trompete, die etwas sehr warmes hat… toll!

das kann daran liegen, dass das eine trompeterkomposition ist – allerdings nicht von dem, der hier spielt. das original kenne ich gar nicht, aber hier hat das auch durch den leader einen anderen kontext. da der auch bereits nicht mehr lebt, werde ich immer ziemlich traurig, wenn ich das höre, aber das ist ja quatsch…

gypsy tail wind#15 – Mit meiner Aussage, dass ich hier gerne auch ein Solo gehört habe, wollte ich eigentlich nur meiner Freude über diese drei Ausdruck verleihen. Das Stück ist wie es ist ganz schön!

sie machen das auf dem album noch zweimal, dass sie einfach nur das thema spielen. ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das ganze album nur daraus bestehen würde!

gypsy tail windBin grad nicht in Detektiv- und permanent rotation-Stimmung, aber #5, #7, #8, #10 – die würd ich irgendwie schon gerne rauskriegen!

Zudem weiss ich nicht, wo der Tenorsolist hingehört und auf welchem Track Gene Lake zu hören ist…. ein paar Spuren sind also noch da, aber ich hab grad keine weiteren Ideen, wohin sie führen könnten.

die antworten zu den letzten beiden fragen liegen wirklich total in der luft. so richtig schwer herauszufinden st eigentlich nur das stück mit elektronik und harfe…

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