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TheMagneticField(Auch) Nicht böse sein, aber bei dir klingt das, als müsse man für das Album einen Rechenschieber, ein Fremdwörterlexikon und diverse philosophische Abhandlungen zur Seite haben, um es halbwegs zu erfassen.
Nein, das ist absolut unnötig (im realen wie im übertragenen Sinn). Ich habe bislang beispielsweise keine einzige Besprechung von Tempest gelesen und auch sonst nichts an Literatur. Es reicht, sich das Album einfach anzuhören.
Dass mein ich mit dem Überhöhen von Dylan, am Ende bleibt es Musik und diese, für mich, in vielen Bereichen des Albums einfach zu wenig abwechslungreich innerhalb eines Stückes. Mir fehlt da dann einfach mal ein Refrain, eine einprägsame Bridge etc, das sollte auch für den Poeten Dylan meines Erachtens möglich und durchaus auch nicht verwerflich sein.
Ich kann dieses Problem bei Tempest und Tin Angel auf jeden Fall nachvollziehen, beim Rest höre ich ausreichend abwechslungsreiche Refrains und ganz viele starke Momente. Wie oft hast du Tempest denn gehört? (Mir ist natürlich klar, dass Dylan nur teilweise in dein Beuteschema fällt)
Ich weiß, Dylan ist dir eine Herzensangelegenheit, aber man darf das Album auch nicht mögen (bei mir sind es ja immerhin ***), ohne sich Stunden damit befasst zu haben. Machst du bei anderen Künstlern, die natürlich über die Jahre nicht den (verminten) Rang eines Dylan erreicht haben, ja auch.
Oh ja. Aber da gibt es einen Unterschied. Wenn ich in eine Picasso-Ausstellung gehen und dann nach fünf Minuten sage: „Das ist ja alles chaotisches Gekrakel“, dann wäre ich eben besser zu Hause geblieben. Es gibt eben Musik, die verlangt mehr Beschäftigung als andere. Wer das nicht mag, kein Problem. Aber hier nach marginaler Beschäftigung anzukommen und auf dicke Hose zu machen, geht in selbige.
Mit anderen Worten: Wir reden über Dylan nicht über einen unbedeutenden Amateurmusiker. Es gibt auch Dylan-Werke, die keine nähere Beschäftigung erfordern. Aber das gilt ganz sicher nicht für Tempest. Wer nicht bereit ist, die zu leisten, bleibt besser zu Hause. Ganz im Ernst und ohne Groll.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.