Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Bob Dylan – Tempest › Re: Bob Dylan – Tempest
tolomoquinkolomDie von dir erwähnte Bewertung (allein mit vier Wertungsstufen für Alben, die unter dem akzeptablen Level gehört werden) macht für mich keinen Sinn. Es genügt, wenn ein Album schlecht ist, da brauche ich keine kleinteilige Differenzierung. Das ist eher etwas für Musikverwaltungsbürokraten mit Tabellenfimmel und Leistungskurven. Wie häufig hörst du **½ bis * Alben?
Selten und in der Regel nur wenige Male bzw. einmal. Aber eine Skala sollte eben wenigstens eine gewisse Symmetrie aufweisen, wenn sie schon nichts anderes vorzuweisen hat. Bei 9 Schritten (bei mir: 10) ist die 4-5 eben die Mitte und nicht der Schritt von den sehr guten Alben zu den Meisterwerken. Das kann man natürlich auch anders machen, ich weise nur darauf hin, dass selbst die Redakteure im RS diese sprachliche Interpretation ihrer Skala nicht ernstnehmen.
Mir zeigt es, dass du die Erwähnung von WHEN THE SHIP COMES IN missverstehen willst oder du Posts nur oberflächlich liest, sonst wäre dir vielleicht aufgefallen, dass ich neben dem Alter auch einen anderen Unterschied anspreche.
Das ist mir nicht entgangen, deshalb schrieb ich ja, dass Dylan sich seit 1963 marginal verändert hat. Wenn Du von ihm willst, dass er gesellschaftskritische Texte schreibt, dann wirst du enttäuscht. Das macht nicht, aber mit dieser Erwartung an ihn heranzutreten, finde ich schon daneben. Ich dachte, wir hätten 1965 hinter uns gelassen.
Du irrst. Man kann dir nichts vermitteln. Du weißt schon alles. Der oft und gerne verwendete Vorwurf, man hätte ein Album nicht verstanden, weil es einem nicht gefällt, ist der hilfloseste von allen. Klar, nur Privatgelehrte und diejenigen, die die Gnade besitzen alles von Dylan wertschätzen zu können, haben ein Anrecht auf Meinung. Alle anderen Stimmen haben zu verstummen, denn sie haben ja das nicht verstanden was andere von sich nur behaupten verstanden zu haben. Ist dir eigentlich bewusst, wie lächerlich und überheblich dieser Vorwurf ist?
Mir ist bewusst, dass er als lächerlich und überheblich empfunden werden kann, aber das nehme ich in Kauf. Ich habe letztens geschrieben, dass es sehr wohl möglich wäre, einen Verriss von Matana Roberts zu schreiben, aber dass dieser Verriss sehr fundiert sein müsste, damit der Autor sich nicht lächerlich macht.
So ist es hier auch. Dylans Weihnachtsalbum, das kann man im Vorbeigehen abwatschen, indem man es als „lächerliche Spielerei“ abtut. Darauf fiele mir nur „Ja, aber…“ ein. Bei Tempest ist das nicht möglich, weil es ein viel zu komplexes und viel zu vielschichtiges Werk ist.
Sei bitte ehrlich: Hast Du Tempest mehr als ein- oder zweimal gehört? Nach deiner Aussagen oben hättest du es ja eigentlich gar nicht hören dürfen. Dir hat es nicht gefallen – kein Problem. Du willst alle anderen davon überzeugen, dass das Album wirklich schwach ist – da musst du mehr leisten, als das, was du geschafft hast.
Ich halte dir vor, dass du das Album nicht verstanden hast, aber nicht weil du zu blöd bist, sondern weil du dich damit nicht beschäftigen willst. Auch das ist ok, aber dann komme hier nicht angerannt und belabere mich mit deinen Weisheiten. Man muss keine akademische Bildung besitzen, um Tempest gut oder schlecht zu finden, aber wenigstens sollte man hinhören.
Ich beanspruche keineswegs, alles zu wissen und alles zu verstehen. Ich habe mit Widerspruch kein Problem, aber ich habe ein Problem damit, wenn dieser Widerspruch auf der Basis von Unwissenheit erfolgt. Ich selbst habe das Album ein Dutzend Mal gehört und tendiere zu ****. Aber ich bilde mir nicht ein, es mir schon vollständig erschlossen zu haben.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.