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vorgartenfrisell ist natürlich originell als programm. auch das hat vor- und nachteile, wenn man überhaupt so hört oder argumentiert. ich finde, dass er ziemlich viel ‚erfunden‘ hat, rein technisch, was seine synth-geschichten angeht. und er hat das immer so gemacht, dass er’s drauf hat und sich nicht von der technik spielen lässt. davor habe ich großen respekt. was da aber (in freidrichs worten) im gewande versteckt sein soll, welche abgründe das haben soll, ist mir nicht ganz klar. ich finde frisell ziemlich gerade heraus, in seiner art auch ohne ecken und kanten.
Hier wollte ich noch etwas entgegenen: in meine Ohren zeigt schon das in diesem BFT gefeaturete I HEARD IT THROUGH THE GRAPEVINE die Doppelbödigkeit von (vielem) in Bill Frisells Musik. Er könnte diesen Gassenhauer einfach lässig runterspielen (und Scofield hätte es getan!), er könnte sogar im viel näher liegenden Soul Jazz Idiom bleiben und das Publikum könnte je nach Temperament mit dem Fuß wippen oder mitklatschen und alle Beteiligten wären zufrieden. Tut er aber nicht. Stattdessen baut er eine Drama auf, das anfangs noch vergleichsweise harmlos klingt, in dem sich aber auch schon früh etwas andeutet, das erst am Ende platzt. Und da gibt dann diese verzerrten Sounds, die sich anhören wie ein böser Traum. Aber er fällt damit niemals mit der Tür ins Haus, das kommt immer erst hintenrum, nachdem man es sich mit dieser scheinbar gemütlichen Feierabendmusik bequem gemacht zu haben. So höre ich das. Irgendwann kennt man das natürlich und erwartet es eigentlich auch schon. Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann auch aufgehört Frisell zu hören. Aber GRAPEVINE hat mich dann halt doch wieder begeistert,
vorgartender definitive gitarrist des post 80s-jazz muss einfach noch geboren werden!
Ach, ich glaube nicht. Da gibt es eigentlich nichts Definitives.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)