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Hier meine Kommentare zum zweiten Teil:
#09
Holla, was für ein Kontrastprogramm! Frühlingshaft, ich höre die Vögelchen zwitschern. Hat aber auch gleichzeitig etwas kammermusikartiges, der Pianist/die Pianistin klingt für mich etwas so, als käme er/sie aus der Klassik. Kann das sein? In was für einer Sprache singt der Elfenchor da? Für mich zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, aber dann sehr schön. Wird nach hinten hin viel jazziger als es anfängt.
#10
Retro-futurustischer Bossa Nova. Pizzicato Five? Eigentlich ganz hübsch, für meinen Geschmack aber auch ein bisschen zu süß. Nein, es sind nicht Stereolab, bei denen würde das um einiges schräger und um die Ecke gedachter klingen. Es gibt Unterschiede zwischen bloßer Cocktailmusik und ultrahippen Zitatpop!
#11
Ein einfaches, aber zupackendes Stück. Dieses repetetive Pianomotiv geht natürlich sofort ins Ohr. Bekommt dadurch und durch den einfachen Drumbeat fast etwas von elektronischer Musik. Gefällt mir ganz gut.
#12
Und da ist sie dann auch, die Elektronik. Auch wieder so ein repetetiver groove, hier mehr understated und dadurch hypnotischer, es fängt an zu wabern und mir wird ganz verträumt zu Mute. Gefällt mir auch ganz gut.
#13
Und noch ein elektronischer Loop, oder? Frauenstimme und dann setzt ein Hip Hop Beat ein. Aber mit akustischem Bass. Ein ganz schöner Mix aus Jazz und Hip Hop. Es gab in den 90ern ja eine ganze Reihe solcher Ansätze. A Tribe Called Quest fielen mir da ein, sind sie aber wohl nicht. Sehe gerade, dass gypsy den Namen der Sängerin sehr schön verklausuliert erwähnt hat und dann hat man natürlich auch schnell die Band rausgefunden. Na klar, kennen die Hip Hop- und Elektronik-Fritzen den Jazz besser als Jazzer den Hip Hop und die Elektronik. Die verfügen ja alle über riesige Plattensammlungen und sind ständig auf der Suche nach dem exotischsten und coolsten Sound, während die Jazzer immer alles selber spielen wollen, auf echten Instrumenten.
#14
Eine Fingerübung am Piano, die sich zu einer großen Improvisation mausert. Hat auch einen recht zupackenden Groove. Habe keine Ahnung, wer da im Hintergrund so ächzt.
#15
Jetzt wird es romantisch, mit hang zur Düsternis. Sehr athmosphärisch, suggerriert für mich auch irgendwie elektronische Musik, die Musiker kennen das also offenbar und imitieren so was wie loops. Ich finde das eigentlich sehr hübsch, weiß aber nicht so recht, ob das auf die Seite von Feierabendberieselung oder Kunst kippt. Aber vielleicht ist das auch egal.
#16
Das ist schon deutlich rasanter. Klingt deutlich älter als vieles von dem vorangegangenem. Aber auch hier meine ich so einen Hang zum Athmosphärischen, im positiven gemeinten Monotonen zu hören, wenngleich dieses Stück sehr lebhaft pulsiert.
#17
Abspann, credits, man wischt sich noch eine Träne aus dem Augenwinkel während die Musik weiter spielt. Sehr schlicht, aber auch sehr schön, verträumt, nachdenklich. Eigentlich völlig simpel, aber effektiv. Gegen Ende hört man eine elektronische Verzerrung, oder? Schöner Abschluss dieses Mixes.
Ich finde, dieser BFT balancierte sehr schön auf der Grenze zwischen Jazz und Elektronik. Ich weiß nicht, wie inflationär ich das Wort „athmosphärisch“ in meinen Kommentaren gebraucht habe, aber das war wohl auch angemessen. War interessant, diese Sachen so zwangsläufig unvoreingenommen zu hören. #08 hat mich überrumpelt – und ist für mich auch der Höhepunkt dieses Mixes. Ich finde aber auch, das ein zwar sehr schmaler, aber doch auch sehr scharfer Grat zwischen solcher Musik verläuft, die zwar „athmosphärisch“ und behaglich ist, und solcher, die im Gewande der vermeintlich vertrauten Behaglichkeit daherkommt, die aber darunter noch etwas ganz anderes verbirgt und nur langsam preisgibt. #08 ist für mich ein Musterbeispiel dafür.
PS: Das von gypsy in diesem – erweiterten – Zusammenhang gebrauchte Wort „scheußlich“ empfinde ich als ebenso geistreich wie amüsant und unverschämt.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)