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PatrikTroll“Abgesang“, der erste Track, setzt die Platte auf ihr Geleis. Jantschitsch bekennt sich „schuldig“ (für was auch immer):
„Ich habe beschlossen
Ich gehe konform
Ich stelle mich richtig
Entspreche der Norm.“Das ist eindeutig und nicht ironisch zu verstehen. Das sagt auch kein Stellvertreter-Ich, das sagt sie. Ein „Abgesang“ eben. Sie spricht wahrscheinlich vielen in ihrem Alter aus der Seele, die sich aufmachen müssen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Aber nein. Der Text drückt eher das Gegenteil dessen aus, was sie denkt. Es geht nicht um Identifikation. Das wird spätestens dann klar, wenn man Interviews mit ihr liest, kann einem aber auch beim Hören selbst aufgehen. Musik und Text enthalten Hinweise auf die Distanz zwischen Sängerin und lyrischem Ich (nail75 hat darauf schon hingewiesen). Gustavs Texte handeln nicht vom „Seelenleben“ Eva Jantschitschs, ihrer „Innerlichkeit“; was sich in ihnen ausdrückt, sind ihre Gedanken und ihr Blick auf die Welt – und der fällt oft kritisch, satirisch oder ironisch aus, so wie hier eben, beim „Abgesang“. Die Ironie ist deutlich, aber sie kommt nicht mit dem Holzhammer, sondern einigermaßen subtil daher. Man kann sich denken, worum es geht, aber der Text liefert nicht auch noch seinen eigenen Kommentar mit. Das ist auch gut so. Man würde sich ja langweilen, wenn man als Hörer gar nichts mehr hinzufügen müsste.
PatrikTrollJantschitschs Themen finden in der sogenannten Realität statt…
Das ist allerdings richtig. Wie ich im anderen Thread schon mal geschrieben habe, macht sie gesellschaftskritische Songs, und Gesellschaftskritik ist immer zeitgebunden. In hundert Jahren wird man sie (hoffentlich!) nicht mehr verstehen. Das ist mir heute allerdings egal. Die Welt, von der Gustav singt, ist meine.
Du benennst zum Teil auch richtig, was Gustav nicht ist (durchgeknallt, beschädigt usw.). Wenn es das ist, was Du suchst, kannst Du bei ihrer Musik nicht fündig werden.
PatrikTrollIch hoffe, der Text ist nicht von Dir alleine verfasst. Das liest sich, als ob das größte weibliche Musikwunder seit Joni Mitchell die Bühne betreten hätte.
Stimmt das etwa nicht?
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To Hell with Poverty