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Ich bin von der Platte leider wenig angetan. Die Arrangements der meisten Songs sind zu breitbeinig aufgetragen, von Joeys außergewöhnlichem Pop-Gespür kriegt man nur selten etwas mit, und wenn es dann da ist, wurde es mit geschmacklosen Gitarren-Soli wie etwa dem auf Rock ’n‘ Roll Is the Answer sabotiert, der aber dennoch einer der besseren Tracks auf …Ya Know? ist. Wie etwa Mick darauf kommt, man könne mit den „letzten poppigen Ramones Platten im Hinterkopf“ ableiten, dass Joey nichts gegen diese Tracks einzuwenden gehabt hätte, erschließt sich mir nicht. Zum einen waren die Ramones nie wieder so sehr Pop wie auf ihren ersten sechs Alben und nach denen klingt das Album nun wirklich überhaupt nicht, zum zweiten ist … Ya Know? – von der Mitt- bis Spät-80er-Phase der Ramones abgesehen – wohl das am wenigsten poppige Album, an dem Joey je (nicht) mitgewirkt hat.
Eine Ramones-Platte ist es tatsächlich nicht geworden und ja, das soll sie auch gar nicht sein. Don’t Worry About Me war auch angenehm anders, aber es war eine Platte mit Pop-Appeal, wichtiger aber noch: mit sehr viel Herz. … Ya Know? setzt hingegen auf breite Gitarren und auf die Rock-Pose. Weder steht das Joey, noch enthält es auch nur einen Funken der Leidenschaft, die Joey so wunderbar auf Don’t Worry About Me übertragen konnte und die daraus so eine besondere Platte gemacht haben.
Aber hätte er ein Problem mit dieser Ausrichtung gehabt? Darüber kann man nur spekulieren. Denn Joey hatte durchaus auch ein Faible für reinen Rock. Es ist allerdings auch bekannt, dass Joey Aufnahmen außerhalb der Welt der lauten Gitarren geplant hatte. 1989 hat er Demos mit Folk- und Doo-Wop-Element aufgenommen. Ich vermute, Songs wie Party Line und (das wirklich hervorragende) Waiting for That Railroad waren ursprünglich für dieses Projekt geplant.
Von den zwei Ramones-Neuaufnahmen abgesehen ist der Ursprung von noch ein paar Nummern mehr bekannt: Waiting for That Railroad wurde, wie schon erwähnt, bereits Ende der 80er in Joeys Akustik-Sets performt. Es ist das große Highlight des Albums, eine berührende Ballade von einem der großen unglücklichen Romantiker des Rock’n’Roll. Rock ’n‘ Roll Is the Answer war ca. 1985 bereits als Solo-Single angedacht, co-written by Ex-Plasmatic Richie Stotts, es war auch damals als Hard-Rock-Nummer angelegt und funktioniert als ebensolche – mit Ausnahme des bereits erwähnten Solos – auch ziemlich gut. Neben Party Line also noch einer der besseren Songs. There Got to Be More to Life Than This ist ein Demo aus den Mondo Bizarro-Sessions und dass es es nicht auf das Album schaffte, finde ich nachvollziehbar.
Dass die Herangehensweise an Waiting for That Railroad, das nicht der einzige mehr als 20 Jahre alte Song hier ist, auf den Rest der Platte übertragen und bereits existente Arrangements einfach übernommen wurden, stimmt übrigens nicht so ganz. Bei der Großzahl der Songs wurde neu arrangiert, Intros und Soli eingefügt und das m.E. eben mit wenig Feingefühl. Joey nahm seltenst bereits ausarrangierte Demos auf, wenn er Songs schrieb, das waren mehr Ideensammlungen. Erst wenn sich die Band traf, um eine Vorauswahl für das nächste Album zu treffen, entstanden ausarrangierte Demos. Autotune ist hier auch stark im Einsatz, besonders merkt man das bei Life’s a Gas, der Akustikversion des wohl größten Ramones-Songs der 90er. Von Joeys Ur-Demos sind ausnahmslos nur die Vocals übrig geblieben, sonst gar nichts. All das hat Ed Stasium in Interviews bestätigt. Bei dem Großteil der Tracks ist es also eben schon so, dass „irgendwelche Fragmente vertont worden sind“. Und ganz ehrlich: Mich hätten die nackten Demos, auch wenn sie kaum aus mehr als Metronom, Gitarre und Gesang bestanden, mehr interessiert.
Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es Kritikpunkte gibt, die nichts mit den „Nachlassverwaltern“ zu tun haben, sondern bei Joey selbst liegen: Das Songwriting ist oft schlicht nicht auf der Höhe. „New York City / I like New York City / I do / Yes, it’s true / I like it, I like it / I like New York City“ Hmm. Joey hat zahlreiche Songs geschrieben, die mit ebenso wenig Zeilen auskamen, die dann aber deutlich mehr ausdrückten, als das was da schwarz auf weiß auf dem Papier stand.
Das Problem, das ich mit der Platte habe, ist einfach folgendes: Joey Ramone war etwas ganz besonderes. … Ya Know? transportiert das kein bisschen.
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