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Ein paar Eindrücke vom Konzert:
First Aid Kit: Stimmen und Haare – eine magische Kombination
Die beiden Schwestern Johanna und Karla Söderberg hinterlassen bei dem begeisterten Publikum vor allem zwei Eindrücke, die die Besucher so bald nicht verblassen werden: Der Klang ihrer Stimmen im Harmoniegesang und ihre Haare, die sie gegen Ende des Konzertes immer wieder wieder frei um den Kopf tanzen lassen: Im Falle der dunkelhaarigen Karla ist dabei die Länge der Haare, die beim Gitarrenspiel fast in die Saiten geraten, der entscheidende Faktor. Ihre Schwester Johanna erinnert mit ihren blonden Locken dagegen mitunter an den jungen Robert Plant. Und da sie auch oft einen ähnlichen provokanten Schmollmund wie der Zeppelin-Sänger aufsetzt, entsteht in diesen Momenten ein faszinierendes Deja vù – so konnten die anwesenden Herren auch mal nachvollziehen welche Signale Plant vor 40 Jahren an die weiblichen Fans sendete.
Primär stehen die Songs des aktuellen Albums The Lions Roar im Fokus, aber auch ein paar ältere Nummern werden zur Freude der Fans, die die Band nicht erst seit wenigen Monaten kennen, gespielt. Des weiteren zollen die beiden Schwestern mit ihrem Cover von When I grow up der schwedischen Sängerin und Songwriterin Karin Dreijer (The Knife, Fever Ray) Tribut, die vor einigen Jahren First Aid Kit Unterstützung zukommen lies.
Die Instrumentierung der um den Schlagzeuger Mattias Bergqvist verstärkten Schwestern gerät sehr viel abwechslungsreicher als die Besetzung es auf den ersten Blick vermuten lässt. Johanna spielt bei fast allen Stücken mit der linken Hand auf dem Keyboard die Bassparts und setzt mit der rechten Hand weitere klangliche Tupfer, Bergqvist schafft mit seinem fantasievollen, oft eher perkussiven, Spiel den entscheidenden Unterschied zu einer acoustic performance. Und Karla steuert die akustische Folkgitarre mit feinem Picking dazu – der Sound ist wunderbar transparent und trotzdem reich. An manchen Stellen vermisst man die von der Platte vertraute Pedalsteel-Gitarren oder Geigen, aber für das Gelingen des Konzertes sind sie ebenso verzichtbar wie Gastvokalist Conor Oberst auf der Studioaufnahme von King Of The World. Erwähnenswert auch noch Johannas Autoharp-Begleitung zu New Year’s Eve – ein tolles Instrument, ich glaube ich muss mir auch mal eine zulegen!
Alles in allem ein sehr gelungenes Konzert, das von den Stimmen, den Songs, dem Charme und der Anmut von Karla und Johanna, sowie den geschmackvollen Drums von Mattias reich gefüllt war. In welcher Liga sie spielen, wenn sie das nächste Mal zu uns kommen, ist Spekulation – man kann aber sicher sein, dass das altersmäßig sehr gemischte Publikum (es waren viele junge Leute da und die älteren waren auch gut vertreten) begeistert von den Beiden schwärmen wird und sicher auch ein Multiplikatoreffekt eintreten wird. Till the next time we say goodbye.
Setlist:
This old routine | Hard believer | Emmylou | Blue | In the hearts of men | Heavy storm | New year’s eve | Ghost town | To a poet | Wolf | When I grow up (Fever Ray Cover) | Dance to another tune | I met up with the king | The lion’s roar
Our own pretty ways | King of the world | Waltz for Richard
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue