Re: 05.02.2012

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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Dion hat in diesen Jahren zwischen den Welten des Pop, Folk und Blues gependelt, wurde erst mit dem durchschlagenden Erfolg von „Abraham, Martin & John“ (Ende ’68, Flip: „Daddy Rollin'“) wieder berechenbarer und zeitkonformer, im Singer-Songwriter-Metier. Die Reunion mit den Belmonts ’66/’67 erwies sich in der Tat nicht als Glücksfall, schon weil beide Parts, Dion und seine ex-Band, keinen Draht zu diesem Ding namens Psychedelia hatten, ihr Label (ABC) aber den Zug der Zeit nicht verpassen wollte. Hinzu trat der eigentlich richtige Gedanke, daß man sich als Gruppe im Zweifel besser – wie sagt man heute? – positionieren könnte denn als Solist. Heraus kam dann so etwas wie „Movin‘ Man“, nicht umwerfend, doch immerhin recht catchy. Ein Flop freilich trotzdem. „The Road I’m On“ findest Du auf der Flip von „I’m Your Hoochie Coochie Man“ (Columbia, 1964). In der RS-Reihe „Alte Meister“ erschien vor Jahren eine mehrseitige Würdigung von Dion: vielleicht hast Du das Heft ja noch.

Auch Del Shannons auf etlichen Labels verteiltes Output in der besagten Zeitspanne ist nähere Beschäftigung wert. Die nach dem Big Top-Clash gestartete Eigeninitiative Berlee, die Amy-Jahre, die Oldham-Produktionen: Shannon war ungeheuer produktiv, saß aber zwischen den Stühlen. Für seine alten Fans waren Singles wie „Mind Over Matter“ oder „Thinkin‘ It Over“ nicht klassisch genug, für die psychedelisch tickende Jugend zu klassisch und ohnehin fatalerweise nicht mit passender Frisur ausgestattet. Ein Spannungsverhältnis, das diverse tolle Singles zeitigte. Interessant auch, daß Del, ganz anders als Dion, im UK damals populärer und erfolgreicher war als im heimatlichen Amerika. Selbst seine späten Platten mit Petty, Edmunds und Lynne, obschon primär auf den US-Markt zielend, wurden im UK von Kritikern und Käufern besser angenommen als in den USA. Was Dels Depressionen nicht gerade lindern half.

Die Diamond-Tracks, schreibst Du, seien „gewohnt gut“. Für diese Phase, nehme ich an (?). Kann mir nicht vorstellen, daß Du Neils Hits danach noch sonderlich schätzt (?). Obwohl ja beispielsweise gegen „Cracklin‘ Rosie“ oder „Sweet Caroline“ nicht viel einzuwenden ist (?).

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