Re: Blind Fold Test #9: Friedrich

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Anonym
Inaktiv

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Ein bft, Friedrich, der mich sehr überrascht hat – ich wünschte, wie es üblich ist, zu jedem einzelnen Stück ausführlicher zu notieren, aber das gelingt gerade nicht, es sind nur knappe Assoziationen, drum packe ich sie in einen Absatz. Mein Haupteindruck: das ist oft Musik über Musik, Zitate, fröhliche Beerdigungs-Medleys, besonders die angebliche Suite zu Beginn, auch Nr. 2 und 3 (sehr schöne Fügungen), ist das Sam Hawkins, falls er so heißt? Ich ertappe mich dabei, dass ich – beinahe – all das kaum aus dem Regal ziehen würde und es jetzt die ganze Woche trotzdem tue … Nr. 4, ach, Party-Swing, ein Gigolo am Saxophon und so toll das ist, mit diesen Big-Band-Bläser-Communities werde ich noch lange Schwierigkeiten haben, obwohl ich mich natürlich auch manchmal gerne an den Strand von Florida setze. Nr. 5, da ist das Klavier sehr klavieriger als in Nr. 4, ist das der Leader oder hat er einen solchen famosen Leader vor sich, der ihm diese Freiheiten lässt? Nr. 6 ist wie ein Schatten von Nr. 5, der dann aber doch lauter wird. Und schon wieder der einheitliche Klamauk der Bläser, obwohl sie immerhin so tun, als ließen sie sich vom Schlagzeug animieren. Ich höre schon, was da geschieht, aber im Augenblick gefällt mir wohl das Herumtröten im Chor nicht. Und da, auf einmal bricht doch noch einer aus, nein zwei … (Ich rede zwar so, als gefalle mir das alles nicht, aber das stimmt nicht!) Nr. 7 … das ist der Nordpol-Strand, den ich liebe, die Dichte, die sich nicht aufgibt – und die Glocken, gespiegelt genommen zu den funeral tunes zu Beginn hat das großen Witz! Das ist Musik, bei der ich mich wunderbar konzentrieren kann. Und wie sich der zweite Teil herausschält … Ich bin sehr gespannt, wer sich diese Erlösung eines Palimpsests hat einfallen lassen … Trotzdem hoffe ich, dass das Geklimper am Ende lustig gemeint ist – und nicht als gutes oder sinnvolles Ende. Ebenso – die Fügung stimmt schon wieder – der Anfang von Nr. 8. Aber was ist das, die Dauerleier im Hintergrund? Das ist mir zu konstruiert, oh, viel zu konstruiert. Wie Pop-Musik. Madonna in den Höschen … inklusive Fading und Geklöppel. Die Nachtwaldgeräusche von Nr. 9, schon wieder eine Beerdigung – bin ich so drauf oder Du? Wieder eine Dauerleier, aber wenigstens nicht im Hintergrund – das hat viel Witz, mit dem auch die Leute in Nr. 1 manchen Spaß hätten. Nr. 10 … Hawkins entwickelt sich … Lincoln, in einer Krise, die sich nicht bändigen konnte, eine Privataufnahme von Dir? Der Beginn von Nr. 11 lässt Konfektion vermuten, die dann tatsächlich auf den Leib geschneidert wird. 12, tja, warum ist das für mich jetzt kein Bläserchor, wie zuvor? Das würde ich gerne wissen. Das ist ziselierter, feiner, spröder, auch Musik über Musik, Zitate, die aber oft gelesen wurden und nicht nur zum Spaß noch einmal in die Welt gesetzt werden. Mingus? Nr. 13 – mit so einem Anfang bin ich am Ende. In einer Kneipe oder unter einer Laterne mag das hingehen. Fernsehen in Nr. 14, obwohl kein Bild notwendig ist. Das trägt, weit nach oben in den Kitsch, aber zeigt rechtzeitig – wenn auch zaghaft –, dass auch Wolken bluten. Ich habe mich oft über diese Worte gewundert: Es könnte X sein, aber er ist es nicht. Und jetzt muss ich auch so sagen: Es könnte Art Pepper sein, aber er ist es nicht. Und Nr. 15 … Entschuldige, aber da stehen die Gäste einer Unterhaltungsshow auf der Bühne nach vollzogenen Taten, die James Last-Band spielt auf, alle umarmen sich, die Kamera kriegt sich nicht mehr ein und alle hüpfen im Glück. Eine interessante Weise der Beerdigung …

Friedrich, ein wunderbarer bft, und ich werde staunen, wenn Du die Zusammenhänge nennst.

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