Re: Blind Fold Test #9: Friedrich

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gypsy-tail-wind
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Ich sehe das nicht unbedingt als Problem. Eher so, dass ich bei gegenwärtigen Jazzern eine Art ehrliches Bemühen um ihren „Stoff“ hören will. Unter den jüngeren würde ich da mal die Pianisten Colin Vallon und Malcolm Braff in die Runde werfen. Gewiss, die erfinden nichts neues, aber sie setzen sich in eine Tradition und setzten sich mit dieser auf lebendige Weise auseinanern.

Das ist etwas anderes, als wenn Dreissigjährige heute Standards (seien es Broadway-Songs oder altgediente Jazz-Originals) spielen… und auch etwas anderes, als Repertoire-Musik. Das geht weiter… wie gesagt, aus dem Criss Cross / Turner / Rosenwinkel / Redman / Blake / etc. Umfeld gibt’s vieles, was ich auch nicht wesentlich gnädiger betrachte – sondern einfach als Versuch, eigenen Jazz Originals zu schreiben, die zwar harmonisch denjenigen der Bebopper überlegen sein mögen, komplexer, anspruchvoller, dichter… aber letztlich doch nicht über den Rahmen herauskommen und irgendwie völlig irrelevant bleiben (da ist mir – ehrlich! – jeder Versuch eines Steve Colemans lieber… selbst wenn mir auch da am Ende oft nur das Gähnen bleibt).

Ich glaube, was ich will und erwarte ist eine ehrliche Beschäftigung mit vorangegangenem, eine Auseinandersetzung, aus der sich neue Wege öffnen. Mark Turner (ich weiss…) hat zum Beispiel in seinen guten Momenten eine Art neue Variante der Musik von Warne Marsh zustande gebracht.

Und um nochmal bei Turner zu bleiben, den ich als Saxophonisten sehr schätze, auch wenn ich mich keineswegs für sein ganzes Werk interessiere (ich kenne das meiste eh nur von Live-Mitschnitten): er hat auch ein Standards-Album gemacht („Ballads“), und auch das kann ich ganz gut hören – aber es reicht mir nicht, um ihn für einen „relevanten“ Musiker zu halten. Dazu braucht es eben mehr, diesen eigenen Zugriff auf die Tradition(en), die vorangegangen sind, was weiss ich.

Edit: ich finde z.B. dass in Friedrichs BFT auch die Beschäftigung mit dem planetarischen schöne Beispiele liefert für diesen Zugriff auf verschiedene Facetten der Tradition und in der Folge deren Aneignung und Umwandlung in eigene Musik. Genau sowas passt mir zumindest von der Idee her bestens, wenngleich das Resultat natürlich nicht immer nach meinem Geschmack ist – aber das ist ja wohl klar!

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