Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blind Fold Test #9: Friedrich › Re: Blind Fold Test #9: Friedrich
alexischickeHerzlichen Dank Friedrich für diesen Blindfoldtest!
Bitteschön, und besten Dank für die Antworten.
alexischickeDu magst glaube ich sehr gerne gute remasterte Aufnahmen aus der heutigen Zeit, denn die Qualität ist doch recht gut.
Das täuscht. Ich habe einiges Zeug aus der Schelllack-Ära, das ich sehr schätze. Eigentlich mag ich sogar den Sound, aber bei diesem BFT fiel die Wahl dann in meist auf Aufnahmen jüngeren Datums (aber das ist relativ …), wenngleich es sich in einigen Fällen um Adaptationen ältere Stücke handelt.
alexischickeFriedrich lacht auch gerne.
„Lachen ist eine körperliche Übung von großem Wert für die Gesundheit.“
(Aristoteles)
Ich habe mir erlaubt die Titelnummern entsprechend der ursprünglichen Benennung anzupassen.
alexischicke#01a-e
Nett, das klingt nach 20er Jahre Dixeland one step music mit viel Dampf gespielt. … Ist das eine Parodie? … vielleicht das Pasadena Roof Orchestra? … Auch das merkwürdig. … Ist das ein Stück für Theater … Vielleicht Afro Cuban All Stars? … Mir geht das hier zu durcheinander. Wie so oft im Avantgarde Jazz! Bestimmt irgendeine Berliner Gruppe.
… das klingt ja wie ein Requiem am Anfang. … Schon wieder ein überraschendes Stück mit schönen fetzigen Intros, erstaunlich, dass man das alles in der kurzen Zeit unterbringen kann.
Weißt Du was? Alle Deine Vermutungen gehen zwar völlig daneben, treffen Die Sache aber trotzdem ganz genau! Es ist ein kompletter Soundtrack für einen Kurzfilm. Nicht Berlin sondern NYC.
alexischicke#02
Das erinnert etwas am Modern Jazz Quartett dieser coolen Vibraphone dazu noch eine gedämpfte Trompete, die gut zu Lee Morgan passen würde. Cool Jazz mit Blue Note Einschlag sehr schöne Mischung. Der Bobby Hutercherson könnte das auch sein, auch wieder ein sehr gutes Mastering! Hier begleitet der Schlagzeuger nur ohne sich einzumischen. Schönes Unisono wirklich sehr schöner Cool Jazz hier!
Cool Jazz trifft es sehr gut. Es ist eine Aufnahme von 2004 und der Leader/Trompeter orientiert sich hier tatsächlich locker am West Coast Cool der 50er. Er stammt sogar von der West Coast, lebt aber in NYC.
alexischicke#03
Ah hier werden wir in die Big Band Zeit zurück versetzt! Das klingt stark nach Ende der 20er der Stil könnte gut zu Duke Ellington passen, der ist aber hier bestimmt nicht. Die Aufnahme muss neueren Datums Zeit. Na klar das könnte zum Pasadena Roof Orchestra, genasu so hat man früher gespielt mit stock Arrangements. Da hast jetzt genau meinen Geschmack getroffen. Der Pianist – hier wohl der Chef – könnte gut zu Thilo Wolf passen.
Es ist eine Hommage aus den 90ern an den 20er Jahre Jungle Style des Duke. Der Klarinettist ist der Leader.
alexischicke#04
Ja jetzt geht’s los! Wieder Big Band! Mensch ich kenn das Stück!! Aber ich komm nicht rauf irgendein Tin Pal Alley Klassiker. Die Musik ist um das Saxphone aufgebaut. „Exactly like you“ wird kurz zitiert. Könnte zu Ben Webster passen.
Das ist ein Swing Klassiker, diesmal aber nicht aus NYC sondern aus Kansas City. Die Musiker imitieren hier auch ganz gezielt Musiker aus den 30ern. Über das Für-und-Wider solcher Hommagen wird hier schon trefflich gestritten. Ben Webster ist gut beobachtet, aber er ist es natürlich nicht selber. Aber das könnte Dich auf die Spur führen.
alexischicke#05
Eine ältere Aufnahme das Sax klingt das Johnny Hodges zu leicht schlürfend und das Trio dann vom Oscar Peterson? Klingt jetzt für mich nach 50er Jahre. Ja der Stil passt sehr gut zu Johnny Hodges würde mich wundern wenn es jemand anders wäre, Friedrich. Ansteckender Swing da könnten noch einige Möchtegern Avantgarde Jazzer einiges lernen.
Johnny Hodges ist richtig erkannt. Aber der Pianist ist ein anderer. Ich hatte in einem früheren Post geschrieben, dass der fast so alt ist wie der Jazz selbst. Das stimmt natürlich nicht: Er ist älter als der Jazz selbst!
alexischicke#06
Hier modernerer Jazz ah „Days of Wine and roses“ das kenne ich vom Tony Bennett und Sinatra. Eine live Aufnahme von einer modernen Big Band? Könnte gut zu Francy Boland/Clarke Band passen.
Ja, Days of Wine and Roses. Der Bandleader ist einer, der ganz tief aus der Jazztradition kommt, aber nach den Sternen griff.
alexischicke#07a-b
Ein ganz modernes Stück. Ist das ein Ausschnitt aus einem Stück? Klingt jetzt etwas chaotisch und ein bisschen abschreckend, vom gepflegten Big Band Jazz ist das weit entfernt. Das ist mir zu wild ich gehe mal weiter könnte das Liberation Orchestra sein. …Ja das hat immerhin einen guten Rhythmus, das gleitet so schön dahin. Wie ein Uhrwerk das gleichmäßig klingt? Könnte aus einem Film sein?
Zwei Teile eines Stückes. Die Band bezieht sich auf verschiedene musikalische Traditionen und verbindet Sie miteinander. Uner anderem ist der Leader von #06 eine Referenz. Den ersten Teil könnte man irgendwie in Free Big Band einordnen, den zweiten Teil in minimal music. In diesem BFT sind einige Stücke aus Filmen, dieses aber ausgerechnet nicht.
alexischicke#08
Jazz kombiniert mit Popmusik? Das Stück baut schrittweise auf mit einer klirrenden Trompete. Auch orientalische Einflüsse kann ich das raushören, dann in der Mitte ein Break in dem nur das Saxophon ist, ja der Beat hat was. Der Schlagzeuger treibt alle an, könnte der Roy Haynes sein. Orientalischer Musik gemischt mit Popmusik dazu oben drauf Jazz, magst du so was Friedrich? Gefällt mir das Stück ist so vielseitig.
Ich mag das! Eine New Yorker Formation, die gerne in coolen Anzügen auftritt, und der mancher die Musikalität, die Du hier so schön beschreibst, gar nicht zutrauen würde.
alexischicke#09
Die Stimmung ist etwas bedrohlich ja fast bedrückend wohl für spät nachts gedacht. Könnte auch gut zu einem Avantgarde Film passen, aus dem Autorenkino. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ja wie ein Donner macht ja richtig Angst, Friedrich.
Hat für mich eher was Humoristisches. Es ist ein Cover des eigentlich bekanntesten Stückes des Leaders von #06. Ich sage nur: Sterne, Weltraum, und wir haben uns alle ganz dolle lieb! Nichts Bedrohliches also, keine Angst! Dies ist aber etwas, das zwischen Hommage und Persiflage changiert. Von 2000. Kein Kino.
#10 fehlt. Hatte ich vergessen und nachgeliefert. Ist bei Dir aber wohl nicht angekommen
alexischicke#11
Auch ein Stück mit eher düsterer Musik, wie in einem Horrorfilm. Mit der E-Gitarre kann schöne Effekte machen, wohl ein Stück aus dem 70ern.Dann wie aus der weiten Ferne können wir jetzt ein Klavier hören, wie aus einer anderen Welt. Ein bisschen abgedreht könnte zu Herbie Hancock passen.
Oh ja, das Szenario, aus dem dieses Thema ursprünglich stammt, ist sehr unheilsschwanger, d.h. eigentlich ist das Unheil schon längst passiert, in einem Ausmaß, das auch den letzten von uns den Glauben an das Gute im Menschen verlieren lässt, kommt aber nur nach und nach an das Licht der kalifornischen Sonne und zieht alles mit sich. Ursprünglich Filmmusik, Los Angeles, späte 30er, hier aber in einer Bearbeitung von 1990. Ist meilenweit von Herbie Hancock entfernt
alexischicke#12
Klingt wieder stark nach Ellington der 60er. Er wollte ja damals verschiedene Stimmungen mit seiner Musik ausdrücken und ging dazu oft über große Suite zu schreiben. Eine schöne zurückhaltende Stimmung mit einer gewissen Dramatik, das könnte zu New York gut passen.
Ich musste erst mal nachschlagen: Nicht NYC sondern New Orleans. Es geht aber nicht um den Stil, es geht um eine Stimmung, die erzeugt werden soll. Du ahnst es vielleicht: Filmmusik, 50er Jahre …
alexischicke#13
Habe ich auch irgendwo –progressive Big Band Jazz, wohl nicht etwa Miles Davis mit Gil Evans? Der dünne Ton passt zu Miles. Birth of the cool würde gut passen, dann wäre die Qualität aber nicht so gut. Gefällt mir gibt jedem Solisten ausreichend Platz, das war schon ein guter Arrangeur. Heißt das Stück zufällig Move? Der Evans hat ja gerne auch außergewöhnlich Blasinstrumente genommen wie z.B die Tuba.
Klar, Gil Evans, aber von einer Platte aus den späten 50ern. Die Komposition ist ein etwas spezieller Hard Bop Standard. Es geht mir hier aber vor allem um die Klangfarben und die Dramatik.
alexischicke#14
Eine Sax Album mit Strings dieser Song ein Sinatra Klassiker, denn erst er so berühmt gemacht hat mit dem Titel „Angel Eyes“ ein Saloon Song. Wir haben neulich Johnny Griffin, Sonny Stitt und Stan Getz besprochen könnte zu allen drei gut passen. Aber auch der Scott Hamilton könnte genauso gut passen .Ja passt gut aber die Streicher engen ihm etwas ein.
Ja, Angel Eyes. Eine Aufnahme aus den 90ern und der Saxofonist liefert hier in meinen Ohren eine herzzerreißende Leistung ab, die Streicher legen noch ein bisschen Drama drauf und es kommt ganz großes Kino dabei heraus. Der Saxofonist wurde sehr gehypt, kommt gelegentlich mit etwas plakativ wirkenden Konzeptalben daher, ist aber trotzdem gut.
alexischicke#15
Am Ende wieder fetziger Jazz ein bisschen Blue Note. Ein dynamisches Duo mit viel Pfeffer der Trompeter stachelt sie an, schönes Stück mit einem dichtem Sound. Wer das spielt weiß ich nicht, aber muss glaube ich ein etwas neueres Stück sein. Einer aus dem Young Lions vielleicht Roy Hargroove?
Man könnte den Trompeter den oft geschmähten Young Lions zuordnen, der Saxer ist aber definitiv ein ganz alter Hase. Auf jeden Fall sind hier aber Profis an der Arbeit. Das Stück kommt ursprünglich aus einem Kontext der Dir, lieber Sinatra-Freak, geläufig sein müsste. Gypsy hat hier nicht nur mit dem Zaunpfahl gewunken, sondern eigentlich schon zugeschlagen. Ich sag nur: Sinatra, Schlagzeug …
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)