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Der Film beginnt mit seinem Ende: mit dem Tod des Brutus in der letzten Szene einer Aufführung von Shakespeares „Julius Caesar“ mit klassischen Kostümen und goldfarbenen Requisiten. Tosender Applaus. Dann ein Schnitt, der Film wird ohne erkennbaren Grund Schwarz-Weiß und dreht die Zeit sechs Monate zurück. Die Schauspieler, die auf der Bühne zu sehen sind, sind allesamt Häftlinge eines Hochsicherheitsgefängnis, Schwerverbrecher, die hier seit Jahren einsitzen und noch viele Jahre bleiben müssen.
Im Folgenden zeigt der Film nun die Entstehung des Stücks vom Casting bis zu Aufführung. Dabei vermischen sich die Dialoge aus dem Stück mit echten Dialogen. Das gesamte Gefängnis wird zur Probebühne. Während draußen auf dem Hof der Mord an Julius Caesar geprobt wird, stehen hinter den Gitterstäben der Fenster die anderen Häftlinge, die als Statisten mitspielen.
Die Häftlinge sind echt. Das macht den Film aber nicht echter. Die Tavianis versuchen, den Shakespeare-Text auf die Häftlinge zu beziehen. Der Aufstand, dessen Opfer Julius Caesar wird, bleibt natürlich aus. Und auch ansonsten werden die Bezüge zwischen Shakespeares Text und der Situation nicht klar. Wenn die Tavianis versuchen, sie mit der Brechstange herzustellen, geht das leider gründlich schief und führt allenfalls zu Momenten großer unfreiwilliger Komik.
„Cesare deve morire“ soll wohl zeigen, wie Kunst auch den schlimmsten Verbrecher zu einem besseren Menschen machen kann. Diese so simple wie fragwürdige Botschaft bringen die Tavianis mit erstaunlicher Penetranz unters Volk. Da sagt ein Häftling, der als Sekundärliteratur zu Caesars „De bello gallico“ greift, allen Ernstes, er könne gar nicht mehr verstehen, warum ihn das in der Schule so gelangweilt habe. Das erinnert dann mehr an schlechtes Bildungsfernsehen als an Shakespeare.
Der italienische Film ist mit gut eineinviertel Stunden der kürzeste Beitrag im Wettbewerb. Umso unverständlicher, dass die Eingangsszene am Schluss noch einmal wiederholt wird (jetzt ist auch die Farbe in den Film zurückgekehrt). Auf der anderen Seite: Für eine Ausgabe „Telekolleg“ sind eineinviertel Stunden ganz schön lang.
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