Re: Berlinale 2012

#8272001  | PERMALINK

witek-dlugosz

Registriert seit: 19.11.2010

Beiträge: 5,114

War Marie Antoinette eine Lesbe? Wenn man „Les adieux à la reine“ Glauben schenkt, dann war sie zumindest in eine Hofdame verliebt. Das ist aber dann auch schon das einzig Spannende an Benoit Jacquots Kostümfilm, der die diesjährige Berlinale eröffnete. Abgesehen vielleicht von der Erkenntnis, dass Diane Kruger, die hier die Königin spielt, viel weniger unerträglich ist, wenn sie Französisch spricht und sich leidend und in Tüll und Seide gehüllt auf edlem Mobiliar räkelt.

Der Film spielt in Versailles. Er setzt ein am 14. Juli 1789, dem Tag des Sturms auf die Bastille, und zeigt, wie man zu Hofe auf die drohende Gefahr reagiert. Im Mittelpunkt steht nicht Marie Antoinette selbst, sondern ihre Vorleserin Sidonie (Léa Seydoux). Sidonie ist der Königin zu 100 Prozent ergeben – und gehorcht ihr sogar, als sie ihr Leben aufs Spiel setzen soll, um die Geliebte der Königin in Sicherheit zu bringen.

Hübsch geht es zu am Hofe des Königs. Jacquot zeigt ausgiebig Kostüme, Perücken und das prächtige Interieur des Schlosses. Etwas zu selbstgefällig verlässt er sich auf die Opulenz seines Settings – Interessantes zu erzählen hat er indes nicht. Und was die Frage nach der sexuellen Ausrichtung Marie Antoinettes angeht: Zumindest ihre Darstellerin Diane Kruger stritt in der Pressekonferenz vehement ab, dass sie hier eine Lesbe spiele. Mehr allerdings wird von diesem Film nicht bleiben. Als optisch prächtiger, inhaltlich nicht weiter störender Eröffnungsfilm zwischen Rotem Teppich und Schnittchen hat er seine Aufgabe aber sicher solide erfüllt.

* * 1/2

--