Re: Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice

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redbeansandrice

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Es geht los, werd versuchen halbwegs zügig weiterzumachen, aber die #4 ist drin, das ist vielleicht erstmal das wichtigste…

#1: Wilbur Harden – My Lord And Master

Date: September 23 & 30, 1958
Location: Van Gelder Studio, Hackensack, NJ
Label: Savoy

Wilbur Harden (ldr), Wilbur Harden (t, fh), Tommy Flanagan (p, cel), George Duvivier (b), Granville T. Hogan (d)
Album: The King and I

hierzu ist ja schon das wesentliche gesagt worden, Harden war ein Trompeter und Flügelhornist aus Detroit, der im wesentlichen auf vier frühen Yusef Lateef Alben (zwei für Savoy, zwei für Prestige), vier eigenen Alben für Savoy (dem Quartett Album und hier und drei Alben mit John Coltrane als Sideman) und einer Prestige Session von John Coltrane zu hören ist. (Letztere erschien ursprünglich auf verschiedene Alben verteilt und ist komplett als „The Stardust Session“ erhältlich, die Savoy Aufnahmen mit Coltrane gibt es als Doppel CD und auch einzeln, einen Großteil der Savoy Sideman Aufnahmen mit Lateef auf der Doppel CD „Last Savoy Sessions“, die beiden Prestige Alben von Lateef und das Quartett nur einzeln…); über seine spätere Geschichte ist nicht viel bekannt außer dem Stichwort „mental illness“, wenn ich mich richtig erinnere hat Chris Albertson vor Jahren einen Briefwechsel zwischen Harden und Savoy veröffentlicht, in dem es um ein eventuelles nächstes Album ging – der Briefwechsel ging glaub ich deutlich in die 60er Jahre hinein aber zu dem Album kam es nicht mehr… nein, das Album ist keine große Sache aber wunderschön, einfach etwas, was man auflegt, damit es ein bißchen wärmer wird…

Diskografie

#2 Prince Lasha – Everything Happens To Me

Rec. in London, UK. December 1966
Label: Columbia (UK)
Prince Lasha : flute, alto sax. David Snell : harp. Chris Bateson : trumpet. John Mumford : trombone. Stan Tracey : piano. Jeff Clyne, Dave Willis, Rick Laird : drums. Joe Oliver : drums.
Album: Insight

nun, dieser Track ist sicher nicht der repräsentativste Prince Lasha Track (solche finden sich eher auf The Cry oder Firebirds), aber ich fand es einfach absurd, wie glatt der Übergang von der Stimmung her war – gemessen daran, dass es sich bei Insight um ein Album eines Free Jazz Pioniers aus der Mitte der sechziger Jahre handelt, der gerade erst mit Elvin Jones und Eric Dolphy aufgenommen hatte… Lasha äußert sich in Clifford Allens exzellenten Interview ziemlich ausführlich zu dem Album, das während eines längeren Englandaufenthalts entstand – aber so richtig verstehe ich es nicht – vielleicht kann man einfach sagen, dass in Lashas Werk überall seine Sicht der Jazztradition ein zentrales Thema ist, und dass es das ist, was ein stilistisch hochgradig diverses Werk zusammenhält. Eine etwas handfestere Querverbindung zu #1 gibt es, wie in dem Interview zu lesen ist, übrigens auch: Hardens musikalischer Mentor Yusef Lateef verbrachte in London (Kensington, wie Lasha betont) viel Zeit mit Lasha und arrangierte auch Teile der Harfenpassagen auf Insight – und letztlich kann man seinen Geist vielleicht wirklich in beiden Alben wiederfinden…

Diskografie

#3 Martial Solal/Eric Lelann – Portrait in Black and White

Album:Portrait in Black and White
aufgenommen live in Frankreich 1999, Label: Plus Loin Music
Martial Solal (p), Eric Le Lann (tp)

der Track war ja vielen ein bißchen kalt – kann ich irgendwie verstehen, offensichtlich zwei Musiker, die Spass dran haben, sich Bälle zuzuspielen, und klar ist Martial Solals Klavierstil ein virtuoser… das ist keine Musik, die sich nur darum dreht, große Emotionen aufzubauen, da geht es genauso sehr um Flug der Linien und der gleich – und das mag irritieren, weil es nicht das ist, was man von einem Trompeter, der irgendwie nach Miles klingt im Duett mit einem Pianisten erwartet… warum Le Lann nicht viel bekannter ist, ist mir irgendwie etwas unklar, er ist offensichtlich super, und für europäische Trompeter mit mattem Ton gibt es ja am Ende noch wesentlich mehr Plätze im Rampenlicht als für die meisten anderen Arten von Jazzmusikern… vielleicht fehlen am Ende die wirklich überzeugenden Leaderprojekte… er taucht immer mal wieder auf Alben aus Frankreich auf, En Direct D’Antibes von René Urtreger (dem Pianisten von #13) ist ein Beispiel…

#4 John Benson Brooks – Black is the Color of My True Love’s Hair

Album: Folk Jazz U.S.A.
Personnel: Nick Travis (tp), Zoot Sims (as), Al Cohn (bs), John Benson Brooks (p auf anderen Tracks), Barry Galbraith (g), Buddy Jones (b) & Osie Johnson (d).
Recorded: New York, November 1-6, 1956.
Label: Vik

gypsy fragte irgendwann – Anspielung auf den letzten Test – ob das hier wohl „Zoot Sims plays Trumpet, Alto and Baritone“ ist – ein bißchen ist es das, war natürlich zu plump gefragt, aber ja, ich habe den gleichen Trick nochmal versucht und mit schönem Erfolg… Sims spielte in diesen Jahren tatsächlich ungefähr gleich viel Alt wie sein eigentliches Hauptinstrument Tenor, Al Cohn am Baritonsaxophon hab ich sonst noch nie gesehen, dazu kommt einer der vielen exzellenten vergessenen Trompeter (Nick Travis), und – er kann hier glänzen – Barry Galbraith an der Gitarre… hatte ja irgendwie gedacht, dass man Galbraith am ehesten erraten kann, auf den Hal McKusick Alben etwa klingt er nicht soo viel anders …

Leader ist John Benson Brooks, ein Big Band Arrangeur der alten Schule, der in den 40er Jahren mit Gil Evans, John Carisi, Gerry Mulligan… zu der Clique gehört, die das Birth of The Cool Konzept entwarf… mit Evans war er offenbar über lange Jahre im Austausch, die beiden haben schon in den spätern 40ern zusammen für Claude Thornhill gearbeitet, und Evans hatte gelegentlich Brooks Kompositionen im Programm, am bekanntesten wohl Where Flamingos Fly (von Out of The Cool)… es gibt zwei Alben von Brooks aus der Mitte der 50er Jahre, von denen das andere „Alabama Concerto“ das bekanntere ist, zum einen weil es wohl lange leichter erhältlich war, zum anderen, weil es vielleicht noch eine kleine Ecke besser ist und mit Cannonball Adderley und Art Farmer die prominenteren Sidemen hat…

zum Konzept nur Folk Songs aufzunehmen äußert sich Brooks in den Liner Notes wie folgt:

„Recently I split with the lady of Tin Pan Alley – she wouldn’t dress fr me – bless her naive soul – and went back to this folk jazz wench. She has rugged ancestral genes and an enthusiasm for the jazz scene, and the love boys gave her really broke me up. At the end of the first session, I heard inner satisfaction say, `I’d die a hundred times for this'“

mag man nehmen wie es ist… ich muss mich etwas konzentrieren um „Black is the Color of My True Love’s Hair“ hier zu erkennen…

Toller Text über Brooks von E. Chadbourne (der heute Geburtstag hat)

gibt einen Lonehill Twofer mit beiden Alben, der auch zB bei simfy gestreamt werden kann … fairerweise: vielleicht hab ich doch einen der gelungeneren Tracks ausgewählt… das Cover oben ist das des Lonehill Twofers, dem Originalalbum nachempfunden, von dem ich keine gescheiten Bilder fand…

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