Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice › Re: Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice
katharsis#11 Das Stück beginnt mit einem Einstieg, der erst einmal für Hardbop geschulte Ohren überrascht, da man sofort in der Musik ist, keine sich entwickelnden Variationen, keine Themenvorstellung – straight. Mit der Zeit beruhigt sich das Ganze etwas, der Drummer findet seinen Puls, aber die Musik bleibt stürmisch, drängend. Der Bass verrät sofort, dass es sich um etwas neueres Handeln muss, er scheint mir elektrisch verstärkt zu sein. Dadurch wird alles viel wuchtiger, viel bedrohlicher und natürlich hat es der Altsaxophonist schwer, gegen diese Klangmauer anzukommen. Er macht das auch wirklich gut und ich neige fast dazu, ein bißchen mit ihm mitzuleiden, denn das kostet offenbar schon Kraft. Manchmal merkt man, dass er nicht ganz mithalten kann, er spielt langsam aufsteigende Töne und pausiert fast ein bißchen. Trotzdem gefällt mir das bis am Anschlag spielen sehr gut. Sehr schade finde ich dagegen, dass der Break kommt. Da entweicht für mich fast alle Luft des Stücks und perkussiven Elemente muten eher wie Spielerei an. Interessant allemal, aber schade, dass die Energie weg ist, nur damit sich die beiden Kids auch noch austoben dürfen ;)
ist halt das Album des Drummers, aber ich muss zugeben, mir tut der Altist nicht soo leid…
#12 Zurück in der Vergangenheit hätte ich fast angenommen, aber auch hier wummert der Bass wieder so warm, dass es neuer sein müsste. Hier ist die Ausführung perfekt. Eine samtig klingende Trompete, ein Drummer, der sich offenbar zurückhalten muss, das aber gut ausbalancieren kann, mit den kraftvollen Besenschlägen und ein Bop-orientierter Pianist, der genau weiß, wie er so eine Ballade unterfüttern muss, um sie immer etwas spannend zu halten. So könnte aus meiner Sicht eine typische Blue Note Aufnahme der 90er aussehen. Handwerklich sehr gut gemacht, aber irgendetwas lässt mich irgendwie unbeeindruckt zurück, es läuft zu rund.
ist aus den 80ern und nicht auf Blue Note, ansonsten stimme ich zu, dass das hier so ein Fall für „wenn Alfred Lion doch weitergemacht hätte“ ist…
#13 Das ist nun wirklich wieder älter. Ich kann mir nicht helfen, denn auch wenn das zugrundeliegende Schema ähnlich zu #12 ist (Ballade, klar), ist hier mehr Esprit dabei. Besonders meine ich das beim Pianisten zu hören. Das Klavier klingt kratziger, es sind ein paar unsaubere Töne dabei, aber insgesamt ist das kantig-charmant. Das Saxophon spielt sehr luftig, ohne kühl zu wirken und dieses feine Vibrato ist toll. Da klingt noch einiges an Swing mit. So wie er aussetzt und dann die Töne an ganz anderer Stelle aus der Luft fischt, gefällt mir gut. Auch der Bassist prägt das Stück nicht, sondern trägt dezent, aber so, dass man sofort hören würde, wenn er fehlt. Das könnte nun wieder eine schöne Riverside-Aufnahme haben, oder etwas aus dem Black California? Hier würde mich nicht wundern, wenn ich die Band kenne.
ich hab das dumpfe Gefühl, dass wir hier mitten in eine Bildungslücke deinerseits gesprungen sind – die gute Nachricht ist, dass teja diese Art von Musik zur Zeit in Massen auf Vinyl kauft und bestimmt gerne ein paar Tipps gibt… (ist ja oben schon erkannt, weder Riverside noch Kalifornien sondern vier Franzosen)
#14 Die Antipode zu #1? Hier stelle ich jedenfalls sofort Verbindungen zum Opener her, alleine wie das Thema vorgetragen wird und sich dann das erste Solo ergibt. Da komme ich gleich schon zu Beginn in definitorische Schwierigkeiten. Ist das typisch New York? Oder doch Westküste? Jedenfalls hat das Stück viel Charme, eher im Sinne einer heimeligen Gemütlichkeit. Die Musiker geben sich auch alle Mühe, das Stück in einem wohlig-warmen Schönklang zu baden, ohne dabei hausbacken zu wirken. Auch hier scheinen mir eher Traditionalisten am Werk, vielleicht aus der Basie-Richtung? Gut gefällt mir, dass es keine auf den ersten Blick klar ersichtlichen Solo-Abfolgen gibt, das gibt dem Stück eine etwas eigene Note. Ich glaube, dass das stetig wachsen wird.
Das sind nicht Bud Shank und Bob Brookmeyer? Kam mir gerade, ohne dass ich das nochmal nachhören kann.nichts davon…
#15 Hier sind wir auf jeden Fall im New York der 60er. Das Stück fällt sofort auf, da es vom Rhythmus her ein bisschen ungewöhnlich erscheint, viele Stops und Pausen, die natürlich der Drummer vorgibt. Auf jeden Fall erst einmal ungewohnt. Der Pianist verbindet alles mit einander und spielt ein wenig Rubato, oder? Jedenfalls ist er aus meiner Sicht stark im Bop verortet und schlägt in der Mitte seines Solos immer mehr die Brücke zum Soul Jazz. Im Arpeggieren hört man das typische Van Gelder-Klavier. Irgendwie drängt sich mir Charles McPherson zusammen mit Barry Harris auf, aber das ist doch ein Tenorsaxophon. Johnny Griffin möglicherweise, oder auch Clifford Jordan. Am Klavier könnte dann auch der frühe Cedar Walton sitzen. Aber wahrscheinlich wäre das alles zu einfach?
Das Stück funkt bei mir jedenfalls nicht wirklich, zu sehr hemmen mich diese rhythmischen Verschiebungen, das stockt irgendwie.nein, nicht auf Anhieb gekriegt – aber immerhin Jordan und Walton direkt genannt, was mE fast das gleiche ist… in diesem Sinne :party:
Ich danke Dir herzlich für diesen bft. Vor allem für Harden, der mir bisher komplett unter dem Radar vorbei ging und ich ja gerade ‚obskure‘ Trompeter sehr schätze. Auch wurde ich bestärkt, mich mit Sonny Stitt zu beschäftigen. Auf weiter Auflösungen bin ich gespannt, werde mich nun mal durch die Teile hier durchschlagen, die ich noch nicht gelesen habe.
das mit Sonny Stitt unterstütze ich durchaus, aber hier meinst du vermutlich Sonny Criss!
--
.