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Nachdem ich mich nun schon längere Zeit als fleißiger Mitleser hervorgetan habe und auch seit dem letzten bft unter die Mithörer gegangen bin, habe ich dieses Mal versucht, selbst ein paar Höreindrücke zu notieren. Ich höre noch nicht allzulange Jazz (und dann auch meist eher aus der „freien“ Ecke) und kenne nicht allzuviel, daher bleibt vieles recht oberflächlich. Und am Raten sollte ich mich wohl auch nicht versuchen (ein paar Blindschüsse habe ich natürlich trotzdem abgegeben). Dennoch und vielleicht auch um den ein oder anderen ebenfalls zu ermuntern, hier meine kurzen Bemerkungen.
Vorweg gesagt: es war sehr spannend, mich durch diese Zusammenstellung zu hören. Vieles ist nicht wirkllich meine Baustelle, oder noch nicht, und auch die ähnliche Stimmung vieler Tracks hat es mir manchmal etwas schwer (und lohnend) gemacht, Eindrücke zu formulieren, da es dann sehr auf Details und Feinheiten ankommt, die ich nicht immer mitbekomme.
Track 1
Schöner Einstieg. Klavierintro, gestrichener Bass – gefällt mir gut. Klingt wie die Version eines Standards, den ich nicht kenne, eventuell sogar ein populäres Thema aus den Fünfzigern, eine Filmmelodie. Der Trompeter hat einen schönen, leicht heiseren Klang. Der Bassist gefällt mir in seiner klaren Simplizität gut, das Piano ist angenehm zurückhaltend. Toller Opener.
Track 2
Hier sind das Highlight sicherlich die sich am Anfang ineinander verzahnenden Reeds. Die Solis sind recht schön, aber irgendwie auch nicht sonderlich beeindruckend. Oder zumindest hinterlassen sie mich etwas kalt. Der schläfrige Bass gefällt mir gut. Und dann Harfe? Überraschend, und ein rhythmisch schön aufgebautes Solo. Schade fast, dass das Saxophon dann wieder übernimmt, und dann das Ende auch noch recht aufdringlich gestaltet..
Track 3
Hierzu fällt mir nichts ein. Das Klavier macht mir zu viel und lässt dem Trompeter wenig Raum und Platz zur Entfaltung. Mehr Hektik als Swing. Wenn der Pianist sich selbst im Solo begleitet wirkt es gleich viel homogener.
Track 4
Eine sehr schöne Melodie zum Einstieg, die Mehrstimmigkeit, schlierige Melancholie- klasse. Auch hier, wie in den vorhergehenden Tracks, klare, bedächtige Soli. Hier passt es auch besser, auch wenn ich mir manchmal mehr Mut zur leichten Disharmonie wünschen würde. Das zweite, brummelnde Solo, begleitet von diversen Kommentierungen. Ein kleiner, feiner Track.
Track 5
Hier dagegen wirkt die Melancholie etwas gravitätisch und aufgesetzt.
Track 6
Ein fürchterlicher Einstieg mit diesem unter Effekten vergrabenen Bass, und dann noch einer verhallten Stimme. Es wird nicht besser. Hier sind wir wohl irgendwo in den achtzigern oder neunzigern in einem aseptischen Studio eingeschlossen. And the bassplayer shows off. Dazu passend kenne ich nur Hattler, aber das klingt doch zu wenig „funky“ für ihn.
Track 7
Cheesy, diese Kombination aus Orgel und Gitarre erinnert mich irgendwie an Frühschoppen. Macht aus der Perspektive aber auch Spaß, vor allem das Orgelsolo und später auch der Call & Response.
Track 8
Hier fällt mir nicht sehr viel ein, die manchmal orientalisch anmutenden Einsprengsel setzen interessante Farbpunkte. Mit Pianosolos kann ich wohl noch nicht so viel anfangen.
Track 9
Ein schönes, sparsames Posaunensolo gleich zu Beginn. Erinnert mich von der Art her an Baker, nur auf dem falschen Instrument. Liegt aber wohl daran, dass ich noch nicht so viele Posaunisten kenne. Hier könnte ich jedenfalls stundenlang zuhören. Den Einsatz des Saxophons empfinde ich dann als störend, das Solo ist mir, ganz wie der Einstieg, etwas aufdringlich in seiner Art. Aber dann wieder Posaune, ja…
Track 10
Der Drive geht mir doch gleich gut ins Ohr. Bass und Drums geben eine solide Basis, das Saxophon klebt für meinen Geschmack dann etwas zu sehr an den Harmonien. Und wieder Posaune. Hier wird etwas mehr versucht, mir gefallen die kleinen Nachlässigkeiten im Spiel des Posaunisten. Insgesamt und auf Dauer ist mir der Track aber zu schematisch.
Track 11
Ha! das ist doch meine Baustelle.
Wie Bass und Saxophon sich gemeinsam des (nicht sonderlich originellen) Themas annehmen, während der Schlagzeuger zur Eile ruft, gefällt mir sehr. Sehr dichter und homogener Sound, obwohl auch Platz für das sich gegeneinander-wiegen und aneinander-reiben bleibt.
Der Saxophonist kommt mir unglaublich bekannt vor. Erinnert mich an Threadgill, oder Sami Sippola, diese selbst im Überschwang klare Melodiösität und die Rückgriffe auf den Anfang des Stückes. Das Drum/Bass Intermezzo begeistert mich mal mehr mal weniger, manchmal empfinde ich es auch als etwas überflüssig. Und danach kommt ja leider auch kaum noch etwas.
Track 12
Hier habe ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ein elektrischer Bass spielt. Vielleicht täusche ich mich auch, jedenfalls gefällt mir der Klang des Basses gar nicht. Insgesamt ist mir das Stück zu geschmackvoll und zu wenig neugierig.
Track 13
Lyrischer, singender Ton des (Alt?)saxophons, mit einer Vorliebe für Themenvariation. Der Rest der Begleitung sehr zurückhaltend. Das Pianosolo deutet da kurzzeitig in eine andere Richtung, unterläuft etwas das Offensichtliche. Dennoch werde ich hier nicht richtig satt.
Track 14
Beginnt schön mit den zweistimmigen Harmonien und der Kindermelodie auf dem Piano. Angenehmes, kurzes, vielleicht etwas zu gefühliges Saxophonsolo. Wieder so ein sympathisches, kleines Stück, ohne zu viel Eindruck bei mir zu hinterlassen.
Track 15
Jetzt wird’s wieder etwas muskulöser und auch etwas bluesig. Erinnert mich vom Saxophonspiel her an Adderley, aber doch nicht mit ganz so viel Schmackes. Aber was der Pianist da im Hintergrund des zweiten Solos macht ist klasse, diese kurzen, rhytmischen Konterkarierungen.
Danke redbeans für diese Zusammenstellung. Meine Favoriten sind wohl #1 (hat etwas gedauert), #4, #9 (minus Saxophonist) und #11.
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