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ferryNur mal vorab: Die Kritik überwiegt ein wenig, denn es war nicht so viel dabei für mich:
das ist natürlich absolut legitim
#1: Erinnert mich ein wenig an Bill Evans. Könnte aber vielleicht eher was europäisches sein? Der Trompeter hat einen ganz eigenen Stil, so sanft wie er sein Horn spielt. Gefällt mir schon gut, aber doch etwas zu viel Weichspüler.
natürlich nicht bill evans (dafür ist es zu warm) und nicht europäisch, und klar ist da ein bißchen weichspüler drin, mancher braucht den gelegentlich….
#2: Und es geht gleich ähnlich weiter, aber diesmal sind doch etwas mehr Ecken und Kanten drin. Die Melodie erinnert mich ein wenig an „Just a Gigolo“. Und dann kommt eine Harfe (bisher noch nie im Jazz gehört). Das ist ganz schön, aber doch etwas zu leicht für meinen Geschmack. Die Melodie bleibt aber doch im Ohr hängen. Am Ende lässt der Altist sich aber noch mal gehen
ja, das Ende war in der Tat eine komische Idee – ich find sie ganz witzig, grad weil sie den Zauber ein bißchen zerstört aber doch viel zu wenig Gewicht hat um irgendwas wirklich zu verschieben
#3: Erst feuert der Trompeter seine Kaskaden ab, und dann der Pianist. Ist ja schon etwas unstrukturiert, das Ganze. Die beiden ergänzen sich aber sehr schön, und es kommt eine interessante Collage dabei raus. Das könnte mir live schon sehr gut gefallen, auf Tonträger aber nicht unbedingt.
klar braucht man zu zweit nicht soo viel struktur (auch wenn sie mir nicht wirklich fehlt)
#4: Jetzt wird es aber traurig. Der Altist spielt schön gefühlvoll und melodiös. Das ganze ist aber doch entschieden zu traurig für mich.
sorry!
#6: Yeah, schon viel besser! Hört sich zwar für mich nicht wie Jazz an, aber schön düster wie ich es auch mal gerne mag. Zwei Bassisten?
weiß auch nicht ob das noch jazz ist (auch wenn der herr (es ist nur einer) jazzcredentials hat, von denen wir alle träumen)
#8: Ein dramatisches Stück für Klavier. Bleibt bei mir aber nicht so viel von hängen.
kann ich verstehen auch wenn ich es ganz nett finde…
#9: Noch ein sehr ruhiges Stück, das mir diesmal aber doch viel besser gefällt. Schön atmosphärisch, am Anfang schönes Posaunenspiel und es folgt ein schönes Saxophonsolo, und auch noch ein kleines gefälliges Pianosolo.
freut mich, dass das gefällt!
#10: Auch ein ganz nettes Stück, mir fehlt aber doch das zwingende in der Sache. Das Leben ist einfach zu kurz…
kann ich verstehen, das ist vor allem hübsch
#11: Hier passiert endlich mal was. Sehr guter Drummer, der zwar etwas zuviel auf dem Crash- Becken rumhaut, aber die Kombination mit dem Sax passt. Etwas obskur das ganze, aber ich habe das Gefühl dass mir dieses Stück doch mehr sagt als viele andere Stücke mit Getröte und Getrommel. Sehr unkonventionelles Bassspiel. Für mich ist das ein gelungenes Experiment.
ich empfind das eigentlich als relativ konventionell mit ein paar spitzen, die es rausheben…
#12: Das beste Stück bisher! Sehr entspannter Rhythmus, und wunderschön melodisches Trompetenspiel.
von dem herrn gibt es noch mehr sachen, die was für dich sein müssten, nehme ich an…
#14: Die ruhige, gedämpfte Stimmung geht weiter. Leider ist das Alt- Solo kurz geraten, denn das ist der Höhepunkt und auch das beste an diesem Stück. Für einen Nachtclub der 50er Jahre ist so was genau das richtige, bei mir zu Hause will diese Stimmung aber nicht so recht aufkommen.
ja, es gibt Wohnungen, da geht das (meine zum Beispiel), in anderen mag es schwieriger sein… sind übrigens zwei Tenorsoli…
#15: Ein Drummer, der versucht Pianist und Saxophonist aus dem Konzept zu bringen? Hört sich zuerst an wie Sand im Getriebe, aber das liegt wohl an dem ungeraden Takt. Der Tenorist lässt sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen, was er spielt gefällt mir sehr gut. Was der Pianist spielt, gefällt mir auch gut. Sehr interessante Nummer, auch wegen dem unkonventionellen Takt (mal was anderes).
Fazit: Kommt mir eher so vor wie eine Zusammenstellung von Raritäten, ohne grosse Höhepunkte(für mich). An besten gefallen mir noch #6, #9, #12 und #15.
du willst Philosophie – du kriegst, naja, mal sehen: ich wehre mich gegen „Zusammenstellung von Raritäten“, in dem Test gibt es genau einen Track, bei dem ich sagen würde, er ist so mittelgut, aber ganz interessant von der Geschichte drumrum her (die einzige Jazzaufnahme einer R&B Band aus Columbus, Ohio – wer raten mag um welchen es sich handelt…) für alle anderen gilt:
1) klar haben John Coltrane, Miles Davis, Charlie Parker und eine handvoll andere die Sprache des modernen Jazz entwickelt; hier im Test hört man sie nicht so sehr deswegen weniger, weil ihr sie direkt erraten würdet (siehe letzten Test ) sondern weil ich fest daran glaube, dass die Erfinder einer bedeutenden Sprache (wie der des modernen Jazz) vielleicht ihre kompetentesten Sprecher bleiben (würd ich ihnen in diesem Fall wohl attestieren) aber nicht unbedingt diejenigen, die die Dinge sagen, die ich hören muss oder will – es wird einzelne geben, für die es genau das richtige ist, nur Coltrane zu hören, nur Thomas Mann zu lesen und ihre Frau falls irgend möglich gegen Penelope Cruz zu tauschen… mag sogar sein, dass das gar nicht so wenige sind. Aber nun, diese Leute brauchen eigentlich auch keinen Blind Fold Test. Ich will viele verschieden Stimmen hören, und ja, eine gute Geschichte gehört für mich irgendwie zur Musik dazu… That said, hab schon befürchtet, dass für dich nicht sooo viel dabei ist.
2) ich hab mich durchaus auch bemüht, für den Test Stücke auszuwählen, die bei verschiedenen Leuten unterschiedlich gut ankommen, mit dem diffusen Ziel, dass man sich ein bißchen besser kennenlernt, sich orientiert, was zu diskutieren hat… hat auch zB bei #6 gar nicht so schlecht geklappt…
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