Re: Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice

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Von mir, redbeans, wie immer keine Erkennungen, nur Rhapsodien, mögen sie hingehen. Es ist ein phantastischer bft!

1
Eine sehr feine, schlichte Eröffnung, diese Dreiklänge … Die rührenden Besen müssten nicht sein, dachte ich, aber dann werden sie doch gerechtfertigt in der Abschiedssüße der Trompete. Deren Intervalle haben keine Hemmungen, und das ist auch einmal schön; eindringlich ohne Geschrei. Der Pianist hat die Finger am rechten Fleck, auch wenn er manchmal mit einem Kinderklavier kokettiert. Das Stück als Ganzes ist dann am Ende sehr sophisticated, in der Knappheit; wenn man nicht weiß, wie man irgendetwas verzeihen soll, das ist eine Art Anleitung, sich nicht zu ernst zu nehmen bei solchen Gelegenheiten. Great humour, ganz feiner, großer Opener.

2
Ja! Und dann nein. Im Unterschied zu Nr. 1 ist mir das zu kalkuliert, dann sogar der Eingang. Die Piano-Soli sind nett, aber nur gespielt, ohne jedes Risiko, aber natürlich auch mir in jeder Bar sehr willkommen. Das Sax (Alt?) ist mir zu, schlicht gesagt, blasiert – aber da muss ich wohl noch einmal hören, und noch einmal. Und was ist das? Harfe? Die ist besser, obwohl ich gerade denke, der Klavierspieler hätte einfach nur freundlich vorbereitet. Das Ende ist mir zu unlustig, wie herbeigeredet. Der Pianist ist der Leader? Ich frage das so, weil alle anderen wirklich kaum mehr als mitzuspielen scheinen. Abgesehen von der Harfe. Vermutlich werde ich meine Meinung über dieses Stück noch sehr ändern.

3
The difference. Für Baker ist das zu laut und schnell, glaube ich, aber was gibt es nicht alles an ähnlichem Atem. Das Klavier spielt noch etwas herum, warum auch nicht, es kann es ja; das Reh springt hoch und weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit. Schön, diese Verspieltheiten! Phantastische Trompete; ich habe kaum etwas von den bisherigen Antworten gelesen, ein paar nur überflogen, aber Bley macht solche Sachen auf »Diane« nicht, ich glaube, überhaupt nicht. Der nimmt sich, so weit ich ihn kenne, mehr Zeit zur Atemlosigkeit. Dennoch (gtw), die Ähnlichkeit zu »Diane« höre ich auch sehr, obwohl dort alles reduzierter ist. Wer mögen die sein?

4
So so, ein Trauermarsch, wohl aus Frankreich, in irgendeiner Gasse, dann in fröhlichere Kostüme springend, als hätte ein Europäer eine japanische Hochzeit nachgestellt – die tanzen doch, zumindest in den Träumen von Kurosawa? Freundlichst akzeptiert. Natürlich habe ich keine Ahnung, wer das ist, aber it seems to be a big thing. Dieser bft ist wirklich sehr schön!

5
Und auch das hier, auch wenn er kleiner sein mag, ich meine diese einfachen Akkorde, sie hätten nicht sein müssen, eine Pause hätte es auch getan, so spielt er ja sonst die ganze Zeit. Oder sie (eher nicht)? Ich lehne mich weit aus dem Fenster: So spielt McCoy Tyner, wenn er seiner Frau vorspielt und ihm am Ende Keith Jarrett einfällt und lacht, in Kürze und ohne weitere Lust. (Das war aber wirklich kein Seitenhieb gegen Jarrett, bitte.) – Ich lasse das stehen, es war mein erster Eindruck, doch Tyner ist das sicher nicht, schon gar nicht mit Gedanken an Jarrett bei seiner Frau. Nun wieder gehört, höre ich auch, dass der Mann die Finger sehr lange auf den Tasten hat, selbst im Staccato. C’est beau, très.

6
Da muss ich mich bemühen, aus der Sprachlosigkeit herauszufinden. Das Gelalle und dann das Fingergeknatter am Bass. Und so weiter, das zwar die Ohren nicht verstopft, aber einfach einfach ist. Und dann wieder das Gewimmer am Ende … Ich nehme es als Intermezzo, so eine Art Werbepause, Entschuldigung.

7
Wieder im Leben, danke. Sind das zwei Orgeln? und Gitarre, schön, straight, das Gegenteil von Nr. 6.

8
Gegenüber Nr. 5 ist das verklausulierter, es könnte Borgman sein, aber dazu fehlen seine üblichen Patterns zu sehr. Obwohl … Oder wolltest Du vorgarten ärgern mit Kühn? Ja, da kann ich leider nur Namen werfen, was sonst. Taylor hat der aber jedenfalls gehört (ich meine nicht Kühn), sich aber doch anders entschieden. Ist ja auch gut so.

9
Die sind alle sehr zurückhaltend: meisterhaft. Manchmal geht’s mir wie bei Nr. 1 (zu schweigen von Nr. 3), und dann ist es wie hier alles so einfach und klar, ohne Nachahmung.

10
Na gut, Tanz, muss auch einmal sein, da verfliegt die Zeit. Mehr fällt mir trotzdem dazu nicht ein, im Augenblick. Tanz und leicht und Willkommen und … herrjeh … Der Pianist ist aber zu dumpf, wenn auch vielleicht nicht in Wirklichkeit. Aber eine Beziehung zu Nr. 1 gibt es, eine Art Umkehrung?

11
Hebräische Floskeln, sind sie so? Das Sax überhöre ich, Bass und Drums scheinen in einer engeren Vermählung befindlich. Die aber nicht meine ist, das hört sich sehr elektrisch an, auch in den Köpfen. Aus den Köpfen, meinte ich. Daher wohl auch die besondere Energie, wie man heute sagt. Entgeht mir nicht, aber da stört mich etwas; vielleicht kann ich Musik inzwischen auch nicht mehr leiden, wenn ich so etwas höre. Ist das von der Zorn-Company?

12
Oh weia, waga la weia, das kenne ich, aber welche Version hat sich da irgendwer einfallen lassen? Das nervt mich gerade wirklich, das nicht zu erkennen. Aber das Stück und dieses Spiel ist so gut, dass ich mich auch zurücklehnen kann. Besonders liebevoll aufgenommen ist das aber nicht.

13
Wie verabredet, endlich zurücklehnen, ohne auf Weiteres zu achten. Das Sax ist ziemlich empfindsam, ohne aufzutrumpfen. Das Klavier wäre woanders mit weniger Leiden aufgehoben, das Schlagzeug ist nicht wichtig, dann aber doch wieder, Bass höre ich nicht. Ein verborgenes Stück.

14
Das ist in Ordnung. Ich hoffe, die Solisten konnten der Gruppe entspringen und ein eigenes Leben beginnen.

15
Da sind Leute ohne Vorbehalt. Sehr schön! So sollen Abschiede sein; ich finde den Ton des Sax zwar dünn, aber der will das vielleicht so. Das Klavier ist auch dünn, alles ist dünn, klanglich, in dieser Aufnahme. Aber das zählt nicht – ein phantastisches Setting.

Dünn sind, ich weiß, auch diese Bemerkungen – so bleibt mir nur ein großer herzlicher Dank für die Fülle dieser Musik, die Du zusammengestellt hast, redbeans.

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