Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice › Re: Blindfoldtest #8 – Redbeansandrice
#01
Herrlich! Da wird gleich zu Anfang das Tempo raus genommen. Ich halte kurz die Luft an, dann setzt mein Atemrhythmus langsam wieder ein, aber ganz entspannt und ich bin in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum, ganz egal was um mich herum passiert. Eine fast naive Melodie, sehr schön zurückhaltendes Klavier nur so ein bisschen getupft, melancholische Trompete, nachdenklich, kontemplativ. Macht aber auch gleichzeitig neugierig, was dieser BFT-Mix danach noch zu bieten hat.
#02
Es bleibt lyrisch. Klingt aber schon gleich etwas cooler, etwas Großstadt bei Nacht. Das Sax klingt etwas heiser, was aber eine schöne Atmosphäre erzeugt. Posaune finde ich okay, müsste für mich aber nicht sein. Huch, ist das eine Gitarre? Nee, eher ein Harfe oder so was. Das Stück würde mir noch besser gefallen, wenn man sich nur auf Sax, Piano, Bass und Drums beschränkt hätte. Die kleine Kapriole am Ende hätte der Saxofonist sich ruhig sparen können. Aber trotzdem schön.
#03
Dachte zuerst, das ist eine Posaune, aber ist wohl doch eine Trompete. Aha, ein Duo Trompete + Piano? Es bleibt also auch hier im Kammermusikalischen, wenngleich Trompete und Piano sehr dicht spielen. Oh ja, der Pianist lässt die Töne nur so herausperlen und –sprühen. Sehr virtuos, soweit ich das beurteilen kann. Finde ich zwar schön, ich finde aber auch, dass das von der Stimmung und Intensität die Wirkung das viel zurückhaltenderen Tracks #01 nicht erreicht. Weniger ist da mehr.
#04
Es wird etwas komplexer, arrangiert und durchkomponiert. Klingt wie 50er West-Coast. Bariton-Sax höre ich immer gern. Vielleicht etwas steif, das ganze, aber die einzelnen Stimmen und der Klang sind toll.
#05
Ein Pianist ganz mit sich alleine. Bei der Meditation. Schon toll, wie Musik die Zeit beugen kann. Etwas kurz.
#06
Ich kann nicht erklären, woran es liegt, aber für mich klingt das leider völlig artifiziell und anonym. Der Gesang klingt wie aus einem Gesangssynthesizer (falls es so was gibt) und der Bass hört sich für mich nicht viel besser an. Okay, das entwickelt langsam etwas Dramatik, aber für mich klingt das trotzdem wie Musik von einer Compilation mit dem Titel „Relaxen zum Feierabend“. Tschuldi, wenn das etwas hart rüberkommt, aber das hat bei weitem nicht die Klasse der vorhergehenden Stücke.
#07
Ein etwas altmodisches Orgel, Gitarre, Drums-Trio. Fällt hier etwas aus dem Rahmen. Für mich nicht wirklich aufregend, swingt aber recht charmant. Diese Besetzung hat etwas von einem eigenen „Genre“, dessen Muster man zu erkennen meint, das man im Wissen um einen gemeinsamen Erfahrungsschatz schmunzelnd genießt und anerkennend applaudiert. Insofern finde ich das auch schon wieder ziemlich gut.
#08
Das hier ist ernsthafte Wissenschaft, und steht in scharfem Kontrast zu Track #07. Moderne Klassik? Cecil Taylor? Ich habe Natürlich keine Ahnung, wer das sein könnte. Passt von der Stimmung aber sehr gut in diesen Mix, ist mir persönlich etwas zu – ja was eigentlich? Ernst? Pathetisch? Mal ganz davon abgesehen, ob das jetzt große Kunst ist oder nicht, erzeugt es doch eine fast schon sakrale Stimmung, der ich mich nicht ganz entziehen kann.
Fortsetzung folgt hoffentlich demnächst.
Bis dahin wünsche ich entspannte Weihnachtsfeiertage. Wir sehen/hören/lesen uns auf der anderen Seite wieder. Im günstigsten Fall auch schon zwischen den Jahren.
--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)