Re: Jahresrückblick 2011

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largo

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vorgarten
aber nguyen le geht für mich gar nicht, sorry. und fleck ist sowas von retro, da kann man gleich was aus den 80ern hören.

Also, zu Béla Fleck folgende Anmerkung: Ich hatte bisher um seinen Aufnahmen mit den Flecktones einen großen Bogen gemacht, eben weil der Sound so 80er jahre-mäßig gewesen ist – mit synthetischem Schlagzeug, wie aus der Blechdose … ganz schlimm. Das ganze noch überzogen mit einer glibbrigen Glückseeligkeit. Ein absolutes No-Go – zumindest für mich. Andererseits gab es auch einige hörenswerte Aufnahmen ohne Beteiligen der Flecktones, z.B. die Aufnahmen mit Chick Corea oder Zakir Hussain aus den letzten Jahren. Deshalb wollte ich den Flecktones mit ihrem 2011er Release „Rocket Science“ auch noch eine Chance geben: tatsächlich klingt die Scheibe viel besser als die unsäglichen Sachen aus den 90ern. Irgendwie trotzdem noch schrullig, aber jetzt mit gut eingefangenem Sound und nettem Zusammenspiel. Eine Aufnahme, die irgendwie heraussticht, was den Stil-Mix (Bluegrass, Funk, Rock), die Instrumentierung (Banjo, Mundharmika, Bass-Gitarre, Schlagzeug) oder fröhliche Grundstimmung angeht.
Das beste Stück ist „Storm Warning“: http://www.youtube.com/watch?v=kRwFAXmlJtI
Aber mir ist schon bewusst, dass die Aufnahme tendenziell eher den Pat-Metheny-affinen Hörer anspricht. Was diese Scheibe zur Weiterentwicklung des Jazz und zum wissenschaftlichen Diskurs beitragen kann, kann ich nicht beurteilen, da Musik für mich eher den Zweck von Unterhaltung/Zerstreuung erfüllt.

Was an der aktuellen Nguyên Lê-Veröffentlich gut sein soll, wird unter anderem in diesem Review beschrieben: http://www.jazzcity-net-edition.de/cd-2011/807-nguyen-le-songs-of-freedom Den teilweise recht langweiligen Original-Versionen aus den 60er und 70er Jahren wird hier sehr viel Leben eingehaucht, wobei es sich hierbei nicht um primär jazz-typische Qualitäten handelt, wenn man die Ausstattungsorgien oder die tollen Dramaturgien lobt. Wie auch bei der Béla-Fleck-Aufnahme gilt auch hier, dass „Songs of Freedom“ wohl nichts zum intellektuellen Diskurs im Jazz-Bereich beitragen wird. Es werden hier primär Bedürfnisse befriedigt, für die es im Bereich der Rock-Musik keine Ansprechstationen gibt.

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