Re: 2012 – Erwartungen und Eindrücke

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irrlicht
Nihil

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SokratesWarum ufert ein Hype eigentlich gleich aus, wenn ein Künstler national den Durchbrauch schafft? Ein bisschen weniger Hysterie und Erregungsbereitschaft, und vielleicht gelingt ein entspannterer Zugang.

Sahntorte, Pflaumenkuchen, Sokrates – aber das weißt Du doch in Wahrheit selbst. Ich bin wohl der letzte, der einen nationalen Erfolg nicht gut heißen könnte/würde und wenn Du meine Playlist ein wenig verfolgst, wirst Du recht schnell bemerken, dass weite Teile dem deutschsprachigen Hip Hop entstammen und Künstler genannt sind, die zwar obschon immernoch weit vom Hype gelegen, so dennoch alles andere als unbekannt sind.

Gegen Cro selbst habe ich übrigens nichts – Carlo Waibel ist mit einem guten Händchen für Melodien gesegnet, textlich ist das aber alles dann doch ziemlich seifenblasendünn. Von einer x-beliebigen Callahan Stichprobe ist das zwar ohnehin noch ganze Milchstraßen entfernt, aber auch sonst ist hier nichts, was über mageren Rap-Pop („Raop“) hinausgehen würde. Ausbleibender Schnörkel in allen Ehren, aber derlei Hooks (und sie gibt es leider en Masse) sind schon sehr sehr sehr sehr LANGWEILIG: „Ich bin wieder daaahaaha./Und sie behaupten Rap wäre tot, doch wenn ich komm‘ macht es: Baaham!/Denn meine Mukke macht dich froh, jeder sagt: Es macht so Spaaahaaß! /Also werf‘ deinen Arm jetzt hoch, wenn du fühlst wie ich, schrei: Jahaahaaaa!“. „Verrätselt“? Ich bitte Dich.

Das eigentlich Wesentliche ist allerdings dieses dauerhafte RHCP-Syndrom: Macht am Anfang Spaß, stimmlich vermittelt das einen angenehmen Flow, aber kaum hört man eine Reihe von Tracks, muss man erkennen, wie unvariabel und gleichfarben die ganze Geschichte doch leider ist. Kurz: Der Mann kann einfach keine Songs interpretieren. Ob über Liebe und Trauer, Drogentod oder Sexorgie, das Altern oder Pfannkuchen am Mittag, irgendwie klingts halt immer gleich.

Zu Deiner Frage: Njein. Ich kenne Cro schon länger bzw. von diversen Mixtapes und auch weite Teile von „Raop“ sind mir bekannt, für den Kauf war mein Interesse dann schlussendlich aber doch zu gering.

(Ärgerlich noch dazu: Die Fans! Cro ist Rap Muzak für Leute, die eigentlich keinen Hip Hop mögen (weil voll billig und so, Junge!), hier jetzt aber voll auf ihre Kosten kommen und breitarschig stolz mit der eigenen Aufgeschlossenheit hausieren gehen („Rap ist ja nicht so mein Ding, aber Cro ist toll. Vor allem wegen den Texten, die sin‘ voll tiefsinnig!“). Hilfe!)

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Hold on Magnolia to that great highway moon