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Sonntagabend, zwei Flaschen JEVER und 14 Jazztracks eines Blind Fold Tests zu kommentieren. Es gibt schlimmeres.
#2.1
Braucht man noch zu erwähnen, dass das orientalisch klingt und eine offenbar ungewöhnliche Taktart hat? Dadurch hat es natürlich schon gleich eine gewisse Prägnanz. Der monotone Groove trägt das Stück und die Klarinette klingt wie Basar und Schlangenbeschörer. Eigentlich ein schöner Kontrast, einerseits der repetetive Groove und andererseits das Gedudel des Bläsers. Hypnotisch. Gefällt mir. Toller Opener.
#2.2
Hier wird es gleich viel lyrischer und nachdenklicher. Deine Neigung zu gezielt gesetzten Kontrasten meine ich auch schon bei Teil 1 festgestellt zu haben. Wenn #2.1 eine plakative Prägnanz hatte, so vermisse ich genau diese hier. Mehr Mood als Groove. Klingt für mich etwas nach Kammermusiksaal. Nicht so mein Fall.
#2.3
Nach dem Trio ein größeres Ensemble. Klingt für mich aber trotzdem nach Kammermusiksaal. Irgendwie konstruiert, durchkomponiert (was keine qualitative Wertung sein soll) und bei diesem gestrichen Bass oder Cello schaue ich auf’s Display, wie lange das Stück noch geht.
#2.4
Das hat – zumindest am Anfang – mehr Schmiss. Ändert aber dauernd das Tempo und das Thema und bekommt dadurch etwas szenisches. Weiß nicht, ob ich diesen Film wirklich sehen möchte.
#2.5
Der Einstieg mit dem kraftvolen Piano gefällt mir schon mal sehr. Aber dann zerfasert das für mich, der Groove geht mir verloren. Ach ja, ein Bass-Solo! Muss das sein? Ach, auch noch ein Drum-Solo? Steht das im Arbeitsvertrag, dass jeder Musiker ein Solo haben darf? Das Ende gefällt mir dann wieder.
#2.6
Kirchenorgel goes Free Jazz. Muss man auch mal ausprobiert haben.
#2.7
Filmusik von CHINATOWN oder TAXI DRIVER? Nein, ist es natürlich nicht, lässt aber so eine Stimmung von nächtlicher Straßenszene im Film Noir aufkommen. In sofern gefällt mir das. Der Trompeter hat einen unglaublich weichen und reinen Ton. Die anderen Bläser schmücken das sehr schön aus. Sehr professionell, vielleicht etwas brav gemacht. Aber insgesamt sehr schön. Man muss da einfach auch mal diese Meisterschaft anerkennen!
#2.8
Die Stimmung bleibt, es wird aber etwas karger. Hat auch wieder was kammermusikartiges. Dazu passt besser ein Glas Wein als eine Flasche Bier. Aber sehr schön.
#2.9
Da ist er wieder, der scharfe Kontrast! Ein demonstrativ knackiges Thema, fast schon etwas persiflierend parodistisch. Die Posaunen und der Drummer geben alles. Dann gibt es noch einen Boogie. Hat ein bisschen was von Jazzfrühschoppen. Finde ich aber amüsant.
#2.10
Du scheinst auf Posaunisten zu stehen. Ist das MISTY? Ist natürlich eine schöner Kontrast mit der Flöte, die parallel zur Posaune spielt und dann die Führung übernimmt. Wir bleiben auch damit im Kammermusikalischen.
#2.11
Kammermusiksaal par excellence! auch wenn die so tun, als würden sie den Blues spielen … Wer bin ich, das zu beurteilen? Ich habe sehr löchrige Kenntnisse des Genres Jazz und spiele kein Instrument. Die – von mir hier vermutete – technische Meisterschaft beeindruckt mich, aber ansonsten lässt mich das kalt.
#2.12
Halloh! Hannibal zieht mit 30 Kampfelefanten über die Alpen! Das Ganze wird dann – leider – doch nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Schlichter Beat und eine Nummernrevue der Solisten. Für mich wieder ein bisschen wie Jazzfrühschoppen, aber auch nicht unamüsant.
#2.13
Zwei eigenartig miteinander verschachtelte Themen höre ich. Und dann kommt noch ein drittes dazu. Das ist eher sowas wie neue Musik, die auch Jazz als Stilmittel einsetzt. Gerät rhythmisch völlig aus den Fugen, das ist lustig. Klingt für mich auch schon wieder etwas parodistsch, kabarettartig. Macht mir aber Spaß.
#2.14
Eine betrunkene Brass Band? Passt gut zu meinen zwei JEVER.
Vielen Dank für den Blind Fold Test. Mit Teil 1 konnte ich etwas mehr anfangen als mit Teil 2, aber war fast durchgehend reizvoll. Habe keinen einzigen Musiker ekannt und bin vor allem gespannt auf das Konzept, das hinter dieser Zusammenstellung steckt.
In diesem Sinne: Gute Nacht für heute!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)