Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › bft 6 – gypsy tail wind › Re: bft 6 – gypsy tail wind
Teil 1
Nach ein-zwei mal Anhören live und in Echtzeit in den Rechner getippt. Teil 2 braucht noch etwas Zeit. Außerdem macht mir mein Computer Probleme. Hoffe, er hält so lange durch.
#1.1
Das erinnert mich vom Thema her irgendwie an Folklore. Klingt für mich rhythmisch etwas steif, so ein bisschen hum tata, hum tata.
#1.2
Ah, jetzt geht es etwas zupackender und flotter weiter. Der Pianist klingt keck und frisch. Der Mittelteil ist dann eigenartig, klingt ein wenig so, als wolle er mit dem Taktwechsel und den kleinen Breaks ein bisschen Brubeck mit ins Spiel bringen. Ich finde, das verkünstelt das Stück unnötigerweise und am Ende stelle ich fest, dass das gar keine Mittelteil war, sondern tatsächlich der zweite und letzte Teil. Der erste Teil gefiel mir besser.
#1.3
Wenn das nicht Gerry Mulligan mit einem Duettpartner ist, dann ist der Baritonist zumindest deutlich von Mulligan inspiriert. Der Duettpartner ist wohl auch nicht Paul Desmond. Aber das sind nicht die schlechtesten Vorbilder
#1.4
Flott! Hat was von klassischem Hard Bop. Trompete und Sax schwingen sich sehr schön gemeinsam durch das Stück.
#1.5
Das klingt fast schon rührend und charmant altmodisch. Klarinette und eine Orgel die scheinbar noch nie was von Jimmy Smith gehört hat sondern noch irgendwo in den 30ern und 40ern steckt. Die Bläser auch. Gefällt mir aber.
#1.6
Es geht etwas moderner weiter. Hat aber vom Thema her auch so etwas wie sehr früher Hard Bop. Kein Piano, was dann schon etwas moderner wirkt. Recht dominanter Bass. Klingt irgendwie so, als hätten Leute, die vom Swing kommen, den frühen Ornette Coleman entdeckt und versuchen das zu miteinander zu vermengen.
#1.7
Und wieder ein kecker Pianist. Die rechte Hand hüpt lustig umher. Beinahe hätte ich gesagt: Fats Domino! Dann ein Bruch und der Pianist wird nachdenklich, fängt sich wieder und weiter geht’s. Partymusik!
#1.8
Aha, hier mal eine Gitarre, wenn auch sehr zurückhaltend. Dann ein Hard Bop Thema, jeder kriegt ein paar Takte Solo … Hmmm, wird für mich dadurch etwas beliebig. Nett, aber bleibt bei mir nicht so hängen.
#1.9
Ein ähnlicher fall wie das vorrhergehende stück, aber in meinen Ohren erheblich tighter gestrickt und auch origineller. Alleine schon der einstig mit dem Bass ist toll. Die Solisten sind rasant unterwegs, der Drummer schießt ein paar Salven dazwischen. Kurz vor Schluss noch ein bischen Akrobatik. Und das alles in nicht mal 3:00 min. Macht Spaß.
#1.10
Wenn das eben Spaß war, ist da hier Ernst! Der Bariton taucht tief in seine Seele hinab und da gibt es offenbar einiges zu schluchzen. Sehr schön! Die Begleitung bleibt da natürlich bloße Staffage, aber hier ist das gut so.
#1.11
Jetzt sind wir wieder oben auf. Cannonball ist es sicher nicht, aber dürfte den Akteuren nicht unbekannt sein. Nehme mal an, dass der Pianist der Leader ist. Bluesig. Mama, you’ve been on my mind!
#1.12
Es wird etwas sophisticated. Das Thema könnte von Milt Jackson, sein, ist so ein Mitpfeifthema wie BAG’S GROOVE, das man dann versehentlich im
Supermarkt an der Kasse vor sich hinpfeift. Wieder der Blues, aber sehr urban und cultivated. Milt Jackson und Cannonball? Wohl nicht, aber die Vorbilder hört man doch raus. Der Pianist ist auch super. Hat was absolut klassisches und ist perfekt gemacht.
#1.13
Bin noch viel zu sehr vom letzten Stück beeindruckt, als dass dies hier wirklich Eindruck auf mich machen könnte. Nicht übel an sich, aber fährt für mich bloß im Windschatten des Vorgängers mit.
#1.14
Stanley Turrentine mit Shirley Scott? Erstaunlich viel Soulig-bluesiges hier im Test. Kann hier spontan keine prägnante Komposition erkennen, ist wohl eher das Gefühl. Afterhours-Stimmung.
#1.15
Markantes Piano-Thema, auf das die Bläser draufsatteln. Im Hintergrund läuft das etwas understated weiter mit, oder zumindest kommt der Pianist immer wieder darauf zurück. Die Bläser machen was sie wollen, am Ende wieder das Thema. Naja, irgendwie kennt man dieses Schema. Ist okay, steht und fällt mit der Markanz des Themas und der Qualität der Solisten. Finde ich hier in Ordnung, reißt mich aber nicht wirklich mit.
#1.16
Weiß nicht warum, aber hier höre ich in meinem Hinterkopf „a love supreme, a love supreme, a love supreme“ mit. Hat so etwas meditativ-hymnisches, fast hätte ich gesagt: spirituelles. Der Drummer ist zwar subtil, lässt’s aber auch ständig vibrieren, der Pianist setzt Tupfer und darüber schwebt das Sax. Weiß nicht, ob ich das schön oder verkünstelt finden soll. Ach ja, auch der Bassist kriegt sein Solo. Huch, wo kommt denn mit einem mal das zweite Sax her? Vielleicht sollte ich mir lieber noch mal #1.12 anhören?
#1.17
Hoppla: Kontrastprogramm! Ein Bläserthema, als käme die Feuerwehr und das ist natürlich erstmal aufregend. Die aufgeregte Stimmung wird gehalten, auch wenn ansonsten alles außer Rand und Band gerät. Könnte mich live vermutlich begeistern. Im heimischen Wohnzimemr fehlt mir da ein bisschen der Faden.
#2.18
Hier wird es orientalisch, aber dazu später mehr.
--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)