Re: bft 6 – gypsy tail wind

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vorgarten

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so, durch die erste bin ich durch und kann reagieren. das fließt zwar alles toll, trotzdem hänge ich zwischendurch ziemlich durch, wie man wahrscheinlich merkt…
den zweiten schub kriege ich fühestens heute abend oberflächlich bearbeitet.

#1.1 ein sehr schöner, klassischer einstieg. walzer, auf engem raum folklore, klassik und blues zusammengedacht. sehr sexy ist der bass, der völlig perfektes timekeeping betreibt. sehr schön auch der klang des ganzen, das hat luft und raum. beide soli sind knapp und pointiert. ich glaube ja nicht, dass du deinen bft wirklich mit kenny dorham anfangen lässt, aber der trompeter klingt in meinen ohren schon sehr nach ihm. mit ¾ hatte er’s ja auch.

#1.2 all die dinge, die du bist. erst in großen akkorden, dann in ¾-wechseln mit dem drummer. sowohl vom piano-sound als auch von der formalen anlage her kriege ich ein deutliches brubeck-signal. auf jeden fall jemand, der dafür eine schul- oder konservatoriumsbank gedrückt hat. shearing? für den ist das zu cool. ich mag das, finde es aber sehr verkopft und als formale spielerei zu niedlich. das akkordspiel ist aber wirklich toll.

#1.3 da kann man die brille ja gleich aufbehalten. ein weiterer kurs in musiktheorie, diesmal im äußerst gleichförmigen 4/4 (allerdings nicht sehr präzise – am ende sind sie deutlich schneller geworden). das ist eher tristano-schule, oder? drei gegenlaufende, ausgesprochen ‚gesetzte’ einzelstimmen, klavier, bariton und alt. ich mag nicht sonderlich, wenn melodie und rhythm section derartig in avanciert und konventionell auseinanderfallen. die soli perlen ziemlich an mir vorbei, vor allem das bariton langweilt mich (alt ist dagegen ganz schön). nach dem solo läuft auch das vorher inspirierte klavier so ins formalistische aus. insgesamt nicht so mein ding.

#1.4 das ist natürlich sehr effektiv. gil-evans-like bläserkürzel mit drumfills, dann kollektive improvisation, die ganz schön feuer entwickelt zwischendrin (und besonders ist angesichts des hardbop-settings, schätze ich). alt flirtet mit älteren jazzidiomen, die trompete ist schon ein paar jahre weiter als die aufnahme. dann wieder so ein aufreizend schematischer bass wie in #1. finde ich spannend.

#1.5 endlich klarinette! (bin ja selbst auf den geschmack gekommen nach der robinson-wiederentdeckung durch katharsis). schönes umfeld dafür. eine cool aufgenommene orgel, ein schläfrig-mobleyeskes tenor mit schönen bluesverzierungen, ein leichtes federndes schlagzeug. gut, dass die orgel im peripheren schimmern bleibt, da es ja noch einen extra-bass gibt. glaube nicht, dass ich die aufnahme kenne. reißt mich nicht vom hocker, ist aber schön.

#1.6 und schon walzen wir wieder. diesmal nach frankfurt? ganz nett. aber so ein mittelding zwischen mimikry und sophistication.

#1.7 das ist eindeutig sophistication. und wieder ist hier jemand neben seinen barpiano-jobs brav zum studieren gegangen. mag das zwischendurch ganz gerne, auch wenn ich das thema ganz schnell nicht mehr hören kann. das ‚eigentliche‘ solo steckt voller schöner details, der ruhige part ist harmonisch ganz interessant, aber insgesamt ist das ein ziemliches gepose.

#1.8 nach all dem gefrickel finde ich das hier ganz wohltuend. der schlagzeuger gefällt mir mit seinen bass/snare-akzenten sehr gut. tenor hört sich vertraut an, aber der star ist hier der trompeter – was für ein schön gebautes solo! wirklich toll, wie er im rahmen einer ganz klassischen sprache soviel abwechslung erzeugen kann, ohne dass das im mindesten angestrengt wirkt. auch was den gitarristen angeht, habe ich schon schlimmeres gehört. insgesamt schön, ohne viel zu wollen.

#1.9 ziemlich hintergündig gesetztes thema. das tenor ist aufregend, mir aber wirklich völlig unvertraut. ganz eigenartiger personalstil, teilweise fast orientalisch, dann geht kaskadenhaft alles ineinander über – zum harmoniegerüst hat das insgesamt eine emanzipierte spannung. die drum-fours danach hätte ich nicht gebraucht, sie nehmen wieder viel von der spannung weg. und dann ist’s auch schon wieder vorbei. das thema ist echt toll, auch mit dieser merkwürdigen coda.

#1.10 für so was bin ich grundsätzlich immer zu haben. aber hier stimmt wirklich alles – ein harmonisch hinreichend interessantes setting, ein toller saxophonton, eine sparsame, luft lassende begleitung und dann ereignen sich dinge im hineinspielern und runden-drehen – großartig zum beispiel diese abwärtsbewegung um 1:40 herum. der baritonist hat doch bestimmt auch noch im free jazz ein bisschen mitgeredet, oder? spannend & sehr eigen. irgendjemand wird jetzt bestimmt wieder „barjazz“ sagen – und den nachweis schuldig bleiben, in welcher bar so was wirklich mal gespielt würde…

#1.11 stilistisch nicht mein ding. hardbop & kirchenbank. der groove wird mir sehr schnell langweilig, da kann der bassist noch so viel versuchen. schlagzeuger finde ich völlig uninspiriert, das pianosolo gefällt mir auch überhaupt nicht (so oft ist der nicht in die kirche gegangen, glaube ich). auf das ziemlich selbstverliebte bass-solo mag ich mich nicht recht einlassen. und was stolpert der schlagzeuger da am ende noch rum? das erste stück, dass mir gar nicht gefällt.

#1.12 das thema ist auch hardbop von der stange, aber mit dem luftigen vibraphon und spätestens den klavierzusätzen kriegt das was feines. und das bleibt auch so – piano und vibes können sich ständig etwas hinzufügen. dann gibt es plötzlich diese unerwartete steigerung im vibraphon-solo, mit vier schlägeln (?) und double time, das ist wirklich sehr schön. dieses altsax ist nicht so mein fall, rein vom ton her schon. erinnert an phil woods – jackie hätte daraus jedenfalls mehr gemacht. im klaviersolo gibt es eine interessante variation, aber ich hatte nach dem subtilen comping zuvor etwas mehr erwartet. ganz schön insgesamt, aber eben doch ziemlicher standard.

#1.13 back to waltz. bei mir setzen ermüdungserscheinungen ein. außer einem schönen saxophonsound höre ich nix raus, was mich interessiert. wächst vielleicht noch.

#1.14 geht bei mir irgendwie auch nicht. diese orgel-sax-combos höre ich aus eigenem antrieb nur selten und all das, was hier so verschleppte harmonische spezialitäten sind, kommen wir weniger interessant als vielmehr fehlerhaft oder falsch vor. auch die atmosphäre finde ich eher behauptet als erzeugt. hat alles für mich nichts existenzielles, zwingendes.

#1.15 viel schöner, sowohl was das verkopfte themenarrangement, als auch das laufen lassen während der soli angeht (diese tolle abwärtsbewegung). sehr inspirierte soli, vor allem vom flügelhorn (?), mittendrin auch mal beim sax. tolle begleitung vom klavier, vor allem aber auch vom schlagzeuger. und wer könnte dieser posaunist sein? habe irgendwie das gefühl, dass wir uns hier außerhalb der usa befinden. schönes, kleines stück.

#1.16 cello(?)-drones und ein bass-vamp. willkommen, modaler jazz. schön, wie das zweite saxophon spitzen in das sich-gehen-lassen des ersten setzt. (das gleiche macht der cello/bass kurz danach mit dem vamp des anderen). alles scheint hier verdoppelt zu sein. sind das auch zwei schlagzeuger? mag ich sehr, diesen aufgefüllten fluss. eigenartigerweise erkenne ich niemanden wieder. am ehesten scheint mir noch das alt vertraut, obwohl ich dieses fast am langweiligsten finde. das klavier ist immer kurz vor dem beat, protzt aber auch ein wenig. die aufnahme klingt irgendwie europäisch, trocken im raum verteilt, trotzdem sehr live & lebendig, vor allem im bass-solo. schön & eine willkommene abwechslung (was fluss und länge angeht).

#1.17 das klingt wieder, als hätte der hessische rundfunk was zusammengestellt. mangelsdorff, jetzt aber wirklich, oder? klingt auch nach lenz & hübner (eckig & nach vorne). davon abgesehen: toll! großartig, wie in der posaune, struktur, dynamik, witz und seele zusammengehen, brüche riskiert, spannung aufgebaut und ausgehalten werden. das heiße alt danach macht auch spaß (kronberg?). das subtil gegen den beat gespielt tenor könnte nach dieser logik von heinz sauer sein, es würde sehr zu ihm passen – aber vielleicht bin ich ja auf dem völlig falschen dampfer. jedenfalls: wenn das wirklich nur ein tenor ist, ist diese performance wirklich groß! schön, wie heiß diese band spielt, obwohl es irgendwie nicht richtig fließt, mehr unterarm als handgelenk sozusagen.

so, durchatmen. ganz schön viel zeug. bin jetzt sehr gespannt auf hinweise und teil 2.

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