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THELONICADurch diese intensivere Art der Annäherung wirst Du natürlich noch auf ganz andere Richtungen aufmerksam, vor allem auch, weil Du mehr mit Originalen (Vinyl) zu tun hast. Da entsteht dann langsam ein Geschmack, der nur noch wenig mit Konsens-Alben zu tun hat. Nebenbei führt das natürlich auch zu spannenden Wiederentdeckungen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Das ist der richtige Weg, eigentlich der eines Researchers, was andererseits nicht unbedeutent ist. Man merkt es hier am BFT. Von Miles Davis oder Clifford Brown zu Carmell Jones – und den dann genauer unter die Lupe nehmen – ist es ein langer Weg. Aber Carmell Jones wäre ja nicht die einzige Wiederentdeckung. Da ziehe ich meinen Hut, weil hier ja auch noch Leute auftauchen die keiner so schnell kennt bzw. herausfinden kann. Nein, da tauchen Musiker auf, die einfach nicht mehr wiederveröffentlicht werden, oder nicht ausreichend dokumentiert wurden. Was das betrifft, ist es wirklich nicht unbedeutend. Auch nicht deine Beschäftigung mit den Jazzland-Alben.
Was #1 angeht bin ich mittlerweile auf Chris Anderson gestossen, der ein Album auf Jazzland und eins auf Vee Jay hatte. Ich glaube, ihn hat wirklich kaum einer mehr auf dem Zettel. Er stammte aus Chicago und hat Herbie Hancock Unterricht gegeben. Sehr interessante Geschichte, auch falls er es nicht sein sollte.
Diese Art des Hörens oder Suchens geht schon sehr in die Breite, aber manchmal fehlt mir dann wieder die Tiefe. Mit dem LP-Sammeln ist das dann auch so eine Sache, denn man macht sich selbst immer wieder (oft unnötigen) Druck, ob man die Platte jetzt doch ersteigern/mitnehmen sollte, da man sich ja nie sicher sein kann, ob man sie mal wieder sieht. Das führt dann dazu, dass man alles schon gehört hat, aber manches doch nicht so tiefgreifend, wie man es gerne hätte. Aber insgesamt macht es schon sehr Spaß, teilweise Musik hören zu können, die einem reinen CD-Käufer verschlossen bleibt, aus oftmals nicht nachvollziehbaren Gründen. Und wenn die Japaner nicht wären, dann sähe es ganz duster aus.
Bei der Auflösung des bft – ich gebe übrigens redbeans noch Zeit – werde ich auch versuchen, die Verfügbarkeit mit anzugeben.
Chris Anderson passt da auch sehr gut, da seine Musik wohl nicht mehr veröffentlicht wurde. Zumindest das Jazzland-Album habe ich in noch keiner anderen Form gesehen. Es ist durchaus ein schönes und nicht ganz so glattes Trio-Album und es wirkt noch mehr, wenn man weiß, dass Anderson körperlich beeinträchtigt war. Mehr kenne ich allerdings nicht, um seinen Personalstil heraushören zu können.
Mit dem gesuchten Pianisten gibt es darüberhinaus zwei Überschneidungen. Beide arbeiteten in Chicago und ihre Geburten liegen nur etwa fünf Jahre auseinander. Dagegen ging ‚mein‘ Pianist nicht nach NYC und war zum Zeitpunkt der dritten Einspielung Andersons bereits tot.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III