Re: bft 5 – katharsis

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katharsis

Registriert seit: 05.11.2005

Beiträge: 1,737

Vielen Dank, Alex, für Deine Eindrücke. Um es gleich vorneweg zu nehmen, Blue Note-Aufnahmen sind in diesem bft keine zu hören. Ich habe mir nach dem Erstellen des bft alle Tracks noch einmal angehört und bin nur bei wenigen darauf gestoßen, dass sie so vielleicht auch bei BN hätten erscheinen können. Das typische Soundbild habe ich allerdings bei keiner Einspielung gefunden, umso spannender finde ich, dass Du das heraushörst.
Nichtsdesto trotz gibt es auch andere Labels, die spannenden Hardbop präsentiert haben und das habe ich mit der Zeit immer mehr gelernt.
So viel dazu, auf geht’s…

alexischicke1. Schöner gleichmäßiger Drumbeat mit einem hämmernden Klavier. Ja, das klingt doch nach einer Blue Note Aufnahme. Bloß wer spielt so gleichmäßig Klavier?
Ja könnte schon einer Aufnahme von Art Blakey Jazz Messengers sein, vielleicht mit Cedar Walton? Der Drummer treibt ja den Pianisten nach vorn, eigentlich typisch für Blakey. Typische Blue Note Aufnahme meiner Meinung. Ja macht Spass!

Die Idee mit Art Blakey finde ich spannend, da es hier ja auch ein paar Drumrolls zu hören gibt und man die Grenze zu seiner Interpretation von Soul Jazz schon hören kann.
Cedar Walton finde ich auch hübsch, wobei ich ihn etwas schwerer und weniger leichtfüßig einschätzen würde.

alexischicke2. Ah ja ein sehr melodischer Saxophonist mit einem tollen ¾ Beat im Hintergrund. Der Drummer begleitet brav den Saxophonisten. Also von der Melodie würde das z.B zu Sonny Stitt passen, klingt doch alles aus einem Guss aufgenommen. Oh einen Gitarrenspieler haben wir ja auch noch, das geht bisschen in Richtung von Kenny Burrell ein guter Techniker. Auch ein Lou Donaldson könnte schon so spielen. Ich merke schon, katharisis ist ein ganz großer Verehrer dieser alten Blue Note Scheiben! Saxophonist knetet die Melodie schön.

Stitt sehe ich eigentlich nicht in dieser RnB-Traditionslinie, aber ich kenne vor allem seine späteren Aufnahmen gar nicht. An Donaldson zu denken finde ich interessant, aber da fehlt in diesem Stück der bluesige Touch, den Donaldson stets ausgepackt hat. Kenny Burrell ist ein guter Hinweis auf den Gitarristen und finde ich passender, als bspw. Grant Green.

alexischicke3. Klingt jetzt ähnlich wie der Vorgänger, würde auch in die Richtung Turrentine/Sitt gehen. Der Pianist ist ein guter Technik spannt die Melodie schön auf, der Drummer hält sich eher im Hintergrund, kann dazu jetzt nicht mehr sagen.

Ursprünglich hatte ich keine Ähnlichkeit zwischen den beiden Stücken gesehen, aber ich glaube ich weiß, was Du da meinst. Die Tenorsaxophonisten würde ich aber unterschiedlich einsortieren.

alexischicke4. Ja wieder so eine Blakey Arrangement würde fast wetten, dass diese Herrschaften schon zuvor bei Blakey waren. Die Trompeter könnten Freddie Hubbard oder Lee Morgan sein. Der Saxophonist lässt seinen Ideen freien Lauf und ist doch ein größer Improvisator als die bisher gehörten. Der Stil passt wunderbar zum Saxophonisten Johnny Griffin könnte aber auch Jackie Mclean sein. Ja gedämpfte Trompeter die an Davis erinnert, würde schon stark auf Freddie Hubbard tippen. Aber sehr interessant der Saxophonist improvisiert wird aber von einem Drummer eingegrenzt. Eindeutig kein Modern Jazzer! Und am Ende geben alle gemeinsam der Melodie ein ganz stürmisches Ende!

Jazz Messengers passen hier ganz ausgezeichnet, ebenso wie die bereits genannten Adderley-Brüder ein guter Vergleich sind. Aber, es gab noch ein paar andere Working Bands, die guten Hardbop spielen konnten und in dieser Band ist ein großartiger Saxophonist am Anfang seiner Karriere, der irgendwo zwischen Gene Ammons und Sonny Rollins steht. McLean als Referenz für den zweiten Saxer finde ich passend – vor allem, weil er einiges im Ton hat, was ich vom mittleren Bluesnik-McLean kenne. Leider kenne ich aber über diese Session hinaus nichts von ihm. Hubbard dagegen würde ich als satter im Ton und kräftiger in den höheren Lagen beschreiben.

alexischicke5. Ui da hat sich Katharsis auch wieder eine schwere nuss ausgedacht! Der Pianist erinnert mich an Monk, aber das hier ist nicht Monk. Er spielt sehr schnell und die Saxophonisten übernehmen sein Motiv. Könnte entweder Sonny Clark oder Elmo Hope sein? Keine Ahnung. Saxophonist ähnlich wie die schon oben genannten ein moderner Techniker aus den 60ern würde ich mal tippen, passt doch sehr gut zu Blue Note. Zu George Coleman könnte der Sound passen. Auch interessant der Drummer baut immer wieder die Melodie auf und dann wieder ab.

Toll, dass Du auf Anhieb die beiden Saxophonisten gehört hast.

alexischicke6. Oh dies ist eine ältere Aufnahmen könnte so Ende 40er sein oder in Bootleg? Hast es von einer Schallplatte gezogen? Nein das muss aus den 60ern sein, auch wieder so ein Saxophonisten der improvisiert und improvisiert und nicht auf dem Punkt kommt. Dies könnte entweder Albert Ayler oder Sam River sein. Ja ein aggressiver Sound, hält sich wenig an die Vorgaben des Drummers. Die Trompeter tragen ihn dabei schön auf die Höhe

Woher kam der erste Eindruck zustande, dass das Stück aus den 40ern sein muss? Und findest Du, dass der Saxophonist nicht auf den Punkt kommt? Ich habe ja etwas länger gebraucht, mich mit diesem Stück anzufreunden, aber ich habe immer mehr festgestellt, dass der Saxophonist genau weiß, was er tut und das ganze Stück absolut unter Kontrolle hat. Den Nicker zu Sam Rivers kann ich verstehen, da beide irgendwie mit der selben Schärfe spielen. Trotzdem stelle ich die (unsolide) Behauptung auf, dass Rivers zu dieser Zeit noch nicht so weit war.

alexischicke7. Ja das ist jetzt eine Stufe niedriger. Gefällt mir dieser Mann hat sehr gute technische Ausbildung und spielt gleichmäßig einigermaßen auf einer Tonlage. Oh aber dann zerstört er die Melodie in dem er ganz hart spielt hinter ihm spielt auch ein Feuerwerk ab und dann plötzlich fließender Übergang zum Bass. Ron Carter vielleicht?

Der Mann hat in der Tat eine gute Ausbildung, studiert hat er auch und später selbst viel unterrichtet. Den Bassisten kennt man eher aus ruhigeren und traditionellen Settings sowie als Big Band Musiker.

alexischicke8. Aha hier beginnen wir mit einem Bass Intro. Dann wieder eine Blue Note mäßiger Trompeter improvisiert schon entlang des Bassisten und wechselt sich sehr gut ab. Dann der Saxophonisten ein sehr solider Techniker, der spontan auf die Melodie aufspringt. Also der Trompeter könnte gut der Lee Morgan sein oder der Roy Hargove. Es klingt wirklich wie Blue Note! Auch ein sehr schönes luftiges Klavierspiel!

Ja, die ganze Band hätte Blue Note gut zu Gesicht gestanden und Lee Morgan ist ein guter Bezugspunkt. Der Trompeter selbst durfte sogar für Blue Note aufnehmen, die Sessions wurden aber keine Sternstunden. Der Tenorist war später auf einigen Aufnahmen eines hier sehr geschätzten Organisten zu hören, ansonsten aber mehr oder weniger vergessen.

alexischicke9. Das kommt mir wieder recht bekannt war. Schöne Trompeten Staffeten die die fließend zum klavier übergleiten. Auch ein sehr guter Techniker an der Gitarre spielt flink und fließen mit, könnte z.B Part Martino sein. Aber auch sehr powervoller Abschluss, Sax mit Trompete geben eine rechten dichten Sound. Vielleicht wieder Art Blakey?

Die Band ist durch die Bank eigentlich recht prominent besetzt und das Thema verleitet einen dazu zu denken, man kenne es ;)
Von Pat Martino kenne ich nur die psychedelischen Sessions für Prestige.

alexischicke10. Die Melodie kenn ich! Ist doch ein Standard? Ja ein intime Nightclub Ballade die man spät nachts spielt. Da kommen wieder sehr viele in Frage. Ich würde jetzt mal vermuten jemand aus der Ecke von Ammons/Stitt. Da habe ich wirklich keine Ahnung. Heißt der Song „My ship“
Der Saxophonist geht schön in die Tiefen-einer von der Ben Webster School! Ja und der Pianist bereitet hier schön den Boden für das kommende Saxsolo. Ja sehr lyrisch

Das Stück ist eine Eigenkomposition des Tenoristen und hat es nie zu einem Standard geschafft, ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch jemand aufgenommen hat. Den Webster-Einfluss meine ich auch zu hören, vielleicht eher Coleman Hawkins, oder Ammons, wie Du sagst. Aber insgesamt bleibt der Mann ein Rätsel für mich, da ich die Handvoll Einspielungen nicht recht einzusortieren vermag.

alexischicke11. Schöner Beat der sich dezent hinter dem Saxophonisten zurückhält! Das klingt nach einer Aufnahme aus den 90ern.Ach ja die Vibes erinnern mich ein bisschen an Milt Jackson, ein dazenter Gentlemen der sich eher im Hintergrund hält. Ja und die Trompeter puschen ihm! Könnte genauso gut Bobby Hutcherson würde zu Blue Note passen, wohl die Lieblingsmusik von katharsis. Dann am Ende noch ein Ausruf! Gut!

Ich finde auch jedesmal, dass die Aufnahme viel neuer klingt, als sie ist. Sie ist allerdings tatsächlich eine der spätesten hier. Hier finde ich, dass Blue Note am besten passt, was die Soundästhetik anbelangt.

alexischicke12. Schönes lyrisches Piano sehr gefühlvoll fast klassisch. Das könnte schon Oscar Peterson oder Errol Garner sein, die Aufnahme klingt alt. Gefällt mir könnte Klassik sein!

Ja, das klassizistische daran gefällt mir auch sehr. Die leichten Läufe mit der Hand legen Peterson nahe, aber das ist er nicht. Hier kann ich leider wenig Tips zum Pianisten geben, außer dass er eigentlich als Swing-orientierter RnB-Pianist startete und auch als Arrangeur gearbeitet hat. Und er lebt noch.

alexischicke13. Ah das ist ja fast afrikanische Rhythmik- das Stück baut auf dem Schlagzeuger auf. Die Trompeter spielen sehr gut die Melodie. Wirklich schöne Passagen, zieht sich schön hin wahnsinnig schwer zu spielen. Aber absolut keine Ahnung wer da spielt, irgendwer mit afrikanischen Wurzeln.

Hier spielt nur einer Trompete, aber es gibt noch zwei weitere Hörner.

alexischicke14. Ja dieser Mann bevorzugt die leisen Töne? Könnte das Trio von Jimmy Giuffre sein? Ist das eine Klarinette?

Klarinette ist richtig, Giuffre falsch. Hier wurde ja schon etwas über die Unterschiede diskutiert.

alexischicke15. Der Bass schwingt schön mit und ganz schöner lyrischer Trompeter? Ist jetzt mutig, Wynton Marsalis vielleicht? Muss eine neuere Aufnahme sein. Wunderschön einfühlsam gespielt ohne sich selber in den Vordergrund zu spielen, wirklich tolle Nummer! Klavier hört man fast nicht. Clark Terry käme auch in Frage, aber der wird irgendetwas Lustiges machen. Am Ende zeigt er was er drauf hat spielt die Noten schön rauf!

Marsalis halte ich aus einem Grund für eine gute Idee, denn ich bin mir immer noch unschlüssig, wie viel Fassade hinter diesem Stück steckt. Auf jeden Fall atmet der Trompeter viel Tradition.

alexischicke16. Mal ein Vocal zum Abschluss sehr schön! Klingt wie ein spiritual. Könnte von der Betty Carter sein. Sie presst nicht und folgt der Melodie auch zu Carmen Mccrae passt dieser Stil. Den Song kenn ich leider nicht. Vine like bear is heavy? Gute Feststellung Wunderschön! Magst du Jazzgesang?

Ja, durchaus, aber nicht sehr oft. Wenn, dann vor allem Small-Group-Settings, weniger große Arrangements. Crooner mag ich ganz gerne, oder existentialistisch singende starke Frauen. Aber Songbirds auch ;)

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III