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FriedrichHabe mir auch Katharsisens Blind Fold Test runtergeladen. Da möchte ich es dann doch nicht versäumen ein paar Worte dazu zu sagen. Wäre ja sonst auch Verschwendung. Die Beschränkung auf das stilistische Spektrum Hard Bop mit nur ein paar wenigen Ausreißern nach macht es mir nicht leicht, da man es dabei nicht mit grundsätzlich verschiedenen Konzepten zu tun hat, sondern der Unterschied im Detail liegt. Aber ich probier es mal. Auch wenn ich keine einziges Stück erraten kann.
Herzlichen Dank für Deine Beteiligung. Das Erraten steht ja nicht im Vordergrund, vielmehr bin ich gespannt auf Eindrücke, da mir diese helfen, bekannte Musik selbst wieder neu zu entdecken.
Friedrich# 01
Sympathisch ist mir auf Anhieb das leichte Vinyl-Knistern. Da ist etwas, das offenbar schon seit langer Zeit geschätzt wird. Auch der leichte Latin-Einschlag gefällt. Vermute mal, dass das aber keine Latinos sind (sonst hätten sie eine Conga oder Bongos!). Geht mir gut und geschmeidig ins Ohr. Bar Jazz im besten Sinne.
Den Hinweis finde ich ganz toll, dass hier keine Perkussion zum Einsatz kommt. Das hilft zwar wenig in Bezug auf die zu erratenden Musiker, aber häufig wurde bei solchen Stücken auf Ra Barretto zurückgegriffen (s. Billy Taylor). Dazu sei gesagt, dass der Herr sonst wenig mit Latin zu tun hat.
Friedrich# 03
Sehr prominenter Bass. Ist das der Leader? Klingt schon um einiges raffinierter als die beiden Vorgänger. Der Drummer ist auch sehr sophisticated. Ebenso der Saxer. Hat so ein gewisses understatement, das mir gut gefällt.
Der Bassist ist nicht der Leader, aber er drückt dem Stück seinen Stempel zweifelsohne auf. Das Understatement des Saxophonisten hat bei mir dazu geführt, dass ich ihn lange Zeit wenig beachtet habe. Aber wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man eine sehr eigene Stimme, die sich lohnt. Übrigens ist es aus meiner Sicht ganz klar, woher das Understatement rührt
Friedrich# 04
„I’ve been working on the chain gang ….“ Klingt so richtig schön nach klassischem Hard Bop, mit unisono vorgetragenem Thema. Könnten fast die Adderley Bros. sein, sind sie aber nicht.
Das zeigt mir immer mehr, dass die Adderleys nicht die einzigen waren, die die Hardbop-Formel gut umsetzen konnten. Umsomehr finde ich es schade, dass einige Bands so immer wieder überschattet wurden.
Friedrich# 05
Fällt für mich in eine ähnliche Kategorie wie # 04. Kann mich aber nicht so mitreißen. Nächstes Stück bitte! PS: Die Rhythmusgruppe hält die ganze Zeit stur das Thema durch, während das Sax spazieren geht. Ach ja, das sind zwei Saxe. Okay, also doch ganz interessant, wobei ich vor allem den Kontrast zwischen Rhythmusgruppe und Bläsern reizvoll finde.
Gut aufgepasst. Ich denke, das Stück entfaltet seinen Reiz ganz langsam, wenn man das etwas stereotype Rumpeln ein bißchen hinter sich gelassen hat.
Friedrich# 06
Uih, das rumpelt und knistert. Sehr schön. Eigenartig quietschiger Sax-Sound, der völlig außer Rand und Band gerät. Ist das ein Sopran? Die Trompete schmettert lustig dazwischen und der Drummer hat auch seinen Spaß. Hört sich fast an wie eine Parodie auf Jazz. Verrückt! Macht mir Spaß, muss lachen, das würde mich aber auf die Dauer in den Wahnsinn treiben.
Parodie trifft es vielleicht ganz gut. Die Musiker sind zwar sicher mit Ernst an die Sache herangegangen, aber gerade der (Alt)Saxophonist hat sich durchaus ungern an Regeln und Gesetzmäßigkeiten gehalten.
Friedrich# 11
Auf jeden Fall haben wir hier schon mal ein komplexes und ungewöhnliches arrangement. Was macht das Vibraphon da denn eigenartiges? Harmonisch so ein bisschen gegen Strich, oder? Das Vibe ist für mich ja hier der Star, aber dann drängeln sich die Bläser vor. Das wiederkehrende Vibraphonmotiv macht für mich das Stück. Auch das Solo des Vibraphonisten ist es für mich. Ist der Vibraphonist der Leader? Sollte er jedenfalls sein!
Ich glaube, ich muss das Stück selbst noch ein paar Mal hören, da es mehr zu entdecken gibt, als ich eingangs dachte. Danke für die wertvollen Eindrücke.
Wie bereits erwähnt, die Besetzung ist etwas mysteriös – der Vibraphonist sollte der Leader sein, ist aber nicht angegeben.
Friedrich#12
Zieht mich sofort in diese melancholische Stimmung rein. Nimmt sich alle Zeit der Welt, und das in nicht mal 3 Minuten. Toll!
Genau so ging es mir auch. Vielleicht kein technisches Meisterwerk, aber die Stimmung spiegelt das Cover der LP wieder und zieht mich auch sofort in den Nebel.
Friedrich#13
Ah, jetzt geht es aber gleich etwas zupackender weiter. Die Karawane setzt sich in Bewegung. Ich mag das ja, wenn die Rhytmusgruppe ein klares Motiv so konsequent durchhält. Die soli sind schön, aber der Groove ist der Star. Schönes, einfaches Thema auch. Hat fast etwas emblematisches, könnte die Titelmusik eines Filmes sein oder so.
Kann ich sehr unterschreiben. Den Film würde ich mir übrigens sehr gerne ankucken; oder anders: Warum werden solche Stücke nicht in Filmen verwandt?
Friedrich#14
Ist mir grundsätzlich erst mal sympathisch mit seiner lyrischen Stimmung. Was ist das denn für ein Sax? Und so schön gehaucht. Oder ist das eine Klarinette? Hört man ja nicht so oft. Die Komposition finde ich jetzt nicht so stark, bleibt bei mir nicht recht hängen. Der Klang der Klarinette ist es!
Gerade die Komposition hat es mir hier angetan. Klein, fein, mit ein paar melodischen Rafinessen, zu der die feinsinnige Klarinette genauestens passt.
Friedrich#15
Das scheint mir ausnahmsweise mal neueren Datums zu sein. Der Trompeter ist ein Profi, hatte ich fast gesagt. Der hat da so kleine rasende Läufe. Virtuos, aber berührt mich nicht so richtig.
Ja, er ist ein Profi, wenn auch kein richtig bekannter und genau das macht dieses Stück (er hat’s geschrieben) auch aus. Effektvoll, angeberisch und doch auch tiefsinnig. Für mich immer noch schwer zu greifen.
Friedrich# 16
Hier gilt das gleiche wie bei # 12: Zieht mich sofort in eine andere Stimmung, in ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum. Kenne weder das Stück noch die Sängerin. Finde die Stimme toll, relativ tief für eine Frau, oder? Eigenartige Wendung der Rhythmusgruppe ganz am Ende, aber toll. Könnte dann eigentlich noch ein bisschen weiter laufen. Soll aber wohl nicht sein. Schade eigentlich!
Ja, wirklich schade!
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III