Re: bft 5 – katharsis

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katharsis

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THELONICA
#1 Sehr gut. Da muss ich genauer hinhören. Ramsey Lewis hatte so einen Anschlag, man hört es besonders beim Intro. Das könnte aus einer Chicagoer Session sein. Dieser Pianist konnte bestimmt auch Klassik gut spielen. Ahmad Jamal kenne ich leider nicht gut genug für eine Vermutung.

Sehr gut auf den Punkt gebracht.

THELONICA#2 Das überzeugt mich nicht so richtig, ist mir leider echt zu glatt geraten.
Das Solo vom Pianisten ist allerdings klasse.
Die Qualität der Überspielungen finde ich übrigens insgesamt sehr akzeptabel.

Das kann ich gut verstehen, aber mich verwundert, dass Dir dann ausgerechnet der Pianist gefällt, den ich wesentlich für die ‚Polierung‘ verantwortlich mache.

THELONICA#3 Gefällt mir schon besser. Schönes Intro. So kenne ich den Tenoristen überhaupt nicht.
Der Pianist ist sicherlich nicht Wynton Kelly.

Es würde mich verwundern, wenn Du den Tenoristen nicht kennen würdest. Hör‘ doch deswegen und auch sonst noch einmal genauer hin. Kelly ist es tatsächlich nicht, aber woran machst Du das fest?

THELONICA#4 Es müssen nicht immer die Adderleys sein. Der Saxophonist verliert sich zu schnell in seinem Solo, finde ich. Beim 2. Solo überzeugt er allerdings.

Nennst Du die Adderley’s weil Du sie als Vorzeige-Hardbopper nicht magst, oder weil die Leute hier das besser machen, oder warum? Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich um zwei Saxophonisten. Schade, dass Dir ausgerechnet der Erste nicht gefällt.

THELONICA#5 Ich kenne das vielleicht. Sehr eigenwilliger Blues. Der Pianist hat eine sehr gute linke Hand, die hier stark beansprucht wird.

Eigenwillig ist das, ja. Dein Hinweis auf die Stärke der linken Hand gefällt mir sehr gut. Ordnest Du sie einfach als kraftvoll ein, oder ‚hörst‘ Du mehr?

THELONICA#6 Sorry, ich finde es fürchterlich. Gute Musiker sind das schon, aber mir ist das viel zu hektisch, unausgegoren und verkrampft. Gary Bartz ist das wohl doch nicht, denn den mag ich ja bei Tyner. Überhaupt fehlt mir hier Struktur, ein starker Leader z.B. und vor allem Wärme.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen, da es mir anfangs auch so ging. Gerade dieses Stück mochte ich am wenigsten, mittlerweile gefällt es mir am besten. Der Schlüssel zur Musik ist tatsächlich der Saxophonist, der hier auch noch besonders im Mittelpunkt steht. Erfreulich finde ich aber, dass Du den Musikern ein gewisses Können zusprichst, da man hier auch schnell auf unreife Kopisten schließen könnte. Wärme gibt es tatsächlich nicht!

THELONICA#7 Souverän, reif und mit viel Biss, deswegen stösst es mich nicht ab. Die Musik atmet und hat viel „Soul“. Technisch spielt er auch auf höchstem Niveau und dabei überhaupt nicht langweilig, meine ich. Frank Foster hast Du bestimmt auch irgendwo untergebracht, nicht? Ich tippe mal auf Clifford Jordan, denn der passt vom Ton und vom Ausdruck her sehr gut.

Mir hat auch immer gefallen, dass dieser Musiker eine tolle Technik hat, die ihm so ziemlich alles erlaubt, ohne dabei kopieren zu müssen. Den Vergleich mit Clifford Jordan finde ich sehr spannend, da ich diesen nie gezogen hätte. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto besser passt gerade der späte Jordan. Beide Musiker entstammen dem selben Jahrzehnt, haben sich aber vollkommen unabhängig voneinander sozialisiert.
Wie kommst Du eigentlich auf Frank Foster?

THELONICA#8 Diese Musiker nehmen sich Zeit und machen alles richtig, im musikalischen Sinn natürlich. Ist das ganze Album durchgängig gut?

‚Machen alles richtig‘ hört sich für mich erst einmal verhalten an. Ist das auch so gemeint? Mir gefällt darüber hinaus das Album sehr gut und ich halte es für ein verlorengegangenes Album eines tollen Trompeters, der sich einer wunderbaren Band bedienen durfte.

THELONICA#9 Viel zu hektisch und nervös für mich. Den Pianisten würde ich lieber mal im Trio hören. Die Komposition finde ich sonst ganz gut. Auf Gitarre könnte ich gut verzichten, denn da habe ich ganz andere Favoriten.

Schade. Interessant finde ich jedoch, dass Du die Komposition lobend erwähnst, denn die stand quasi im Mittelpunkt der Aufnahme.
Den Pianisten gibt es durchaus im Trio zu hören.

THELONICA#10 Da habe ich nichts gegen. Wieder reif, und es hat eine Tiefe, die sich einem nicht automatisch erschliesst. Nicht aufdringlich. Das können eigentlich nur Musiker die schon gelebt haben richtig gut.

Das erachte ich für ein schönes Kompliment, gerade weil die (Lead-)Musiker am Anfang ihrer Karriere standen.

THELONICA#11 Perfektion – das ist sicherlich keine Routine-Session, die wir da zu hören bekommen. Post-Bop wohl, aber mit der Betonung auf Bop, und vielleicht ein wenig zu straff arrangiert.

Post-Bop, genau. Bei der Routine wäre ich mir gar nicht mal so sicher und in punkto straffes Arrangement stimme ich Dir absolut zu.

THELONICA#12 Ich muss genauer hinhören, denn harmlos ist das sicherlich nicht. Solo Piano wird doch sehr unterschätzt, manche haben da auch übertrieben hohe Erwartungen…
Zwar passiert hier nicht so viel, aber es wird auch nichts verkitscht. Keith Jarrett-Fans schütteln wahrscheinlich den Kopf, obwohl…

(Die begleitenden Musiker hatte ich die ersten Male überhört, deswegen das mit dem Solo Piano. Ich dachte das „Rauschen“ kommt von der LP, es sind aber doch die Besen des Drummers. Tja, meine Konzentration lässt manchmal nach)

Diese Einschätzung teile ich, da ich auch nicht finde, dass das harmlos ist. Aber es ist doch etwas ganz anderes, als #1, auch wenn eine Nähe vorhanden ist.

THELONICA#13 Der Trompeter phrasiert toll, aber ich werde trotzdem nicht richtig warm mit dem Track. Das Ende ist toll, besonders das Zusammenspiel. Am Ende stimmt die Harmonie, die ich vorher ziemlich vermisst habe.

Woran machst Du das fest, dass die Harmonie nicht von Anfang an da ist? Mich lullt das hintergründige Zusammenspiel und der etwas mystisch angehauchte Groove sofort ein und lässt mich bis zum Schluss nicht mehr los.

THELONICA#14 Lateef? Gefällt mir sehr gut.

Lateef ist das nicht, aber dass Du das so hörst, finde ich sehr spannend.

THELONICA#15 Thad Jones, nicht? Das ist sehr gut, aber ich mag erstmal nicht mehr so viel schreiben, gerade weil diese Bfts ziemlich fordern.

Hui, Thad Jones als Referenz ist toll, gerade da ich Jones als ziemlich schwergeichtigen Trompeter schätze. Beide haben auch mal miteinander gespielt. Meine allererste Idee war der frühere Miles Davis, davon bin ich wieder ein bißchen weggekommen und nähere mich gerade wieder etwas an.

THELONICA#16 Die Version von Nina Simone würde ich mir wohl auch nicht gerne anhören wollen. Dusty Springfield schätze ich ja auch nicht so. Die masochistische Note von diesem Song mochte ich wirklich noch nie besonders.

Ja, das masochistische ist hier sehr stark repräsentiert. Bei anderen Stücken hält sich die Dame aber mehr zurück. Trotzdem gefällt mir gerade diese hundertprozentige Identifizierung mit dem Song sehr gut.

Magst Du Nina Simone nicht?

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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III