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vorgartenich weiß nicht, warum ich schon wieder der erste bin, aber ich hatte heute zufällig zeit, alles ein paar mal durchzuhören.
#1 ein ganz wunderbares stück. das intro gefällt mir am besten, das eigentliche thema am wenigsten. die ersten klavierarkkorde mit den sparsamen bassfills setzen eine schwebende stimmung, die etwas zu schnell auf festen boden absinkt, wenn das etwas zu voll gespielte thema einsetzt. dann aber der disonnante lauf ins solo mit dem stickwechsel des drummers und es wird sehr abwechslungsreich: fluss & pausen, verdichtung und öffnungen, viele melodische ideen, schöner anschlag. wie er schleppt und dann beschleunigt, ist schon große kunst. und alles bleibt ganz leicht und wenig angeberisch. wobei es aber auch kein wirkliches risiko in dieser spielweise gibt – alles bleibt im eigenen, wohlvertrauten horizont. das ist mir immer etwas zu wenig, aber mit dieser erwartungshaltung muss ich mich hier ja insgesamt etwas zurücknehmen (bis auf wenige, sehr besondere ausnahmen).
Das freut mich, dass Dir der Opener gleich gefällt und Du beschreibst sehr treffend die Eindrücke, die ich ebenfalls habe. Mich fasziniert vor allem das vorgestellte Thema, das durch den repetitiven Charakter und die akzentuierenden Drums eine bestimmte Richtung suggerieren, bzw. den Hörer erst einmal im Ungewissen lassen. Nach etwa eineinhalb Minuten bricht das alles recht rasch ein und mündet in einer wunderbar swingenden Nummer, die gleichzeitig technisch wie luftig anmutet. Das mangelnde Risiko höre ich auch und ich kann den leichten Vorwurf dahinter verstehen, aber mehr würde das Stück wahrscheinlich auseinanderfallen lassen.
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#2 weiter geht’s mit latin, diesmal ein schneller bossa. bei dem drummer finde ich irgendwie nicht, dass er das kann – bei allem können. was ich gar nicht mag: gitarre und klavier zusammen. aber der tenorspieler macht das großartig, wenn schon nicht atemberaubend. was für ein flow an ideen (eine kommt aus der nächsten) und wie locker. glaube nicht, ihn zu kennen. dann muss ich durch das gitarrensolo durch – da höre ich viele klischees, das ist nicht auf der höhe der saxperformance. klavier ist interessanter, liegt mir aber auch nicht. etwas hilflos mal hier und dort angesetzt, ohne wirklich was zu sagen. aber so ein durchfedern, eine gehaltene entspanntheit kriegen sie alle hin. schön.
Wie schön, dass geklappt hat, was ich erzielen wollte, nämlich dass der Fokus auf dem Tenoristen bleibt. Der kann nämlich wirklich was, hat aber leider nicht allzuviele Gelegenheiten bekommen, das zu zeigen. Die Begleitband ist einigermaßen prominent, aber zugegebenermaßen sehr gediegen. Ich mag diese lockere Bossa-Luft sehr gerne, die trotz allem nicht verheimlicht, dass hier Jazz-Musiker am Werk sind, die den Bossa nicht astrein kopieren wollen. Besonders gefallen mir die etwas dunkleren Schattierungen, die der Pianist immer wieder mal einstreut. Da gefällt mir auch, wie der Gitarrist das Thema aufnimmt und in seine Läufe integriert. Keine große Kunst, aber hübsch anzuhören. Den Übergang zum Pianisten finde ich auch gut gemacht, besonders weil er dann perlend weiterspielt und damit „souljazziger“ wird, ohne die Schwere von bspw. Horace Silver zu haben.
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#3 besser. tolle stopps in der basslinie. der pianist reduziert sehr bewusst und spielt ein tolles erstes solo. dann kommt der tempowechsel – der saxophonton kommt mir sehr bekannt vor – er spielt gut, kommt aber in diesem abstrakten latin-teil besser zur geltung, während der pianist auch im swingteil was zu sagen hat. ich wage hier keine vermutungen, obwohl beide solisten sehr individuelle stimmen haben. beim drummer kommt mir pete la roca in den sinn. ich möchte aber vor allem wissen, wer der pianist ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Drummer sich über das Kompliment gefreut hätte, auch wenn er mit seinen Aufnahmen doch von LaRoca entfernt ist. Aber nachdem Du das angesprochen hast, höre ich das auch.
Auf den Saxophonisten kann man kommen, aber ich empfehle ein noch genaueres hinhören
vorgarten
#4 hier bin ich etwas gleichgültiger. das ist so hardbop, den ich nicht mag – jazz messengers style, das, was alfred lion zu tänzchen verführt hat. gut wird es in den soli (dafür ist es ja auch gemacht) – tenor ist toll, hier dachte ich an booker ervin? trompete scheint mir skalenseliger, weniger inspiriert, davon kann sich das alt dann sehr gut absetzen, aber ihm gehen gegen ende auch die ideen aus. drummer müsste rauszufinden sein (wer singt denn beim solieren mit?).
Ja, so etwas muss man mögen. Für mich ist das mehr oder weniger das, was ich mir unter Jazz vorstelle, oder was ich jemand unbeflecktem vorspielen würde. Ein griffiges Thema, im Ensemble vorgetragen, aus dem sich spannende Soli ergeben. Den Drummer würde wahrscheinlich niemand nennen, wenn er nach den 10 besten Drummern gefragt werden würde, aber er war in der Folge auf einigen bekannteren Alben vertreten. Der Tenorist wurde übrigens später als Booker Ervin geboren.
vorgarten
#5 auch hier habe ich erst mal was gegen das simple thema, auch wenn ich die dunkleren tonlagen spannender finde. der tenorsound kommt mir sehr bekannt vor, ich komme aber nicht drauf. da wird es eben auch spannend, weil er chorus um chorus spielt, während die rhythm section so düster weiterrumpelt, ohne den spaß zu verlieren. das wird zu einer herausforderung, die beim saxophonisten wirklich etwas freisetzt. und man selbst wird beim hören leicht hypnotisiert. gut, am ende spielen alle wieder das thema, am man ist so derartig darin eingelullt, dass es ewig so weiter gehen könnte…
Im Gegensatz zum vorherigen Stück geht es hier weniger um das Thema, sondern ums Saxophon, was vielleicht das wirklich simple Thema erklärt. Auch hier finde ich Deine Beschreibung super, da dieser rollende, leicht morbide Boden stetig weitergeführt wird, ohne dass etwas abwechslungsreiches passiert – aber nirgendwo leiert sich das aus. Auch hier kann man das Saxophon erraten und ich empfehle erneut genaues hinhören!
vorgarten
#6 das ist echt abgefahren. von allen seiten bissig; ich habe auch zuerst ein sopran gehört, aber das ist ein alt, was einfach am anschlag anfängt, oder? toll, der aggrofolkloristische einstieg, aber auch die sperrigen, rhythmisch völlig originellen und supervirtuosen implosionen. dann hält er wieder töne aus, kommt dramaturgisch sehr ausgefeilt ins überblasen und bleibt (das finde ich vor allem großartig) die ganze zeit auf dem gleich hohen energieniveau. habe keine ahnung, wer das sein könnte. spaulding kommt in punkto virtuosität und biss daran, klingt aber anders. glaube nicht, dass ich die leute kenne.
Aggrofolkloristisch finde ich klasse. Ich habe eine gewisse Zeit gebraucht, mit dem Stück warm zu werden, aber gerade weil es so irre ist, kommt man da irgendwie nicht daran vorbei. Die Rhythm-Section weiß genau was sie tut und bereitet einen höllisch groovenden Boden, während der Altist irgendwie genau weiß, was er zu tun hat und niemals den Spaß verliert. Leider geht bei diesem Stück der Trompeter verloren, aber es ist eines der Highlights dieser Band.
vorgarten
#7 na klar, mein favorit. auch kein wunder, dass ich mich in der tollen dramaturgie hier und am ende am wohlsten fühle. die aufnahme ist natürlich schwierig, aber was für ein beseeltes, über sich hinaus wachsendes tenor. der ton ist wunderschön, kraftvoll, viril, völlig präsent auch in den tiefen (in die er nicht abstürzt, sondern fast den fall noch mal muskulös beschleunigt). ansonsten riesiger ideenreichtum, gegen ein zurückhaltendes sparsames düsterakkordklavier, das ihm alles offen hält… und ab minute 3 geht es wirklich ab, da packt es ihn richtig – und nach kurzer erschöpfung ein harter schnitt und das basssolo, dass ich auch sehr gut finde. die arpeggien erinnern natürlich an garrison, aber der hat die ja nicht gepachtet. ansonsten hat das alles trotz der energie wenig mit coltrane zu tun…
von #6 zu #7 hält sich die spannung ganz großartig, beide solisten sind für mich eine entdeckung.
Auch hier freut es mich, dass der Tenorist so gut ankommt, da ich das Gefühl habe, dass er immer wieder gerne hinten runterfällt. Im Endeffekt ist er hier auf dem Höhepunkt seines Könnens während einer bestimmten Phase, zeigt gleichzeitig aber auch nur eine Facette. Was mir an ihm vor allem gefällt ist, dass er Coltrane auf ganz natürliche Art und Weise absorbiert und persönlich abgewandelt hat. Ich kann das nicht näher beschreiben, aber ich höre ihn viel unbefangener als manch anderen Saxophonisten. Und obwohl es Bindeglieder gibt, liegt genügend Abstand zwischen den beiden.
vorgarten
#8 entspannung. zunächst. und jetzt kann man auch mal von einem melodisch komplexen thema sprechen, wirklich schön. der tempowechsel macht auch sinn und die solopassagen funktionieren sehr schön, mit den komplexen akkorden darunter. da ist zeit und sorgfalt in die komposition und das arrangement geflossen. ich würde auf eine blue-note-aufnahme tippen. lee morgan als trompeter ist aber zu einfach, oder? tenor kenne ich auch irgendwoher. schöner leichter anschlag des pianisten (auch nicht gerade eine „männliche pranke“, oder?), der die ganze zeit sehr rhythmisch bleibt. nach dieser entwicklung ein erwartungsgemäß schön arrangiertes ende. ein sehr schönes stück, auch wenn mich die soli jetzt nicht vom hocker reißen.
Auch hier ein mehr oder weniger vergessenes Talent, wenngleich er hin und wieder zu hören war. Lee Morgan ist sicher einer gute Referenz, allerdings ist der Herr hier älter. Ich mag den Trompetenstil sehr gerne, der zwischen gesund-zurückhaltendem Selbstbewusstsein und vorsichtiger Spielfreude changiert. Der Pianist besitzt durchaus eine männliche Pranke und war mit dieser auch schon zu hören, allerdings passt er sich der leicht märchenhaften Komposition gut an.
Mir persönlich gefällt der Kontrast zu #4 sehr gut, da die Schemata in beiden Stücken recht ähnlich sind und für mich Hardbop sehr gut repräsentieren, wobei die Herren hier wesentlich komplexer und feinsinniger vorgehen.
vorgarten
#9 die dynamischen schwankungen machen es mir hier etwas schwer. klingt alles eher nach späten sechziger oder frühen siebzigern. diese soulige klavierspielweise, die aber schon was von tyner gelernt hat, mag ich sehr – vor allem bei leuten wie john hicks später. ansonsten finde ich das insgesamt nett, aber nicht wirklich zwingend. ist das etwa harold land? gitarrist gefällt mir wieder nicht, die green-schule mit den r&b-licks und dem flachen sound und der skalenseligkeit… bin gespannt zu hören, was du hieran magst.
Auch hier stimme ich mit Dir über ein, aber es gibt ein paar triftige Gründe, warum ich gerade das Stück ausgewählt habe und nicht ein anderes, der Musiker, die zumindest teilweise vertraut miteinander waren. Die Tyner-Referent finde ich äußerst interessant, da beide aus unterschiedlichen Ecken stammen. Die Gitarre ist hier auch für mich mehr oder weniger Beiwerk, da es mir um andere Musiker der Band geht, aber ich finde, dass auch er das sehr schön macht und die musikalischen Strömungen gut aufnimmt und kurz und knackig umsetzt. Ich mag Gitarre an sich sehr gerne, ohne dass sie mein Lieblingsinstrument ist und ich finde, dass sie sehr schön zur Kontrastierung oder Auflockerung eingesetzt werden kann. Dadurch wird sie aber auch schnell als Lückenfüller degradiert.
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#10 die erste veritable ballade hier. konventioneller als der a-teil aus #8. das könnte ein vorbild von branford marsalis sein, er spielt balladen genauso. mich überzeugt das nicht wirklich, ich finde es einfach zu brav und mutlos. im klavierspiel höre ich klischees, am anfang sogar melodische unsicherheiten. unspektakulär, wenn ich das so sagen darf. erinnert wirklich an den klassizismus der 80er, wo man sich auf einem allgemeinen standard ausruht, weil man diesen bereits als wertvoll genug einschätzt, um ihm einfach nur zu entsprechen.
Die Beschreibung finde ich sehr interessant und ich weiß, was Du damit meinst. Ich habe mir den Jazz über die Ballade erschlossen und weiß mittlerweile, dass es ungefährliche Balladen gibt und solche, bei denen Wehmut und Schmerz im Vordergrund stehen. Dieses Stück gehört eindeutig zu den harmlosen Balladen. Es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum ich diesen Track gewählt habe, aber den kann ich noch nicht sagen.
Mir gefällt der zweite Teil besser, da der Tenorist ein bißchen mehr zulegt und seinen Klang etwas fragiler werden lässt. Die Rhythmusgruppe ist exzellent darin, sich anzupassen und sie können fraglos artig begleiten, hätten im nächsten Moment aber auch das Haus abreißen können. Ich finde das Stück wirklich sehr schön, da es eben eine bestimmte Form im Jazz lehrbuchartig präsentiert, aber insgesamt ist die Einspielung eine große verpasste Chance.
Die melodische Unsicherheit des Pianisten höre ich übrigens nicht?
vorgarten
#11 posaune. vibraphon. außerdem höre ich noch trompete (?), tenor- und altsax neben der rhythm section. die komposition ist klassisch 60er, wieder gibt es einen unspektakulären staffellauf durch die soli. sehr gut gefällt mir das flügelhorn (ist keine trompete, oder?), wogegen mir das vibraphon zu brav bleibt. hutcherson ist das nicht. der bassist wagt ein paar risiken nach ron-carter-art. lässt mich alles etwas kühl.
Auch hier kann ich als wissender schmunzeln und Dir zunicken. Der Trompeter war auch auf dem Flügelhorn zu Hause, aber wenn man den etwas verwirrenden Angaben glaubt, dann spielt er hier Trompete. Klar ist aber sofort, dass er den ganzen Track dominiert und der versierteste Spieler ist. Die kleine Überraschung sind für mich der Bassist und auch der Schlagzeuger gewsen, der mir mit seinem perkussiven Anschlag gut gefällt. Denn damit verhilft er der Musik auch zu mehr Spannung und täuscht den Hörer ein bißchen über den wahren Kern der Musik hinweg. Hutcherson ist mit Sicherheit eine naheliegende Idee, da mir beim ersten Hören sofort Assoziationen zu McLean’s „One step beyond“ kamen, aber welche Welten liegen da dazwischen. Trotzdem, ein kurioses Kleinodium einer Welt, die sich mir noch nicht erschlossen hat
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#12 hier bin ich sehr zwiegespalten. ich mag diese verschleppte düsternis der performance, vor allem im thema (das irgendwas bekanntes ist, ähnlichkeiten mit „you don’t know what love is“ hat), aber die piano-arpeggien gehen dagegen wirklich gar nicht. wobei das auch spannend ist – einerseits den raum zu öffnen, andererseits wieder zu füllen, gleichzeitig düster und niedlich zu sein. aber am ende klingt’s wie ein schlaflied, hmm…
Ich mag die Stimmung sehr, dieses kontemplative und ruhige, dieses changieren zwischen mystischer Stimmung und Aufhellung, vor allem weil die Auflösung dann doch im dunklen verbleibt. Es gibt ein paar spätere Sachen von Red Garland, die in diese Richtung gehen, die ich ebenfalls sehr mag. Möglicherweise ist das Stück zu wenig, um den Pianisten vorzustellen, aber auch wenn er kein Schwergewicht ist, hat er doch ein bißchen was zu sagen. Wobei ich sagen muss, dass Trio-Jazz wirklich sehr speziell ist und ich es immer bewundere, wenn jemand neue Akzente darin zu setzen vermag.
vorgarten
#13 greift schön die stimmung auf, mit viel mehr wucht dahinter. toller akkordwechsel im thema, ist auch schön arrangiert zwischen den intrumenten. großartiger einstieg der trompete (flügelhorn?), das solo bleibt auch spannend, ein bisschen gegen das gespielt, was so im instrument liegt. danach kommen diese tänzerischen phrasen des tenors, auch sehr schön. die posaune hat einen schön aufgenommenen hall und führt fließend wieder ins thema zurück. sehr stimmig insgesamt.
Wunderbare Beschreibung des Stücks. Für mich funktioniert der Track deshalb, weil er so feinsinnig gebaut ist und allen Bandmitgliedern genau abgezirkelte Plätze zuweist, ohne dass das zu kalkuliert klingt. Irgendwie liegt eine schöne, aber bedrohliche Stimmung in der Luft, die immer konkreter wird, aber nie zu verfliegen scheint.
vorgarten
#14 gut, wer jetzt nicht auf anhieb giuffre sagt, den verstehe ich nicht. aber mit klassichem klaviertrio? gab’s das mal? und also ist er es wahrscheinlich nicht. atmet aber viel von der minimalistischen konzeption des trios mit bley & swallow, der kompositionen von carla bley. obwohl’s ja schon ein klassischer jazz-walzer ist – allerdings mit impressionistischeren, komplexeren klavierakkorden. es gibt ja auch noch andere ‚coole’ klarinettisten, ich kenne sie nur nicht. das klaviersolo ist sehr schön, erinnert aber nicht an bley, eher jemand älteres, koventionelleres. sehr schönes stück jedenfalls.
Giuffre ist ein guter Bezugspunkt (allerdings deutlich älter), vor allem ähneln sich die Bandmitglieder etwas, wobei das wahrscheinlich auf eine falsche Fährte führt. Klarinettist sowie Bassist spielen hier recht leicht und zugänglich, während ich beide, besonders aber den Bassisten sonst als schwergewichtige Vertreter ihres Instruments kenne.
Der Drummer passt allerdings ganz gut in genau dieses Setting, während der Pianist sich erneut als Chamäleon entpuppt.
vorgarten
#15 was soll man dazu sagen: ein perfekter trompetenton, sich jeden augenblick all seiner modulierungsmöglichkeiten bewusst. zu perfekt, zu handwerklich vielleicht – auch in der konstruktion eines feelings, einer balladen-dramaturgie. habe irgendwie das gefühl, dass das viel jünger ist als der rest, aus den 90ern vielleicht? wenn ja, würde ich auf nicholas payton tippen. ansonsten ist es jemand, den er gerne kopiert. ich mag das, aber glaub’s nicht so richtig.
Gute Arbeit ;) 90er stimmen allerdings nicht.
vorgarten
#16 lilac wine, ein wunderschönes stück. ich bin komplett ratlos, wer das ist – es ist nicht die version von chris connor, natürlich nicht die von nina simone und noch nicht mal die tolle von pat bowie, die ich mal für einen bft verwenden wollte. aber – und tausend dank dafür – diese hier ist die beste, die ich je gehört habe! großartig, wie das schimmert und schwebt – man glaubt sofort, dass das doch ein selbstmordlied einer verlassen ist, die gift getrunken hat (obwohl ja flieder nicht giftig ist, oder?). genau so macht vibraphon sinn. die sängerin ist absolut perfekt, sie weiß genau, was sie singt. auch das vibrato geht hier, und bei jeder dramatischen geste hält sie sich mit macht zurück und deutet doch immer an, dass sie auch in die vollen gehen könnte… toll, wie sie das „love“ ausfaded, dahinter steckt eine gebremste hysterie („unsteady“), aber eigentlich ist es todtraurig ohne große gesten. großartiges ende. großartiges stück. großartiger abschluss dieses perfekt gebauten bfts.
Besser hätte ich es nicht ausdrücken können und genau das habe ich auch empfunden, als ich das Stück zum ersten Mal gehört habe. Die ganze Platte ist absolut einzigartig, aber die Stimmung ist in diesem Stück am besten eingefangen worden, gerade auch was den Einsatz des Halls und den Umgang der Sängerin damit angeht. Schade ist nur, dass die exquisite Band sich ganz der Begleitung verschreibt.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III