Re: Bonnie ‚Prince‘ Billy – Wolfroy Goes To Town

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bullitt

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tugboat captainAuch wenn „Wolfroy Goes To Town“ etwas bedächtiger klingt als noch „Beware“, gibt es für mich doch noch eine Konstante, die sich durch alle Alben zieht, seit (gefühlt) „Lie Down In The Light“, egal wie opulent oder karg sie letztlich sind: Es erscheint mir stets so, als habe Oldham den Prozess der Liedkomposition auf ein Minimales reduziert. Ideen werden also nicht auseinandergenommen, mehrmals auf links und rechts gedreht, sondern die Umsetzung erfolgt direkter, Improvisationen ohne konkret zu benennende stilistische Fremdeinflüsse sind willkommener. Es gibt mehr lose Enden, mehrere Ansätze, die nicht unbedingt zielführend sind. Darin sehe ich Vor- und Nachteile. Einerseits fehlt mir sowas wie ein Wiedererkennungswert, ein eindeutiges Gefühl, dass das jeweilige Album in mir auslöst und für mich umrandet. Ein festes Albumkonstrukt, das Alben wie „Arise Therefore“, „I See a Darkness“ oder „Viva Last Blues“ auszeichnete, hat Oldham für mich seit „Master & Everyone“ nicht mehr geschaffen.

Ich höre das grundsätzlich zwar ähnlich, würde die Trennlinie aber eher von Platte zu Platte ziehen und weniger zwischen Früh- uns Spätwerk unterscheiden. Das fragmentartige und eher fließende Songwriting auf z.B. „Wonder Show Of The World“ steht bei mir schon im ziemlich direkten Gegensatz zu den klaren Formen und Strukturen auf „Beware“, zudem gibt es mit „Greatest Palace Music“ und „Funtown Comedown“ auch hin und wieder Platten mit geschliffenen, weiterentwickelten und ausformulierten Kompositionen. In sich finde ich eigentlich jede Platte stimmig und geschlossen, was auch oft an den jeweiligen Kollaborateuren liegt. Mit dem Wiedererkennungswert habe ich bei BPB deshalb im Vergleich mit anderen Künstlern mit ähnlich üppigem Output überhaupt keine Probleme – im Gegenteil.

BrundleIch persönlich bin froh, dass Will Oldham sich etwas von seinem Nashville-Country Sound a la „Beware“ entfernt hat und mit „Wolfroy Goes To Town“ wieder etwas mehr nach „Ease Down The Road“ und „Master And Everyone“ klingt.

Das Nashville, in dem ein Sound wie der auf „Beware“ den Ton angibt, möchte ich gerne mal kennenlernen. ;-)

nikodemusKannst du auch machen, nach „Lie Down In The Light“, „Beware“ und „Wonder Show“ tut ein wenig Abwechslung auch gut. Ein Countrygrundgerüst ist auch geblieben, allerdings wird es nicht mehr mehr Fiddle und Steel Guitar ausgeschmückt.

„Wonder Show“ ging ja bereits in eine andere Richtung aber klar, ich mache keinen Hehl daraus, dass mich Oldham eigentlich mit den aufgeräumteren Country-Alben bei der Stange hält. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb gehe ich aber auch seine andere Wege mit und mit „Quail and Dumplings“ hat er mich hier eh schon wieder schnell geködert. Weil ich Cheyenne Mize als Duettpartnerin von Oldham so liebe, musste ich bei Angel Olsen erst mal schlucken. Passt letztendlich aber auch, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise.

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