Re: Rolling Stone-Sonderausgabe: Die 100 größten Musiker aller Zeiten

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doctorno

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In dem gleichnamigen Sonderheft ist die Rede ist von der „Special Collector´s Edition: Die 100 größten Musiker aller Zeiten“ …

Meines Erachtens müsste der Titel lauten: „Die 100 größten Rockmusiker aus anglo-amerikanischer Sicht.“

Wenn es wirklich um die größten Musiker „aller Zeiten“ ginge, müssten da mit Sicherheit Musiker wie Bach und Beethoven berücksichtigt werden. Wenn es nicht nur um Rockmusiker ginge, müsste man auch Jazz-Musiker wie Duke Ellington oder Louis Armstrong erwähnen – oder Chanson-Musiker wie Charles Aznavour und Jacques Brel – oder „moderne Klassiker“ wie Kurt Weill und György Ligeti. Und wenn die Sicht dann doch auf Rockmusik begrenzt wäre – aber nicht nur anglo-amerikanisch, müsste man verweisen auf die Schweden ABBA, den irischen Gitarristen Rory Gallagher, die deutschen Rockmusiker Udo Lindenberg und Rio Reiser (Ton Steine Scherben), die Gruppen Can und Kraftwerk und auf großartige europäische Künstler wie die niederländischen Ekseption, Focus und Nits oder die italienische Rock-Sängerin Gianna Nannini.

Und überhaupt: selbst wenn die Sichtweise verengt wird auf das, was im anglo-amerikanischen Raum populär war. Weshalb tauchen ABBA in den Top 100 nicht auf? Waren sie zu poppig? Waren sie zu erfolgreich? Zu „kommerziell“? Nur weil sie einerseits ihr musikalisches Handwerk verstanden und andererseits in den 70ern nicht politisch korrekt „links“ waren? Nur weil sie den „seichten Massengeschmack“ getroffen haben? Welchen Geschmack bitte haben CCR, Hank Williams, The Byrds und dergleichen bedient? Seichter waren ABBA mit Sicherheit nicht! ABBA gehören da auf Platz 3 hinter den Beatles, die zurecht auf Platz 1 sind, egal welche Maßstäbe man ansetzt. Platz 2 hätten m.E. Velvet Underground verdient.

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