Re: bft 4 – vorgarten

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gypsy-tail-wind
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vorgartenmazurek […] noel kupersmith ist der bassist (keine streicher, kein geigenchor – daher mein einwand), chad taylor der drummer. ob das nun overdubs sind oder live geloppt, weiß ich nicht.

Ach so, Mazurek! Das ist in der Tat bei mir ein noch fast gänzlich blinder Fleck. Hat mich irgendwie nie so richtig gereizt, muss mal mehr hören von ihm.
Zur Elektronik schreibt die Kritik von One Final Note folgendes:

The group uses subtle electronic samples to collect shards of its real-time performance, which increase in volume and dissonance until the original cornet/bass/drums trio is symbolically beaten into submission—resulting in an all-too accurate realization of Mazurek’s vision.

Für mich klingt das eben schon wie ein Bassgeigen- und Trompetenorchester, kannst Du sagen, was Du willst. Die Drohneneffekte sind reizvoll!

FriedrichNr. 12: Wieso kennt das eigentlich niemand? Das ist im Original von Herbie Hancocks Thrust von 1973 (?), der besseren Headhunters, hier aber in einem Remix oder so. Actual Proof heißt das Stück und ist eigentlich knapp 10:00 lang. Hier hat einer den Groove rausdestilliert, die Spuren ein bisschen anders ausgepegelt, viel mehr aber auch eigentlich nicht. Es liegt – aus Jazz-Sicht – nahe, das in die Richtung Blaxploitation und Acid Jazz zu schieben, ich selbst habe das aber nie so gehört. Man höre sich mal an, was da rhythmisch abgeht! Ein Mörder-Groove, aber in kleinste Partikel zerlegt, die im rasend schneller Abfolge auf das Trommelfell treffen. Hört sich für mich fast wie ein D’n’B-Track aus den 90ern oder 00ern an. Der Drummer heißt, glaube, ich Mike Clark, der Bläser ist wohl Bennie Maupin.

vorgartendas ist echt schräg – ich kenne nämlich THRUST auch nicht. meine quelle ist was ganz anderes, aber ich habe mir ACTUAL PROOF gerade angehört und es stimmt natürlich – das hier ist eine gekürzte version davon. hatte mich schon gewundert, warum das hier so viel besser klingt als der rest des obskuren albums. aber zumindest weiß ich jetzt, dass benny maupin diese tolle flöte spielt…

He, ich hab Hancock genannt – aber da daraufhin nichts kam, bin ich dem nicht weiter nachgegangen. Das Stück klang in der Tat bekannt. Und „Thrust“ ist wohl in der Tat die bessere Scheibe als „Headhunters“ – aber ich steh zum „cheesy“-Kommentar. Hancock hatte schon da keine wirklich glückliche Hand mehr mit seinen Synthi-Sounds – Zawinul hat ja nie ein Blatt vor den Mund gehalten und sich immer wieder und laut darüber gewundert, wie geschmacklos viele tolle Pianisten werden, wenn man ihnen einen Synthesizer in die Hand gibt… Hancock war da leider selten eine Ausnahme. Hier ist’s jedenfalls im Rahmen des Erträglichen, aber richtig gut sind die Sounds halt doch nicht. Für mich ist Mwandishi und „Sextant“ wohl der kreative Höhepunkt von Hancock. Nach „Thrust“ kenn ich kaum noch was… mit HSHB hat er sich allerdings nochmals fangen können – aber das schreib ich auch nur Shorter zu.

Zu #8: die Übergabe von Kirk an Moody erfolgt genau bei 2:50 und ist enorm raffiniert gelungen! Moody spielt gradliniger, aber für seine Verhältnisse recht langsam und zurückhaltend. Soweit ich es höre (und das Booklet der Kirk 10CD-Box bestätigt das) gibt’s danach keine Wechsel mehr. Die beiden spielen also genau gleich lange Soli (ca. 2:00-2:50 und 2:50-3:40), dann folgen Bishop und das zweite Solo von Hayes.

Zum Sun Ra Hinweis: klar! Jetzt wo’s gesagt ist! Ich tippe dann eher auf Charles Davis, aber bei Ra hab ich auch noch kaum mehr als scheu an der Oberfläche gekratzt…

Der Trompeter vom letzten Stück ist also aus der Generation von Chet Baker? Verdammt, das müsste doch rauszukriegen sein?!

Ach ja, dass #2 aus der ECM-Küche kommt war mir nach Deiner Bemerkung über den Tonmeister klar. Die Drums klingen genau so beschissen wie im neueren „ECM-Sound“-Klischee… also scheisse klingen sie – was schade ist.

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