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toll, dass du dabei bist! das sind ganz wunderbare kommentare, die mich sehr zum nachdenken bringen…
clasjaz
1. Auch beim dritten Durchgang habe ich den Eindruck, dass sich die Musik recht früh auf das Ende vorbereitet und dafür die meiste Zeit braucht, vielmehr: sie auskostet. Schön auch deshalb, weil der Hintergrund genau so präsent ist wie der Vordergrund.
ja, ich glaube auch, dass beides sehr *konzept* ist. irgendwie ein gewagter versuch, mit spontanen impulsen etwas zu basteln – was in sich irre ist. es zitiert elektronik, wie es akustik zitiert. trotzdem funktioniert eben der „guss“.
clasjaz 2. Feines Klapperklavier. Interessanter finde ich Bass und Schlagzeug. Der erste Eindruck war, das klimpert nur, aber dann schließt sich das Trio. Falls es konstruierte Live-Aufnahmen gibt, so könnten sie sich anhören. Ist das eine ECM-Produktion? (Ganz wertfrei gefragt.) Das Schlagzeug gefällt mir am besten; dann der Bass – keine Ahnung, wer das ist, Peacock irgendwie nicht, den habe ich noch nie so feurig gehört – was auch nichts heißen will, da ich nicht viel von ihm kenne – und Leute wie Cameron Brown sind nicht so scharf. Das Klavier wirklich Nr. 3, obwohl ich vermute, dass es den Leader abgeben soll. – Abgesehen davon sagt mir die Musik nicht allzu viel.
mhh, hier ist ganz viel richtig gehört. ja, ECM. und ja, der pianist ist der leader. trotzdem höre ich das anders als ihr alle.
clasjaz 3. Gläserklirren auf Kuba, oder ähnlich. Beim erneuten Hören finde ich es sehr witzig. Besonders den Bläsersatz, in dem mehr steckt als bei Nr. 1 – aber so recht vergleichen lässt sich das dann auch nicht.
das erstmal an alle: das ist nicht cuba! und die höhen fehlen tatsächlich. ist alles also viel feiner als es klingt.
clasjaz 4. Nachtklub – ich versuche bei jedem Hören, den Gedanken zu verdrängen, aber es klappt nicht. Das Barisax ist aber zweifellos eine Nummer. Womit ich nicht sage, dass ich jemals in einem Nachtklub gewesen wäre, kurz: das geht so vorbei.
mehr probenraum als nachtclub. hieß aber anders, mehr auf körper bezogen. und auf arbeit.
clasjaz
6. Ist mir letztlich aber alles zu sehr aus den tausendfach herumstehenden Wühltischen der schlichten Sehnsucht.
da ist was dran, auch wenn man es nicht so negativ sieht. sicherlich jemand, für den es wichtig ist, dass es gut und klar klingt, dass die töne stimmen. damit rutscht alles näher zum schlager, der ja auch nie das problem hatte, dramatische emotionen als „gemacht“, „hergestellt“ und als „produkt“ auszustellen. und das hindert ja viele überhaupt nicht daran, es dann auch zu fühlen.
clasjaz
7. Dieser Nachtklub gefällt mir mehr, gerne auch in Stockholm. Falls das Nichols ist, obwohl, der geht nicht so weich mit dem Finger von der Taste. Jedenfalls hätte ich diesen Pianisten bei Nr. 2 interessant gefunden, mag es zeitlich auch sicher nicht passen. Sehr schön, das geht so runter, als hätte man nachgedacht, obwohl man nur da lag.
tja, und am ende klatschen gerade mal 7 leute oder so. und ich habe vergessen, das ende abzuschneiden (und als ich das gemerkt habe, laut gelacht). viel verräterischer war aber dann das dienstleistungsbewusstsein des abspielprogramms.
clasjaz 9. Sehr schön die Arpeggien mit der Lust, im Staccato ein Ziel zu finden – vielleicht geht das doch nur zu zweit. Bin sehr erpicht zu lesen, wer das ist.
das ist eine großartige beschreibung von zumindest einer der beiden stilarten! würde man nur das hören – man würde es sofort erkennen. aber genau da liegt der grund meiner verliebtheit…
clasjaz 10. Da bin ich ratlos. Das hätte ich lieber als Klaviertrio, bereits nach dem Beginn. Hört sich an, als ob drei Freunde einen vierten rausschmeißen, mit allen möglichen Tricks, aber er spielt und spielt … (Dass die drei Freunde das hier nicht wollen, ist klar.)
mhh. der pianist hat diesen saxer eigentlich immer dabei. die kennen sich alle gut. aber ich brauche das sax auch nicht.
clasjaz 13. Wieder atmen … Interessant im Vergleich zu Nr. 1, hier gewinnt vor allem das Klavier und sogar das Schlagzeug und das Sax ist auch besser als die Trompete dort. Vielleicht liegt das aber nur am Instrument. Das ist der Nachtklub in Kuba, in den ich sogar reisen würde, selbst aus Stockholm.
im titel wird auf zwei orte angespielt, auch auf zwei stile. es ist ein blend, aber ohne wirklich zeigen zu wollen: seht mal, was wir alles können. da bricht immer wieder raue, wilde schönheit durch. etwas, was weder hier noch dort zuhause ist.
clasjaz 14. Ich kenne nicht viele Leute mit der Flöte im Jazz. Bei Lateef höre ich diese zerbrechliche Freiheit, ohne dass das Fließen sich verliert, den Atem, der immer wieder aufs Neue und weiter gespannt ist. Die Musik insgesamt deutet aber gar nicht auf ihn hin, der Bass ist nur nett, die Trommelei gibt sich schon mehr Mühe, weil sie sich zurückhält. Seltsam, gefällt mir sehr – aber ob sich mein Gefallen bestätigen würde, wenn ich mehr von dem Flötisten hören würde, weiß ich nicht. Wie auch.
ich bin da fast sicher. hier ist ganz viel haltung und spirit am werk. ist auch jemand, der flöte nicht als gag spielt oder zusatzinstrument. bass-schlagzeug sind eng mit jemand anderem assoziiert, aber den gibt’s nicht mehr.
clasjaz 16. Diese angespannte Ruhe macht Baker möglich, obwohl die gemäßigte Rhythmusgruppe nicht dazu zu stimmen scheint, zu Baker meine ich. Denn hier ist sie zu fein. Und dann wird es in der Trompete auch zu flüssig und schließlich verlässt Baker rasch den Saal der Vermutungen, die ohnehin keine waren. Das ist schön zu hören, trotz der konfektionierten Brüche. Stanko?
nein, aber gleiche generation. rhythmusgruppe ist mir völlig unbekannt. das „flüssige“ hat man dem herrn hier oft zum vorwurf gemacht, das lag aber oft an den produktionen. ich glaube, auch weil hier niemand auf anhieb darauf kommt, dass das eine sehr besondere aufnahme ist.
vielen dank für die anstöße – mal sehen, was du am ende sagen wirst…
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