Re: bft 4 – vorgarten

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Anonym
Inaktiv

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Die Diskussion scheint ja schon in vollem Gang zu sein – damit ich sie auch lesen kann, schiebe ich meine etwas herbeigelaufenen Höreindrucke schnell nach:

1. Toller unruhiger Einstieg mit einer Löwen- oder Elefantentrompete. Unruhig, aber das ganze Stück in einem Guss. Die Wirbeleien des Schlagzeugs gefallen mir, auch wenn sie wohl nicht allzu außergewöhnlich sind. Spielt da mehr als ein Bass? Auch beim dritten Durchgang habe ich den Eindruck, dass sich die Musik recht früh auf das Ende vorbereitet und dafür die meiste Zeit braucht, vielmehr: sie auskostet. Schön auch deshalb, weil der Hintergrund genau so präsent ist wie der Vordergrund.

2. Feines Klapperklavier. Interessanter finde ich Bass und Schlagzeug. Der erste Eindruck war, das klimpert nur, aber dann schließt sich das Trio. Falls es konstruierte Live-Aufnahmen gibt, so könnten sie sich anhören. Ist das eine ECM-Produktion? (Ganz wertfrei gefragt.) Das Schlagzeug gefällt mir am besten; dann der Bass – keine Ahnung, wer das ist, Peacock irgendwie nicht, den habe ich noch nie so feurig gehört – was auch nichts heißen will, da ich nicht viel von ihm kenne – und Leute wie Cameron Brown sind nicht so scharf. Das Klavier wirklich Nr. 3, obwohl ich vermute, dass es den Leader abgeben soll. – Abgesehen davon sagt mir die Musik nicht allzu viel.

3. Gläserklirren auf Kuba, oder ähnlich. Beim erneuten Hören finde ich es sehr witzig. Besonders den Bläsersatz, in dem mehr steckt als bei Nr. 1 – aber so recht vergleichen lässt sich das dann auch nicht.

4. Nachtklub – ich versuche bei jedem Hören, den Gedanken zu verdrängen, aber es klappt nicht. Das Barisax ist aber zweifellos eine Nummer. Womit ich nicht sage, dass ich jemals in einem Nachtklub gewesen wäre, kurz: das geht so vorbei.

5. Wegen der Vorbelastung in Nr. 4 schließt sich das gut an, finde ich. Seltsamer Broadway-Text, aber charmant – mehr nicht – auf die Szene getragen. Das lässt mich die Musik jedesmal vergessen, auch jetzt wieder.

6. Dieser Text taugt auch nicht zu einem Gedicht, die Stimme finde ich feiner als die in Nr. 5. Laune-Musik. Ist mir letztlich aber alles zu sehr aus den tausendfach herumstehenden Wühltischen der schlichten Sehnsucht. Sarah Vaughan könnte so etwas machen, aber nicht wirklich, klar.

7. Dieser Nachtklub gefällt mir mehr, gerne auch in Stockholm. Falls das Nichols ist, obwohl, der geht nicht so weich mit dem Finger von der Taste. Jedenfalls hätte ich diesen Pianisten bei Nr. 2 interessant gefunden, mag es zeitlich auch sicher nicht passen. Sehr schön, das geht so runter, als hätte man nachgedacht, obwohl man nur da lag.

8. Glasklar – gespielt. Das Klavier, ist ja ohnehin eine gewagte Paarung, mit schlichten Harmonien, Bass und Schlagzeug dämmern auch freudig-besänftigt vor sich hin und das Sax ist nett, ohne Frage. Die kurze verhaspelte Einleitung zum Solo des Klaviers – von ihm selbst – aber ein bisschen interessant.

9. Ein Klavier, das sich selbst begleiten kann, so soll es sein. Aber es werden wohl zwei sein. Atmosphärisch ist das ein Solo-Duett in einem Konzert mit größerer Besetzung. Sehr schön die Arpeggien mit der Lust, im Staccato ein Ziel zu finden – vielleicht geht das doch nur zu zweit. Bin sehr erpicht zu lesen, wer das ist.

10. Da bin ich ratlos. Das hätte ich lieber als Klaviertrio, bereits nach dem Beginn. Hört sich an, als ob drei Freunde einen vierten rausschmeißen, mit allen möglichen Tricks, aber er spielt und spielt … (Dass die drei Freunde das hier nicht wollen, ist klar.)

11. Damit kann ich gar nichts anfangen. Entschuldigung.

12. Und das ist die Aufstapelung von Nr. 11. Tatort-Musik, die sich fortschrittlich gibt, aber auch das schon vor Jahren.

13. Wieder atmen … Interessant im Vergleich zu Nr. 1, hier gewinnt vor allem das Klavier und sogar das Schlagzeug und das Sax ist auch besser als die Trompete dort. Vielleicht liegt das aber nur am Instrument. Das ist der Nachtklub in Kuba, in den ich sogar reisen würde, selbst aus Stockholm.

14. Ich kenne nicht viele Leute mit der Flöte im Jazz. Bei Lateef höre ich diese zerbrechliche Freiheit, ohne dass das Fließen sich verliert, den Atem, der immer wieder aufs Neue und weiter gespannt ist. Die Musik insgesamt deutet aber gar nicht auf ihn hin, der Bass ist nur nett, die Trommelei gibt sich schon mehr Mühe, weil sie sich zurückhält. Seltsam, gefällt mir sehr – aber ob sich mein Gefallen bestätigen würde, wenn ich mehr von dem Flötisten hören würde, weiß ich nicht. Wie auch.

15. Hört sich an wie die gelungene Vortäuschung falscher Tatsachen. Include me out.

16. Diese angespannte Ruhe macht Baker möglich, obwohl die gemäßigte Rhythmusgruppe nicht dazu zu stimmen scheint, zu Baker meine ich. Denn hier ist sie zu fein. Und dann wird es in der Trompete auch zu flüssig und schließlich verlässt Baker rasch den Saal der Vermutungen, die ohnehin keine waren. Das ist schön zu hören, trotz der konfektionierten Brüche. Stanko?

Ein bft, der mich sehr gefordert hat, vorgarten! Da ist Einiges, das ich weiterhören möchte, und bin maßlos gespannt, wer da und wie nun wirklich gespielt hat. Danke.:-)

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