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so, erstmal DANKE, durchatmen, dann ein – wahrscheinlich unpassendes – outing: DAVE DOUGLAS wird es niemals auf einem meiner bft’s geben! so interessant seine projektchen sind und so solide seine instrumentenbeherrschung, ich finde ihn völlig profil- und haltungslos und kann gut auf ihn verzichten.
bei #1 liegt er natürlich nahe; auf den trompeter trifft einiges davon nämlich auch zu, aber er ist eine viel einflussreichere figur, so meine steile these. friedrich wird das kennen, aber vielleicht hält er sich mit dem namedropping noch zurück?
ich liebe ja stücke, die mit einem groove anfangen und dann umkippen und zu ambient werden. nr.1 von hier ist auch so ein kandidat. aber dem hier kann man echt nichts mehr hinzufügen, finde ich.
gypsy tail wind
#2 Das ist Post-Tyner Piano, ansatzweise gefällt es mir ganz gut, aber der Sound insgesamt (v.a. der Bass aber auch die leichten Drums) stört mich ein wenig. Etwas mehr als eine Prise Cecil Taylor steckt da auch mit drin – und über einige Ecken auch Monk. Der Bassist ist sehr toll, einfach nicht schön aufgenommen. Für den Drummer gilt wohl dasselbe… schade, klingt alles zu digital und zu klar räumlich getrennt. In einem Klub mit viel Knoblauch wär das sicher was
das wird den recording engineer aber ganz schön treffen… gibt’s ne idee, von wann das ist?
gypsy tail wind#3 Das klingt irgendwie vertraut… macht Spass – viel tiefes Blech und auch tiefes Holz, schönes Arrangement, toller Rumpelbeat (sowas haben die Leute aus der Zorn-Ecke hie und da gemacht, aber das hier scheint mir älter, 70er wohl?)
Keine Ahnung, wer das sein könnte. Schönes Barisax-Solo, schöner dreckiger Sound (so müsste man das Trio von #2 aufnehmen!), trockener Latin-Bass, auch das Piano-Solo ist schön, dann wieder das Barisax… die akustische Gitarre, die diversen Perkussionsinstrumente – wunderbar! Da würd ich gern mehr davon hören (hab nur die leise Befürchtung, dass der Rest der Scheibe nicht in dieselbe Richtung gehen könnte? Oder ist das Ende eine descarga mit Cacháo am Bass? Denke nicht…).
descarga und cacháo sagen mir gar nichts, aber das album ist trotz des überkandidelten aufgebots erstaunlich homogen. leider aber immer ein geheimtipp geblieben.
gypsy tail wind#4 Da gibt’s erstmal nur eine Referenz: HARRY CARNEY! Er ist’s natürlich nicht, aber das hier ist vielleicht the next best thing?
Hab keine Lust auf name dropping, aber das könnte im weitesten Sinne aus dem Mingus-Umfeld kommen, vielleicht Hamiet Bluiett (von dem ich noch kaum was kenne)?
Ich liebe das Barisax!
Schön, wie es hier immer wieder nach Holz klingt – manche der wilderen Läufe und Sprünge gemahnen schon fast an eine Bassklarinette – auch da will ich mehr hören!
Die Begleitung macht ihre Sache gut und steht nicht im Weg – grossartige Nummer – hab ich auch jetzt beim Konzentrierten hören gleich nochmal wiederholt!
freut mich sehr, dass das hier so gut ankommt! die bezüge zu harry carney sind multipel, angeblich soll es auch mal ein kurzes magisches zusammenspiel gegeben haben. mehr verrate ich jetzt erstmal nicht. datierungen sind bislang falsch.
gypsy tail wind#5 Ach herrje – die Scheibe umkreise ich schon seit Jahren… und jetzt will ich sie endgültig! Die Tenorsaxer sind – wie immer – grossartig, die Sängerin macht ihre Sache sehr gut. Und der Beat swingt und stottert und bopt wie das eben nur einer konnte!
Danke Dir, die Scheibe muss jetzt endlich mal her! „So knee deep in my status quo / I sing my song!“
Hab ich übrigens erst jetzt grad rausgekriegt, was es ist… JG/TC/RS ist übrigens die Reihenfolge der drei Heroen! redbeans wird das hier auch rauskriegen, sonst bin ich enttäusch
aber ist die sängerin wirklich gut? oder habe ich da ein schubladenproblem, wenn ich mir da jemand anderes wünsche?
gypsy tail wind#6 Nochmal zu dieser Nummer: schon der Auftakt ist toll – das 8-taktige Piano-Intro, eine grosse, schon längst untergegangene Kunst. Und der Pianist hier hat sie bestens beherrscht in seinen frühen Jahren, als er noch als Begleiter unterwegs (und gefragt!) war. Cole Porter Songs liebe ich ganz allgemein und die Sängerin hat ein tolles Feeling, eine gute Intonation, aber ein etwas arges Vibrato, bei dem ich mir wie gesagt unsicher bin… find ich sie grandios oder krieg ich Schübe wegen dem Vibrato? Ich gewöhne micht dran, hab das Stück schon am Tag 1 vor dem BFT zweimal gehört… die Soli und Begleitungen der Bläser sind schön, Bass und zurückhaltend, Drums erstaunlich zurückhaltend…
ist ja eine merkwürdige session – vor allem, wenn man das programm des albums ernstnimmt. ich habe die gleichen ‚probleme‘ mit der sängerin wie du.
gypsy tail wind#8 Hab mir schon die Hälfte der Haare ausgerissen… aber doch noch rausgefunden, wie dieses John Lewis-Stück heisst: „Afternoon in Paris“! Die Beteiligten dürften auch vertraut sein… am besten gefällt mir das Tenorsolo. Unglaublich toll! Beginnt verhalten, leicht schläfrig (ich dachte mal an Jimmy Heath, dann folgen ab 2:35 diese toll phrasierten schnellen Phrasen, da wird’s streckenweise fast atemlos. Ist natürlich einer der grossen Alten, bzw. einer, der aus Mangel an richtigen Bebop-Vorbildern in der Tenorsax-Geschichte zurückgreift auf Hawkins, den grossen Sound, die gelassene Phrasierung – sehr sehr toll!
Ach ja, natürlich… das Gestorrere… kann ja nur einer sein! (Auch wenn’s eigentlich drei sind… mehr sag ich mal noch nicht! Aber hier ein Link für die Neugierigen – tolle Scheibe, wärmstens empfohlen, falls man sie finden kann!)
ja, ich habe sie nur in ganz schlechter qualität. und ganz am ende gibt es einen hinweis, für den ich den herrn gerne bft-bezogen verhauen hätte! aber selbst, wenn du den track identifiziert hast: du hast etwas ganz bestimmtes dann doch falsch gehört, oder täusche ich mich?
gypsy tail wind#9 Mein erster Gedanke waren Mulgrew Miller und Kenny Barron. Von „Our Delights“, meiner wohl liebsten Piano-Duo-Scheibe (mit Tommy Flanagan und Hank Jones) stammt das jedenfalls nicht und wie das mir wohlvertraute Stück heisst, hab ich noch immer nicht rausgekriegt. Ebenfalls sehr toll ist übrigens „An Evening with Two Grand Pianos“ (von John Lewis und Flanagan). Das hier ist mir eine Spur zu bodenständig, aber ganz schön.
Name dropping mag ich hier keins machen, es gibt zuviele Pianisten, die im Duo gearbeitet haben (Benny Green, Dado Moroni, Eric Reed, James Williams, Geoff Keezer…) und kenn die alle kaum.
alles falsch, das ist aber auch etwas gemein… ein schlüssel wäre, die komposition herauszufinden.
gypsy tail wind#10 Das hier ist interessant… das Piano-Intro lässt mich jedes Mal an den für mich so besonderen Zauber von Stephan Oliva denken, dann kommt das Altsax mit dieser „Scarborough Fair“-ähnlichen Linie und dem Desmond-Sound… Michael Moore?
nein, nicht moore. weder von dir noch von thelonica was zum klavierspiel – würde mich wirklich mal interessieren, was ihr davon haltet.
gypsy tail wind#11 Cannonball in einem Eddie Harris bag? Sehr toller Groove, gefällt mir gut. Dürfte von ca. 1969 oder 1970 stammen. Gefällt mir sehr, muss man nicht viel dazu sagen… Cannonball, aber von einer Scheibe, die ich vermutlich noch nicht kenne.
Hm, hab grad rumgesucht und nichts gefunden – und der „Little Brother“ fehlt ja auch… also lieg ich wohl doch falsch. Bin auf die Auflösung gespannt! Gefällt mir jedenfalls sehr, dieser altmodische E-Piano-Sound – gibt in Sachen Keys und Synthies nichts besseres als die alten Fender Rhodes und Wurlitzer E-Pianos! Geil ist noch immer das beste Wort, das ich kenne, um den Sound zu beschreiben
Aber der Altsaxer, das ist doch Cannonball, nicht?
ich glaube, mit einem alt in solch einem dreckigen groove zu bestehen, führt einen zwangsläufig zu cannonball-licks und zu einer vielleicht zu angeschärften phrasierung. der herr ist eine jüngere entdeckung von mir und ich weiß noch nicht so richtig, was ich von ihm halten soll. beim genaueren hinhören sollte noch was auffallen. außerdem würden die drei anderen weiterhelfen.
gypsy tail wind#12 Mein erster Gedanke war Weather Report (mit Jaco), aber die Synthies sind etwas zu käsig, also dachte ich als nächstes an Herbie Hancock. Gefällt mir jedenfalls ganz gut, der Bass ist toll. Aber ich krieg’s wohl nicht raus.
mein besonderer crush gilt der flöte. dabei weiß ich noch nicht mal, wer sie spielt…
gypsy tail wind#13 Das ist nochmal ein Stück, das ich kennen sollte… Andrew Hill kommt in den Sinn, aber ich glaub doch nicht. Der Drummer kickt viel zu wenig, sein Sound ist zu wenig konturiert (Roy Haynes wäre hier besser) – aber seine Rhythmen sind super! Der Bassist leidet mal wieder unter dem üblen Studio-Sound. Tenorsax gefällt mir – sperrig, kantig. Keine Ahnung, wer das ist… aber ich hab irgendwie das Gefühl, die Auflösung wird keine allzu grosse Überraschung (oder gar ein DOH-Moment).
ja, solltest du eigentlich kennen. aber es könnte sein, dass dir diese spezifische aufnahme bisher durchgerutscht ist. eigentlich eine dream band, nur der drummer fällt raus. mittlerweile mag ich sein ‚dünnes‘ spiel sehr gerne, dadurch wird dem ganzen von vorneherein die postmoderne überlegenheit genommen. das mit dem drummer von #14 wäre aber wirklich eine tolle idee gewesen!
gypsy tail wind
#15 Das hier ist nicht meins… klingt für Steve Coleman etwas zu schwer, der Sound des Altsaxers? Der Bass ist öde und kleistert, viel zu viel Hall (aber das liegt wohl an mir… ich mag fast nie, wie E-Bassisten in solchen Settings klingen, ich wünsche mir fast immer nach zwei, drei Minuten Steve Swallow). Was sind das denn da in der Hälfte für Effekte? Klingt mehr nach iBook als nach DJ… ist das – ogottogott – etwa Hip Hop Jazz?
Im ernst: schlecht ist das natürlich nicht, aber ich mag diese Art Beats lieber in einem sonst akustischen Setting und das hier sagt mir nicht sehr viel, auch wenn ich natürlich höre, dass das sehr gut gemacht ist – es lässt mich halt kalt. Ist aber der einzige Track, mit dem es mir so geht…
ich liebe diesen bass und habe mich besonders gefreut, speziell diesen mal wieder im jazzkonztext zu hören. über den ton des saxophonisten könnte auch ich streiten, aber den rest finde ich toll und immer toller! ich finde da wirklich etwas neues, niegehörtes am werk und vielleicht ist deshalb der impuls der direkten abwehr besonders stark: zuviel weißes rauschen, zu wenig herleitbares. mal ein bisschen provozierend in den raum gestellt.
gypsy tail wind#16 Schön! Die Bass-Linie ist von Horace Silvers „Song for My Father“ abgeschaut und man erwartet jeden Moment das Thema… aber dann kommmt da diese einsame Trompete. Wunderbar! Tolles Solo des Trompeters, sehr stimmungsvoll… tippe auf NYC, jüngere Generation… Hugh Ragin, Roy Campbell, so aus der Ecke? Jedenfalls jemand, der alle Tricks kennt. Gibt natürlich ein paar Längen, der Drummer fällt zwischendurch auch ein paar mal fast in einen superöden Groove aber rettet sich immer grad noch rechtzeitig. Auch hier weiss ich nicht, wer’s sein könnte (an Dave Doulgas hab ich manchmal gedacht und auch Spuren von Don Ellis rausgehört, in diesen Viertelton-Singsang-Phrasen in der zweiten Hälfte), würde aber gerne mehr hören.
eines meiner alltime-favorite-stücke und sowas von überhaupt-nicht-douglas!! aber ich hatte eigentlich gedacht, dass du das kennst, gypsy. für mich war das eine riesenüberraschung damals, aber ich kannte auch nicht alles vom solisten. kommt dir die trompete wirklich nicht bekannt vor?
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