Re: ROLLING STONE August 2011

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nail75

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redbeansandricewobei mir das irgendwie schon die Hauptschwierigkeit zu sein scheint, wenn man über Ochs scheibt, die Musik ist prima und die Biografie gibt was her, aber es echt schwer zu vermeiden, dass er neben Dylan nicht aussieht wie jemand der „die Regierung ist böse, tralala“ singt… ich bestätige gern, dass das letzteres irgendwie nicht die ganze Wahrheit ist, aber es ist wirklich nicht leicht, nicht in diese Falle zu tappen..

Eigentlich ist Ochs ein typischer amerikanischer Linker, vollkommen durchdrungen vom Glauben an sein Land. Was für ein Paradies auf Erden könnten die USA sein, wenn sie die Ideale von Freiheit und Gleichheit nur verwirklichen würden (Power And The Glory)!* Amerika wurde geboren aus einer Revolution, zu diesen Wurzeln muss es zurückkehren (Ringing Of Revolution). Die neuen Zeiten kündigen sich an (What’s That I Hear), die Menschen (und die Aktivisten) trauen sich, ihre Stimme zu erheben (I’m Going To Say It Now) und führen das Land zu einer neuen Blüte, wenn sie nur ihre Lethargie überwinden und sich engagieren (That’s What I Want To Hear). Kein Platz ist in dem neuen Amerika für halbgare Heuchler (Love Me, I’m A Liberal), Feiglinge (Draft Dodger Rag), kriegslüsterne Militaristen (We Seek No Wider War, One More Parade, I Ain’t Marching Any More) Mississippi (Here’s To The State Of Mississippi), südstaatlichen Rassismus (Too Many Martyrs) und nordstaatliche Diskriminierung von Afro-Amerikanern (In The Heat Of The Summer). Sein Hauptthema ist aber der Vietnamkrieg (White Boots Marching In A Yellow Land), der Amerika zerstört (The War Is Over). Nicht die Regierung ist das hauptsächliche Problem, es sind die Menschen, die aus Halbheit oder niedrigen Beweggründen verhindern, dass Amerika das werden, was sie sein könnten. Man muss sie aufklären, auf dass sie beim nächsten Mal richtig wählen.

*Das ist ein Thema, das man bei deutschen Linken eher nicht findet. ;-)

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.