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Anonym
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Ich finde den Lottmann-Artikel ulkig. Ich habe stellenweise sehr gelacht und fand manches klug, originell, anregend. Man darf JL natürlich nicht so richtig ernst nehmen – wer das tut, geht ihm auf den Leim. Er jongliert schon immer schön frivol mit Positionen und Provokationen, Bedenkenswertem und blühendem Blödsinn, angeblich Recherchiertem und Erfundenem.
Bloß mit Atomkraft kennt er sich halt nicht so aus. Zitat: „Wenn ich zugab, die in 20 000 Jahren sich auflösenden Brennstäbe unwichtig zu finden, kam sofort der Vorwurf, ich interessiere mich einzig für mein Leben und nicht für die Menschen, die in 20 000 Jahren lebten oder in 300 000 (die Berechnungen schwankten). Nun ist es klar, dass jemand, der heute über die Probleme der Menschen in tausend Generationen nachdenkt und über sie entscheiden will, in die Psychiatrie gehört.“
Muss ich erklären, wo hier die Informationsdefizite und Denkfehler stecken? Ja, mir ist danach.
Wenn ein Brennstab in 20 000 Jahren „aufgelöst“ sein wird, heißt das nicht, dass erst in 20 000 Jahren ein Problem auftreten wird, sondern dass von heute an ein Problem besteht, das sich erst in 20 000 Jahren erledigt haben wird. Der radioaktive Abfall strahlt heute gefährlich und auch noch in 5000 oder 10 000 Jahren. „Tausend Generationen später“ (für den Fall, dass bis dahin nichts passiert ist im wasserundichten Salzstock) kann man dann ja in der Tat Entwarnung geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Anti-Atom-Aktivisten, mit denen Lottmann sich unterhalten zu haben behauptet, das nicht gewusst haben sollten. Ich folgere, dass Lottmann da vielleicht aus Gründen der Pointengewinnung ein bisschen …
… ach, egal, Schwamm drüber. Wie gesagt: Ich hab die Geschichte sehr gerne gelesen und bin gespannt, ob Boris Palmer tatsächlich in sechs Jahren Kanzler wird (ich weiß ganz und gar nicht, ob ich das gut finden soll).
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