Re: ROLLING STONE August 2011

#8058163  | PERMALINK

tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

wernerIch habe ihn gelesen und ich verstehe ihn sogar. Was du in diesem Text (zwischen den Zeilen, Subtext, hinter den Wolken, wo auch immer) herausliest – wie erwähnt: Diese Tirade gegen Lottmann kann nur persönlich geprägt sein, seine Texte lassen eine solche Abneigung sachlich nicht zu.

1. Ich nehme die Wolken
2. nichts persönlich und
3. Sachlichkeit kommt auch im Lottmann-Universum nicht vor

wernerDer Text ist „ein Auswurf“, „erbärmlich“, „Gespucke“, „schreibt wie die Teletubbies“, „ist ein Geplapper .. eines dichtenden Bären..“, „ist Bügelarbeit“, „ein Hoppelpoppel“, er ist ein „Realitätsjongleur“, usw. usf.
DAS ist erbärmlich einem Autor gegenüber, völlig respektlos und fernab jeglicher ernstzunehmender Kritik. Nur Häme, Hass und Diffamierung.

Ich stolpere nicht zum ersten Mal über Texte dieses oft anmaßenden aber durchaus talentierten Selbstvermarkters, der außer sich selbst scheinbar wenig zu mögen scheint, aber viel über vieles schreibt. Zuletzt hat er seine Häme (oder war es Neid) über den Publikumsliebling Thomas Klupp gegossen, einen der Preisträger des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Für Lottmann ist Klupp ganz selbstverständlich ein Jungmarxist, weil dieser in seinem Klagenfurter Vorlesebeitrag es gewagt hat auf beunruhigende Verschiebungen (unter anderem durch Neue Medien) zwischen Gesellschaft und Staat und auf damit verbundenen fortschreitenden Humanismusabbau einzugehen. Vielleicht hat der ältere Autor den jüngeren Autor aber nur nicht verstanden, weil der eine einen Zugang zur Realität hat und dem anderen Realität vollkommen gleichgültig ist.

Dass du (und andere) den oberflächlichen und überheblichen Rundumschlag im Rolling Stone Magazin in Sachen grüner Revolution offenbar als amüsant, interessant bzw. ausgewogen erachtest, kann ich nicht nachvollziehen. Kritik an grüner Politik darf und soll sein; wenn dies jedoch zu einer Verklitterung führt, wird es bedenklich. Anwohner der Kernkraftanlage Isar-1 werden bei Lottmann zu Hypertonikern, und weil es sonst nicht zum Artikel passen würde, sind sie natürlich allesamt grün. Die Sorgen eines Teils der Stuttgarter Bürger, die abgesehen von den Kosten auch eine zwanzigjährige Großbaustelle im Zentrum ihrer Stadt ängstigt finde ich nicht geeignet, sich darüber lustig zu machen; besonders wenn man im fernen Wien bzw. Berlin lebt. Ein Minimum an Respekt gegenüber anderen Meinungen halte ich für keine so große journalistische Anstrengung. Nur weil die schwäbischen Bahnhofs-Revoluzzer nicht ins Lottmannsche Weltbild hineinpassen muss man sie nicht fälschlicherweise alle zu Grünen erklären und dann obendrein diese Stuttgart-21-Gegner – wie bereits geschrieben – gemeinsam mit den Bürgerrevolutionen in Nordafrika verwursten. Das ist journalistisch unredlich; unwürdig für einen Autor und unwürdig für ein Magazin. Weshalb der Redaktion diese drei Seiten Öko- & Grünenverspottung (plus Titelaufmacher “Grüne Spießer”) wichtig waren, wird sie wohl wissen.

Der “dichtende Bär” war keineswegs diffamierend, sondern eine nicht unfreundliche Anspielung auf den Fahrrad fahrenden Autor.

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