Re: Noel Gallagher’s High Flying Birds – s/t

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nail75

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Mick67Hi hi, der ZEIT Redakteur lobt „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ in den höchsten Tönen.

Die gar nicht schlechte Rezension ist weitaus subtiler als Deine etwas vorschnelle Interpretation.

Gallagher macht auf diesem Album opulenten Gitarrenpop, angereichert mit allerlei Chören, Streichern und raumgreifenden Refrains – die Adult-Version von Oasis.

Das stand hier im Thread ja auch schon mehrfach – und nicht nur dort.

Seinen kleinen Bruder Liam stellt er damit in den Schatten. Dessen Album aus dem Frühjahr Different Gear, Still Speeding, aufgenommen mit seinem Projekt Beady Eye, wirkt im Direktvergleich fad wie ein Earl Grey, der schon zu oft aufgegossen wurde.

Vor allem auf Dauer – diese Meinung teile ich aber weitgehend.

Noel dagegen hat die Auflösung von Oasis im Sommer 2009 hörbar gut getan. Er klingt, als sei ihm ein Stein vom Herz gefallen: heller, inspirierter, melodischer. Liam und sein Jähzorn müssen ihm wirklich den letzten Nerv geraubt haben.

So sehr, dass er in jedem Interview betont, wie gerne er Oasis zurückhätte.

Sein Songwriting ist ergiebig wie vielleicht seit dem Wunderwerk (What’s The Story) Morning Glory nicht mehr, Songs wie der filmische Opener Everybody’s On The Run oder die hypnotische Ellipse AKA… What A Life! sind beste Beispiele.

Darüber kann man getrost verschiedener Ansicht sein.

Er stillt eine diffuse Sehnsucht nach Vertrautheit im unüberschaubar gewordenen Pop. Er wirft einen Rettungsring für alle Erschöpften aus, die im Wirrwarr unzähliger Mikroströmungen von Post-Dubstep bis Biopop zu ertrinken drohen.

Der Ambivalenz dieses Lobs ist der Autor sich nur zu gut bewusst.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.