Re: Count Basie

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gypsy-tail-wind
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Was die Sänger betrifft: die grossen waren Jimmy Rushing, Helen Humes und Joe Williams – was die mit Basie gemacht haben, mag ich sehr. Earle Warren ist für seinen Gesang oft und völlig zu Recht geschmäht worden – ist oft kaum auszuhalten, aber das Publikum wollte offensichtlich die sweet ballads bis zum Umfallen hören… allerdings muss festgehalten werden, dass Warren ein hervorragender Lead-Altist war, was bei all dem Geschmähe oft vergessen geht (Marshal Royal war in der NT-Band ein würdiger Nachfolger).

Billie Holiday hat leider kaum mit Basie aufgenommen – ich hab im Big Band Thread irgendwo schon mal ein bisschen was zu Basie geschrieben und dort auch das tolle 4CD-Set empfohlen, das Sony anstelle der 2004 zum Doppeljubiläum (Basie lebte von 1940-1984) eigentlich angebrachten kompletten Columbia-Set, das bis heute nicht existiert, herausgebracht hat. Dort finden sich auf CD4 die möglicherweise besten Live-Aufnahmen von Basie überhaupt, und es finden sich auch die paar Live-Aufnahmen mit Billie Holiday.

Was die NT-Band betriff… bis 1959 oder so waren sie unschlagbar, bis 1962 ging’s noch leidlich weiter bei Roulette, danach beginnen die Jahre, in denen wiederholt wird und eher selten wirklich gutes entstand, wenngleich die Band bis in die 80er hinein auf hohem Niveau weitermachte. Das „Golden Years“ 4CD-Set von Pablo dürfte den meisten für die Jahre ausreichen – es gibt allerdings durchaus einzelne Alben, die Erwähnung verdienen, etwa das Quartett mit Zoot Sims, die diversen Alben mit Oscar Peterson, die Duo-Reihe mit Trompetern (ich habe die Eldridge und Edison CDs) oder von den Big Band Alben etwa jenes, das Bill Holman arrangiert hat (das steht für mich klar über dem Level der „default“-Arrangeure wie Sammy Nestico, die solide Arbeit gemacht haben, die genau zur Band passt, die einfach weitermacht, aber eben nichts neues mehr ausprobiert).
Gegen Ende kamen dann die wirklich tollen Solisten abhanden… Lockjaw war wohl derjenige, der der Band (mit vielen Unterbrüchen) am längsten die Treue hielt. Sehr toll ist er auf dem United Artists Album „Basie Meets Bond“, das ich stets gerne und mit Nachdruck empfehle. Die CD ist leider vergriffen. (@ Alex: das mag als Titel seicht klingen, aber hör’s mal richtig an – von den nach 1960 entstandenen Basie-Alben ist das eins der allerbesten!)

Auch einige der Jams aus den 70ern mag ich ganz gerne, etwa „Get Together“ mit dem grossartigen Budd Johnson (da muss Lock sich richtig anstrengen, denn Johnson war immer da, um zu spielen!). Auf dem späten „Mostly Blues… and Some Others“ (1983) ist der kürzlich verstorbene Snooky Young zu hören, auch das sehr schön (Jaw ist auch dabei, ebenfalls Joe Pass). Mit Joe Turner und Eddie Vinson entstanden auch noch Aufnahmen – aber die mag ich nicht zu den anderen Gesangs-Alben zählen, da es sich um Jams handelt – eigentliche Band-Sänger waren die beiden mit Basie nie, soweit ich weiss.

Und Sinatra, klar… das Sands-Allbum ist gut, die beiden Studio-Alben auch, aber am Ende sind alle drei weder unter Basies noch unter Sinatras besten – so hör ich das jedenfalls, Du bist da möglicherweise anderer Meinung, Alex?

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