Re: Lady Gaga – Born This Way

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fincky87

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kramerWarum fordern hier so viele (ziemlich nassforsch) man möge ihnen das „Phänomen“ Gaga erklären? Oder besser gesagt, warum fordert man von anderen vehement etwas ein, was man selber nicht leisten kann? Egal, meiner Meinung nach hat Gaga es spätestens ab „The Fame Monster“ wie sonst niemand geschafft, sich trotz Superstar-Status (scheinbar) auf eine Stufe mit ihren Fans zu stellen. Eben ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und zu zelebrieren, das es imho bei keinem anderen Künstler ihrer (medialen) Größenordnung gibt und auch noch nie gab. Wahrscheinlich war der Rummel um Michael Jackson größer, aber im Gegensatz zu ihm oder Madonna hat Gaga es geschafft, ihren Fans das Gefühl zu geben, dass ihr persönlicher Triumphzug etwas ist, was sie zusammen mit ihren Anhängern erreicht hat und sie zeigt ihre Dankbarkeit in zahlreichen kleinen Gesten (z.B. mit einer Pizza-Lieferung für eine Schlange wartender Fans) die innerhalb ihrer zahlreichen Netzwerke einen großen, fast unbezahlbaren Effekt haben. Wenn Gaga plötzlich aus den Heerscharen von Fans das Youtube-Video eines kleinen Jungen auswählt, weil er einen ihrer Songs gecovert hat und ihn damit dann auch noch in diverse Fernsehshows katapultiert, dann gibt das vielen Fans zum einen das Gefühl, sie könnten die nächsten „Auserwählten“ sein und zeigt zum anderen, warum sie liebevoll „Mother Monster“ genannt wird. Das alles sind deutliche Indizien dafür, dass Gaga wohl auch die erste Künstlerin ist, die wirklich verstanden hat, wie man aus den zahlreichen Möglichkeiten des Internets das Maximum herausholt. Natürlich zeigt die ganze ihr geschenkte Aufmerksamkeit auch, wie verzweifelt Fans und Medien sich nach einem überlebensgroßen Superstar gesehnt haben, der vor allem, trotz der maximal möglichen Nähe zu den Fans auch wirklich ein Superstar der alten Schule ist und nicht ständig beim Rausbringen der Mülls oder beim Gassi gehen in schmierigen Jogginghosen fotografiert wird. Ein faszinierender Drahtseilakt. Die Gründe dafür gehen natürlich weit auseinander, aber die Sehnsucht nach einem überlebensgroßen Star, einer Identifikationsfigur war scheinbar so groß, dass Lady Gaga momentan, nach einer Reihe wirklich toller Singles und einem sagenhaften Mini-Album, auch von einem schwachen „Born This Way“ nicht zu Fall gebracht werden kann.

Ausschneiden und neben das Gaga-Poster hängen. Wunderbar formuliert.

Zur Musik. Heute morgen habe ich die Rezi auf laut.de gelesen und war wie immer schockiert. Da wird auch selten versucht, die Musik oder Texte mal zu verstehen oder mal in einen Kontext zu bringen. Gaga wird oft gleichgestellt mit Konservenmusik wie David Guetta und den BEP, aber bei Gaga hört man sogar in den durchschnittlichen Tracks, die Mühe die darin investiert wurde. Finde ich zumindest. Und deswegen ist „Born This Way“ mein absolutes Highlight seit Ewigkeiten. Es hat 7-8 Kracher und die anderen sind eher „nur“ gut, aber durch ihren Gesangsstil und die Texte etc., wandeln sich selbst diese Songs zu bombigen Stücken.

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