Re: Lady Gaga – Born This Way

#8001659  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

Registriert seit: 01.01.1970

Beiträge: 0

WenzelDas „Phänomen“ Lady Gaga hat hier auch noch keiner erklärt. Der SZ-Artikel enthält ein paar kluge, wenn auch nicht besonders originelle Gedanken. Die Reduzierung auf „Kirmes-Techno“ ist natürlich blödsinnig. Mich interessiert viel mehr, inwiefern sich die Rezeption von euch alten Männern von der von ihren pubertierenden Fans unterscheidet.New York, Warhol, postmodern, Gender Dingens etc..?
Oder hat sie nur ein Vakuum gefüllt ? Man sollte mal Diederichsen fragen…

Warum fordern hier so viele (ziemlich nassforsch) man möge ihnen das „Phänomen“ Gaga erklären? Oder besser gesagt, warum fordert man von anderen vehement etwas ein, was man selber nicht leisten kann? Egal, meiner Meinung nach hat Gaga es spätestens ab „The Fame Monster“ wie sonst niemand geschafft, sich trotz Superstar-Status (scheinbar) auf eine Stufe mit ihren Fans zu stellen. Eben ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und zu zelebrieren, das es imho bei keinem anderen Künstler ihrer (medialen) Größenordnung gibt und auch noch nie gab. Wahrscheinlich war der Rummel um Michael Jackson größer, aber im Gegensatz zu ihm oder Madonna hat Gaga es geschafft, ihren Fans das Gefühl zu geben, dass ihr persönlicher Triumphzug etwas ist, was sie zusammen mit ihren Anhängern erreicht hat und sie zeigt ihre Dankbarkeit in zahlreichen kleinen Gesten (z.B. mit einer Pizza-Lieferung für eine Schlange wartender Fans) die innerhalb ihrer zahlreichen Netzwerke einen großen, fast unbezahlbaren Effekt haben. Wenn Gaga plötzlich aus den Heerscharen von Fans das Youtube-Video eines kleinen Jungen auswählt, weil er einen ihrer Songs gecovert hat und ihn damit dann auch noch in diverse Fernsehshows katapultiert, dann gibt das vielen Fans zum einen das Gefühl, sie könnten die nächsten „Auserwählten“ sein und zeigt zum anderen, warum sie liebevoll „Mother Monster“ genannt wird. Das alles sind deutliche Indizien dafür, dass Gaga wohl auch die erste Künstlerin ist, die wirklich verstanden hat, wie man aus den zahlreichen Möglichkeiten des Internets das Maximum herausholt. Natürlich zeigt die ganze ihr geschenkte Aufmerksamkeit auch, wie verzweifelt Fans und Medien sich nach einem überlebensgroßen Superstar gesehnt haben, der vor allem, trotz der maximal möglichen Nähe zu den Fans auch wirklich ein Superstar der alten Schule ist und nicht ständig beim Rausbringen der Mülls oder beim Gassi gehen in schmierigen Jogginghosen fotografiert wird. Ein faszinierender Drahtseilakt. Die Gründe dafür gehen natürlich weit auseinander, aber die Sehnsucht nach einem überlebensgroßen Star, einer Identifikationsfigur war scheinbar so groß, dass Lady Gaga momentan, nach einer Reihe wirklich toller Singles und einem sagenhaften Mini-Album, auch von einem schwachen „Born This Way“ nicht zu Fall gebracht werden kann.

--