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Na ja, ich würde eben sagen man hört nicht mehr viel Tristano sondern fast nur noch Konitz. Der Ton ist viel tiefer, vibrierender, emotionaler, schwerer geworden – sowas hätte Tristano von seinen Leuten nicht toleriert, und schon in der langen 1955er Session (eine LP-Seite gab’s damals auf Atlantic, auf dem Tristano-Konitz-Marsh Mosaic dann zwei volle CDs, die mittlerweile auch aus Spanien wieder zu haben sind) hört man recht deutlich, wie Konitz sich von Tristano entfernt hat und sich beider Konzepte streckenweise ziemlich beissen.
Damals hat sich Konitz vor allem auch rhythmisch emanzipiert – Tristano wollte den Drummer immer nur als Metronom haben, keine noch so kleine Einmischung war erwünscht, keine fills oder bombs. Mit jemandem wie Paul Motian wäre er niemals klargekommen, er bevorzugte Minimal-Drummer wie Denzil Best. Das lag daran, dass er die rhythmische Variation quasi selber schon brachte und vom Drummer nicht auch noch benötigte. Bei Konitz war das bald anders, sein Spiel wurde rhythmisch einfacher, klarer und zugleich auch treibender, das hat dann für geschäftigere Drummer den Weg geöffnet – wohin das führen konnte hören wir auf „Motion“ mit Elvin Jones!
Warne Marsh hingegen, der rhythmisch stets subtil und unglaublich vielschichtig blieb – viel näher an Tristano, und auch näher an Tristano, was seinen kühlen Ton betrifft – wurde auf seinem Atlantic-Album von Paul Chambers und Philly Joe Jones fast umgeblasen… ist dennoch ein sehr schönes Album, Marshs Atlantic-Album, aber man merkt da eben die unterschiedlichen Konzeptionen.
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