Re: "Django Unchained" – der neue Tarantino

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Nachsatz:

Es hat mich schon immer irritiert, wenn der Holocaust mit einem Vergleichstabu belegt wurde. Wer das KZ-System mit dem stalinistischen Archipel Gulag, den Pol-Pot-Verbrechen, Maos Untaten, der Ausrottung der indigenen Bevölkerung in Nordamerika, dem millionenfachen Zutodeschinden von Indios und afrikanischen Sklaven im südamerikanischen Silberbergbau und und und vergleicht, gilt gerne mal gleich als halber Holocaustleugner. Aber vergleichen heißt doch nicht gleichsetzen! Nichts steht mir ferner, als die Abgründe der deutschen Geschichte verharmlosen zu wollen, und das Spezifische am Holocaust ist mir vollkommen bewusst. Wie man was moralisch wertet, steht dann nochmal auf einem anderen Blatt: Ich persönlich finde die Frage, ob millionenfacher Mord aus Rassismus schlimmer ist als millionenfacher Mord aus Habgier oder Machtgier, ziemlich akademisch. Kein einziges dieser Menschheitsverbrechen möchte ich verharmlost oder kleingeredet wissen.

Im übrigen glaube ich: Wer beim Holocaust auf einem totalen Vergleichstabu besteht, auf seiner allumfassenden historischen Einzigartigkeit beharrt, der duckt sich vor einer beunruhigenden Wahrheit weg – dass nämlich millionenfaches Morden immer wieder in der Geschichte möglich war und jederzeit wieder möglich ist, unter welchen ideologischen Vorzeichen und mit welchen Motiven auch immer.

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