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vorgartenV. das sextet
ONE STEP BEYOND (1963)
DESTINATION… OUT! (1963)außerdem:
grachan moncur III: EVOLUTION (1963)
Aus meiner Sicht eine der besten Bands der Jazzgeschichte.
Natürlich ist Destination Out einen Tick besser als One Step Beyond und Evolution deutlich besser als Some Other Stuff.
in der musikalischen emanzipationsgeschichte des jazz in den frühen 60ern gibt es eine wirklich hippe band:
Nur eine? Oder ist das nicht wertend?
mclean hatte seit 1958 keine feste band mehr. nach seiner CONNECTION-zeit wunderte er sich über die stereotypen playing-konzepte, die auch von den jungen spielern nicht verändert wurden und begab sich auf die suche.
McLean gehört aber zu denjenigen, die vor seiner Erweckung furchtbar einfallslosen Jazz gespielt haben – wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Wie großartig, dass er sich tatsächlich auf die Suche begab, andere hätten einfach weitergemacht.
monk war einer seiner inspirationsquellen (einen fluss durch wechselnde rhythmen hinzubekommen, bewunderte er an jenem besonders),
Das ist natürlich völlig klar.
pulp music aus science-fiction-filmen und fernsehserien eine zweite. das wird ja gerne vernachlässigt, für mich aber mehr und mehr zu einem sehr interessanten thema: das, was ich behelfsmäßig „newark gothic“ nenne – den skurrilen themenfundus von moncur, alan und wayne shorter, die in der nat-phibbs-band in newark zusammen spielten, damals zu komponieren anfingen und eine affinität zu billigen und schrägen populärmythen teilten, in begräbnisanzügen auftraten und von ihrer umwelt und ihren mitmusikern nicht mehr verstanden wurden. kompositionen wie „frankenstein“ und „ghost town“ (moncur), „witch hunt“ und „dance cadaverous“ (wayne shorter) oder „mephistopheles“ (alan shorter) lassen sich so erklären, auch die düstere skurrilität und das cinematographische ihrer musik. vieles, was menschen an den dreien bis heute merkwürdig finden (im nicht-genau-wissen, ob das alles humorvoll gemeint oder wirklich schräg war), hatten sie erklärtermaßen gemein – mit einigen satelliten, die gerne für einzelne momente in diese welt abtauchten, wie marion brown, archie shepp oder eben jackie mclean.
Das war mir völlig unbekannt, danke.
die hipness dieser band ist schwer herzuleiten. sie ist urban und entschieden weltlich.
Das stimmt auf jeden Fall. Sie ist auch weniger durchgeplant, durchkonstruiert wie andere avantgardistische Musik dieser Zeit, wirkt auf jeden Fall körperlicher.
das akademische fehlt dieser band auch – sie hat eher was ungeduldiges und verschrobenes, aus dieser kombination mocur einserseits, williams und hutcherson andererseits. letztere haben versucht, da weiterzumachen, mit oft kopfigeren ergebnissen – hutcherson mit joe chambers, williams mit seinen ersten leaderalben.
Ja! Die Williams-Soloalben sind schrecklich verkopft.
diese band wird aber eine sondergröße bleiben, nach coltrane, ayler, taylor, coleman ein weltlicher moment der zweiten avantgarde, vor der bürgerrechts-fire-music von shepp und roach und vor dem theatralischen furor vom art ensemble und dem arkestra von sun ra.
Die Band repräsentiert die bürgerliche Avantgarde.
gypsy tail wind
Was Moncur betrifft… eine schöne Geste, dass Mosaic seine Select-Reihe mit ihm begann! Ich kenne sein recht umschaubares Werk noch nicht komplett, sehr schön sind aber seine Beiträge zu „The New Wave in Jazz“ – auf der CD-Ausgabe ist eine halbe Stunde Musik von Moncur (mit Hutcherson, McBee und Beaver Harris). Auf der LP war nur das kurze „Blue Free“ zu hören, für die CD-Ausgabe wurde das 24-minütige „The Intellect“ nachgereicht (ebenso wie übrigens ein 13-minütiges Charles Tolliver-Stück, „Plight“, mit Spaulding, Hutcherson, McBee und Higgins, dafür fehlt das Ayler-Stück, das allerdings auch auf dessen Doppel-CD mit den Village-Konzerten zu finden ist).
Die stammen von dieser Doppel-LP. Ich war aufgeregt, als ich mir das Stück angehört habe, aber The Intellect hat bislang keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.