Re: john lenwood "jackie" mclean

#7975367  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

Beiträge: 45,074

redbeansandricenein – aber ich denke, was man schon sehen muss, ist, dass ein großer Teil des klassischen Jazz dieser Jahre von sehr wenigen Produzenten kommt… und dass die wirklich etwas zu sagen hatten… ist wenig überaschend, dass Prestige, das (nach ca 1958) am schwersten zu fassende dieser Labels, auch als einziges einen größeren Stab hatte… diese ganzen Serien auf Riverside (Montgomery, Monk, Griffin, Blue Mitchell…) sind ja alle mit viel Geschmack auf Abwechslung getrimmt – und die Cannonball Adderley Produktionen heben sich ein gutes Stück ab… auf die Idee, das manche Künstler sich selber darum kümmern können, scheint man nicht gekommen zu sein (und vielleicht kamen die Künstler selber nicht drauf, teilweise…); das hat sich ja immer mehr entwickelt (beim Artwork mitreden zB wird in diesen Jahren noch weitgehend uindenkbar gewesen sein… und wann man sich die ganzen hässlichen Jazzcds heutzutage ansieht, denkt man, das ist nicht immer schlecht)… und um den Gedanken noch abzuschließen: Ich find es – soweit man das überblicken kann – im Lichte von sowas wie Fat Jazz überhaupt nicht überaschend, dass McLean unter besseren Bedingungen wirklich so gut werden konnte, wie er es geworden ist… also, zumindest einen starken eigenen Geschmack kann man auf den frühen Sachen durchaus schon erkennen…

Auch wenn das manche vielleicht nervt, das hat natürlich viel mit rassistischen Vorurteilen zu tun. Man muss sicherlich die Geschichte des Jazz als Geschichte der Ausbeutung von Schwarzen missverstehen, um zu erkennen, dass sich gerade weiße Amerikaner in den 1950ern mit dem Gedanken schwertaten, dass Afro-Amerikaner konzeptionelle Entscheidungen trafen. Natürlich gab es Ausnahmen, aber dass die weißen Label-Besitzer bzw. Produzenten das Heft in der Hand behalten wollten, ist relativ offensichtlich. So gab es diese „Arbeitsteilung“. Schwarze machen die Musik und Weiße machen den Rest. Diese Grenzen in Frage zu stellen, kam wohl vielen nicht in den Sinn. Wenig überraschend, dass das ausgerechnet bei einem Label anders war, das von jüdischen Emigranten aus Deutschland gegründet wurden, die aufgrund ihrer Herkunft nicht dieselben rassistischen Vorurteile hatten wie weiße Amerikaner. Kein von Amerikanern geleitetes Label hätte Ike Quebec (oder irgendeinen anderen Schwarzen) in verantwortlicher Position beschäftigt.

--

Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.