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newkCecil Taylor würde es wohl nicht zugeben, aber der hat natürlich auch von Bartok und Messiaen gelernt.
Und von Tristano und Brubeck, was er auch früher mal zugegen hat… jedenfalls schreibt Ekkehard Jost darüber. Keine Ahnung, ob Taylor heute noch dazu stehen würde.
1951 ging Taylor nach Boston, wo er während der folgenden drei Jahre am New-England-Konservatorium Klavier, Solfège, Harmonielehre und Komposition studierte. Hier intensivierte sich der Kontakt mit den Werken Schönbergs, Bergs und Weberns, vor allem aber mit den „Klassikern“ der Moderne, Bartók und Strawinsky, deren Musik dem Naturell Cecil Taylors offenbach [sic] näherlag als die Zwölfton-Techniken der Wiener Schule.
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Bereits in New York hatte Taylor zu Ende der vierziger Jahre die Orchester von Count Basie, Jimmy [sic] Lunceford und Duke Ellington gehört. Und obwohl besonders die Musik Ellingtons einen nachhaltigen Eindruck auf ihn hinterliess, waren es zunächst zwei andere Pianisten, deren Musik ihn faszinierte: Dave Brubeck und Lennie Tristano. Es mag aus heutiger Sicht befremdend anmuten, dass Cecil Taylor sich gerade zu der sachlichen Kühle der Musik Tristanos und dem pompösen Überschwang Brubecks hingezogen fühlte. Beide Musiker besassen jedoch einen ähnlichen musikalischen Hintergrund wie Taylor, und beide waren darum bemüht, die harmonischen und formalen Gegebenheiten des Jazz durch die Einbeziehung „europäischer“ Stilmittel zu modifizieren. Dass beiden eine gewisse Sterilität des Ausdrucks zu eigen war, dürfte für Taylor zu diesem Zeitpunkt, da er weder zu der Musik Thelonious Monks noch sonst zu einem der Musiker des Bebop ein engeres Verhältnis gefunden hatte, nicht entscheidend gewesen sein. Über seine erste Begegnung mit Dave Brubeck berichtet Taylor: „Bei Brubecks Debut in New York 1951 war ich sehr beeindruckt von der Tiefe und der Textur seiner Harmonik. Seine Akkorde waren vielstimmiger als ich es bei irgendjemandem sonst jemals vorher gehört hatte. Darüberhinaus besass seine Musik eine rhythmische Bewegung, die ich erregend fand… Ich mochte Strawinsky sehr – und Brubeck hatte bei Milhaud studiert. Weil ich Milhaud kannte, verstand ich Brubecks Musik“ (nach Spellman 1967, 61). Von Tristano sagt Taylor: „Seine Ideen interessieren mich, weil er in der Lag war, ein Klaviersolo zu konstruieren, und ich glaube, das ist auch der Grund dafür, dass ich Brubeck mochte. Brubeck war die andere Hälfte von Tristano: Tristano besass das Lineare und Brubeck die harmonische Dichte, nach der ich strebte“ (ebda, 62).
~ Ekkehard Jost: Free Jazz. Stilkritische Untersuchungen zum Jazz der 60er Jahre. Mainz 1975, S. 77
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