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Anonym
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Großen Dank für diesen bft, redbeans! Die meisten Titel stammen wohl aus einer Zeit, in der ich mich noch weniger auskenne als ohnehin schon, sodass ich überlegt hatte, ob ich nicht einfach die bisherigen Beiträge lese und dort, wo mir noch etwas einfällt – Fragen zum Beispiel –, schreibe. Aber ich halte mich mal an die Hauptregeln – freue mich aber sehr auf die anschließende Lektüre der Diskussion, die bestimmt lehrreich sein wird.
Die Musik macht von Durchgang zu Durchgang immer größere Laune und ich muss mich schon wundern, dass mir ausgerechnet die Titel mit Gitarre und Orgel – zwei Instrumente, die ich bisher nie gesucht habe – mächtig gefallen! Gefallen habe ich, vielleicht abgesehen von einem Stück, aber wohl an allen. Das ist vorerst die für mich schönste Überraschung an dieser Zusammenstellung. Danke dafür.
1) Da geht es schon los – und eine Seltsamkeit, die mich reichlich durch den bft begleiten wird: »irgendwie« meine ich, die Musik zu kennen – obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, woher … – Erste Assoziation: Henry Mancini und die Rosafigur. Das Saxophon beginnt mit einer Art Tonwitz und spekuliert dann amüsiert in Lounge-Sesseln (so stelle ich mir die zumindest vor). Gefälliger Teppich, ohne jeden Widerstand, von Percussion und Klavier. Schön zu hören, aber auch gut, dass es zur rechten Zeit endete. Diese selbstantreibenden Pulse lassen sich nicht endlos fortsetzen.
2) Gesang – höre ich so gut wie nie, aber der Mann hat etwas in der Stimme, der mich sogar die Big Band vergessen lässt, die ich auch so gut wie nie höre. Ist leider so: das erscheint mir oft wie Gezappel. Am auffallendsten bricht da für kurze Zeit das Sax aus – aber die haben da alle wohl unheimlich gute Laune, mit einer von diesen amerikanischen Limousinen durchs Nachtleben zu fahren. Klavier ist ziemlich o. k. Weiterer feiner Einstieg, ich weiß aber noch nicht, ob mir das alles schön genug proportioniert ist oder doch eher ein Wiesentanz, bei dem auch mal gestolpert wird – und werden darf, natürlich.
3) Aha, Soloklavier mit dem Gestus: Jetzt mal halblang – ich bin der halbe Beethoven. Ist das Tatum-Schule – die es ja aber wohl nicht gibt? Nach der Eröffnung ist mir das zunächst etwas zu akkordlastig, das ändert sich dann und sie werden auch im Bass ausgespielt, die Akkorde. Das Diskant-Geklimper zum Abschluss hat mich im ersten Durchgang gestört – wozu immer die Versöhnung – aber jetzt, beim vierten Hören, sei es in Ordnung. Insgesamt ein Potpourri, in dem die Finger an einigen Stellen mehr rühren als der Kopf wollen kann.
4) Was ist denn das? Gewogene Schönheit – gerade wegen der Gitarre und den Vibes. Große Feinheit, hebt sich sehr ab vom Vorigen. (Obwohl ich beim Sax nicht sicher bin, der zieht kleine Schlenker, die auch bei 1) drin waren, aber feiner.) Ruhiges Schlagzeug, das einfach da ist. Perfektes Stück, wie ein Wellengang, aus dem immer wieder einmal ein Solofähnchen ragt, aber nie zu lang plaudernd. Schönes Gespräch mit schönem Ende – im Unterschied zu 3). Großartige Vibes. Hier bin ich auf die Namen gespannt, um viel Geld loszuwerden.
5) Erschließt sich mir erst nach und nach; ist charmant und nett, nichts Neues unter der Saxsonne, der Bass treibt es dann endlich an, das Klavier erschüttert nichts (na gut, sagt es, ich kann auch interessanter spielen, warum denn nicht, aber ich bekomme ja keinen Raum), das Schlagzeug auch routiniert. Warum nicht hören, ist ein nettes Stück, aber dann wollten sie wohl selbst nicht mehr weiter machen.
6) Ein Jahrzehnt später? Phantastisch verschwurbelt! Trompete und Tenor – die sind beide noch nicht so alt? Hört sich an, als ob sie sich von etwas lösen möchten – und das auch können, bevor sie es beweisen müssten. Klavier interessanter als alle zuvor, es bereitet nicht nur irgendwelche Einsätze vor, sondern wird auch selbst vorbereitet. Schöne Passagen, in denen es durch kurz angespielte Akkorde nur Suggestionen linearer Läufe gibt. Unglaublicher Witz in allem. Zweiter Höhepunkt (neben 4). Über dieser Session schwebte ein lustiger Geist.
7) Das weitere beste Klavier bisher. Vermutlich der Leader? Tour de Force, aber entspannt. »So, wir gehen da jetzt raus, vergessen mal unseren Streit, und geben den Leuten, was sie mögen, ihr wisst schon, so weit wir das wollen. Ärmel hochgekrempelt, ja? Wir wissen, was wir können.«
8) Das läuft einfach durch, auch beim vierten Mal. Amerikanische Familienserienmusik. Klavier hat keinen Ton. Alle sind auf Spieluhr getrimmt. Das einzige Stück, mit dem ich gar nichts, gar nichts anfangen kann. Alle schlechten Eigenschaften der Musik in sich vereinigt: Palaver, Überredung, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Routine – aber alles mit großer Trommelei natürlich.
9) Aufstieg in die Spelunke. Füße wippen. Alle im Dienst der Trompete – nur das Sax widersetzt sich freundschaftlich den Spitzen und Hüpfereien. Höhepunkt Number 3.
10) Hm. Das kenne ich, würde ich mir doch endlich mal Jazztitel merken, würde ich es nachhören können. Musikalisch bin ich da ratlos, ein Zwischenschmankerl.
11) Abteilung Metall. Ist das ein E-Bass? Garbarek? Katché? Die latschen mir etwas zu lang auf dem einzigen Motiv herum und die Percussion hört sich an, als ob sie in einem Drehsessel säße, in dem sie die Möglichkeiten der Hi-Hats abfährt – mit Wissen und Können, klar, aber das ist mir zu clean.
12) Erinnert mich an 7) – nur wirrer. Großartige, von mir aber noch nicht nachvollziehbare Entwicklung.
13) Jetzt geht es in die Schlussvorhänge. Die Orgel juckt, das Sax antwortet mit Ziehen, irgendwoher kenne ich dieses Ziehen (abgesehen davon, dass das inzwischen ein geläufiger Topos ist, den viele in der Kehle haben), aber es fällt mir einfach nicht bei! Die Trompete ist gefällig, lässt mich deshalb kalt zurück. Dann wieder die Orgel: das ist phantastisch präzis.
14) Stammt das Sax aus dem Hawkins-Kreis? Schwenk zu Nr. 1 im bft? Die Orgel schummert ganz anders als in 13), Hammond? Also gut, die hatten gute Laune – lass ich mich gern von anstecken bei Laune. Das Sax rundflexibel, aber ja.
15) Latin-Folklore aufgeweckt von einer zynischen Gitarre. Instrumente nebensächlich – abgesehen von der Gitarre. Schöner Anschlag, der weiß, was er will. Rocksoul ist auch kein Hindernis, warum auch.
Herzlichen Dank, redbeans, noch einmal für diesen feinen bft.
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